Irgendetwas ist anders in der Gronaustraße. Aber auch in der Heroldstraße, in der Missundestraße oder in weiteren benachbarten Straßen des Brunnenstraßenviertels. Hier ist es ein bisschen grüner und auch ein bisschen ordentlicher als in anderen Straßen der Nordstadt. Denn hier sind Edeltraud Pohl und 16 weitere Baumscheibenpaten regelmäßig mit der Gartenschere, der Schaufel und der Gießkanne unterwegs. Sie kümmern sich um insgesamt 26 Pflanzbeete am Straßenrand.
„Wir haben ein Interesse daran, unser Wohnumfeld zu verschönen“
„Wir wohnen gerne hier in der Nordstadt, nicht nur weil unsere Wohnungen so stadtnah und zentral liegen. Deshalb haben wir ein Interesse daran, unser Wohnumfeld zu verschönen“, sagt Edeltraud Pohl. „Ja, wir wollen ein positives Zeichen setzen“, nicken die Baumscheiben-Kollegen Hardy Maaser und Dagmar Schmitz.
Und so wächst in den kleinen Beeten unter den Bäumen kein Unkraut. Aber es gibt auch keinen Müll. Dem haben Edeltraud Pohl und ihre Mitstreiter den Kampf angesagt. Gegen Vandalismus ist leider kein Kraut gewachsen. Oder gegen Diebe. „Blumen pflanze ich deshalb schon lange nicht mehr an“, sagt Baumscheibenpatin Martina Kleine. Dafür gibt es Kirschlorbeerbäume, Koniferen, viel Efeu und zahlreiche Gräser.
Leider gibt es Hundebesitzer, die das Engagement nicht zu schätzen wissen. Sie schicken ihre Vierbeiner fürs kleine und große „Geschäft“ bewusst in die gepflegten Beete vor den mehrgeschossigen Wohnhäusern. Und auch die Fahrradfahrer zeigen für den ehrenamtlichen Einsatz der Baumscheibenpaten nicht immer ein Herz. Zu sehr bieten sich die Bügel neben den Baumscheiben als Fahrrad-Halter an.
Gegen die Drogendealer haben die regen Baumscheibenpaten ihren Kampf gewonnen
Einen Kampf allerdings haben die regen Baumscheibenpaten gewonnen. Ausgerechnet den gegen die Drogendealer. Die Zeiten, als unter den farbigen Bodendeckern Drogen versteckt wurden, sind vorbei. Drogenhändler mögen es nicht, wenn emsige Gärtner ständig in der Nähe ihrer „Tütchen“ herumschneiden, zupfen und gießen.
Doch es gibt glücklicherweise auch die Kehrseite. „Es gibt viele Nachbarn, die unser Engagement schätzen“, sagt Baumscheibenpatin Martina Kleine. Und schon ein Lob eines Spaziergängers – „Das sieht aber schön aus hier“ – entschädigt für so manchen Frust.
2006 hat Edeltraud Pohl die Initiative ergriffen und zu einer Versammlung eingeladen. Ihr war der ungepflegte Bahndamm vor ihrer Haustür ein Dorn im Auge. Schwierige Verhandlungen mit der Bahn folgten – mit einen gutem Ausgang und viel Arbeit für die Rentnerin. Sie darf sich nun um „ihren“ Abschnitt des Bahndamms selbst kümmern.
Auch für zwei weitere Abschnitte haben sich Paten gefunden. Und mittlerweile sehen auch 26 Baumscheiben in diesem Viertel aus wie aus dem Ei gepellt. Das hat sich bis ins Rathaus herumgesprochen. Mittlerweile gibt es für die Pflanzaktionen sogar einen kleinen Zuschuss von der Stadt und bei schweren Arbeiten auch schon mal Hilfe von Fachämtern.
HINWEIS:
– Der Artikel von Claudia Behlau ist ein Beitrag aus dem Buch “Wir: Echt Nordstadt”.
– Das Buch mit 106 Gruppenportraits ist kostenlos beim Quartiersmanagement Nordstadt, Mallinckrodtstraße 56, 44147 Dortmund, erhältlich. (Mail: info@nordstadt-qm.de)
– Eine große Ausstellung mit Bildern und Texten zu “Wir: Echt Nordstadt” ist bis Ende September 2015 am Big Tipi im Fredenbaumpark zu sehen.