„Geschaffen. Geschwitzt. Gehofft.“ ab Sonntag im Hoeschmuseum:

Ausstellung zum Jubiläum auf der Westfalenhütte stellt die Hoeschianer in den Mittelpunkt

Bild des Eisen- und Stahlwerks Hoesch aus dem Jahr 1885 aus dem thyssenkrupp Archiv.
Das Bild des Eisen- und Stahlwerks Hoesch aus dem Jahr 1885 aus dem thyssenkrupp Archiv zeigt die Anfänge. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Die Westfalenhütte besteht seit 150 Jahren – für das Hoeschmuseum natürlich ein Grund, zum Jubiläum eine neue Sonderausstellung zu organisieren. Sie stellt dabei das Thema Arbeit in den Mittelpunkt – und damit die Menschen, die dort gearbeitet haben. Denn Hoesch war einst der größte Arbeitgeber der Stadt – in der Spitze waren es 25.000 Beschäftigte. „Geschaffen. Geschwitzt. Gehofft“ heißt die Schau.

Der Hauptstandort von Hoesch prägt über 100 Jahre den Stadtteil

Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Am 1. September 1871 wurde die Westfalenhütte als Eisen- und Stahlwerk Hoesch in Dortmund gegründet und prägte über 100 Jahre lang den Stadtteil rund um den Borsigplatz. Zum 150. Jahrestag des ehemaligen Hauptstandortes der Hoesch AG zeigt das Hoesch-Museum nun die Ausstellung.

Vom 10. Oktober 2021 bis 23. Januar 2022 geht es um die Mitarbeiter:innen, ihre Arbeitsplätze und Geschichten beim einstmals größten Arbeitgeber der Stadt. Die Besucher:innen erfahren, wie Arbeitsplätze geschaffen wurden, wie die vielfältigen Tätigkeiten die Belegschaft schwitzen ließen und wie sie alle auf eine gute Zukunft im Ruhrgebiet hofften. Das Leben der Hoeschianer:innen wird anhand von Archivalien, Fotos und Exponaten lebendig. 

Die Ausstellung wird am Sonntag (10. Oktober) um 11 Uhr offiziell vor dem Museum eröffnet. Die Laudatio hält Kay Bandermann, Wirtschaftsjournalist und Podcaster zu „150 Jahre Hoesch“, anschließend führt Museumsleiterin Isolde Parussel in die Ausstellung ein.

„Diese Ausstellung ist ein Geschenk an die alten Hoeschianer“

Wolfgang E. Weick, stellv. Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums, freut sich über die Würdigung für die Beschäftigten.
Wolfgang E. Weick, stellv. Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums, freut sich über die Würdigung für die Beschäftigten. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

„Diese Ausstellung ist ein Geschenk an die alten Hoeschianer und zum größten Teil aus dem Bestand des Museums und des Konzernarchivs“, betont Wolfgang E. Weick, stellv. Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums. Die Ausstellung rücke bewusst die Menschen, die hier gearbeitet haben und die Hoeschfamilie gebildet haben, in den Mittelpunkt. „Das war das, was Hoesch auszeichnete – die Menschen, die Gemeinschaft.“

Die Ausstellung enthalte viele Objekte und Sachen, die man herausheben könne, so Weick. Darunter gehört auch die Gründungsurkunde im Original:  „Das zeugt auch von der wunderbaren Zusammenarbeit mit dem Konzernarchiv“, so der Vorstand des Hoeschmuseums. Er bedankte sich für die intensive Kooperation mit dem Unternehmen und der Stadt – letztere wird künftig noch intensiver, betont er mit Blick auf die Erweiterung des Museums und die Übernahme des Gebäudes.

Bild des Eisen- und Stahlwerks Hoesch aus dem Jahr 1896 aus dem thyssenkrupp Archiv. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Isolde Parussel, die Leiterin des Hoesch-Museums, hat die Ausstellung koordiniert und gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen erstellt. „150 Jahre Arbeit war der Arbeitstitel. Der Mensch war dabei ein Faktor, der Standort ein anderer“, so Parussel, Denn die „Westfalenhütte“ war nicht immer Westfalenhütte – diesen Namen gebe es erst seit 1937. 

Doch das sei nicht entscheidend: „Es geht um den Ort – daher Westfalenhütte“. 14 Abteilungen gibt es in der Ausstellung. Sie ist nicht chronologisch, sondern „nur“ thematisch. „Wir schaffen es ja auch nicht, immer 150 Jahre abzudecken. Es gibt Leerstellen“, erklärt sie. Manche Leerstellen seien bewusst, weil diese Facetten durch die Dauerausstellung abgedeckt würden.  „Es gibt aber auch Leerstellen, weil eine Ausstellung immer eine Auswahl treffen muss“, so die Museumsleiterin.

„Ein wachsendes Kunstwerk“ zeigt Hoeschianer

Museumsleiterin Isolde Parussel vor einer Collage aus Portraits von Hoesch-Mitarbeiter*innen am Standort Westfalenhütte seit 1871.
Museumsleiterin Isolde Parussel vor einer Collage aus Portraits von Hoesch-Mitarbeiter*innen am Standort Westfalenhütte seit 1871. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Eine Besonderheit ist die Galerie, in der Köpfe gezeigt werden – Portraits von Menschen, die auf der Westfalenhütte gearbeitet haben oder noch arbeiten. Zum Start sind es 130 Personen. „Wer will, kann seine Angehörigen für die Ausstellung melden – mit Foto, Lebensdaten und Beruf. Es ist ein wachsendes Kunstwerk“, erklärt Isolde Parussel. 

Unter den 130 Menschen zum Start ist auch ein bisher Namenloser: „Auch ein unbekannter Zwangsarbeiter ist darin, weil es eine große Anzahl Menschen gab, die hier geschuftet haben“, legt sie auch einen Fokus auf diese Facette der unrühmlichen Geschichte des Standortes. 

Auch andere Themen kommen nur mit wenigen Exponaten vor – dazu gehören die Themen Migration oder auch die Beschäftigung von Frauen. Jedes diese Themen wäre eine eigene Ausstellung wert – oder war es schon.

„Mitbestimmung“, „Sicherheit“, „Freizeit“ oder „Verwaltung“

Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Im Zentrum der Ausstellung stehen die Menschen des Werks und ihr facettenreicher Arbeitsalltag. In Kapiteln wie „Mitbestimmung“, „Sicherheit“, „Freizeit“ oder „Verwaltung“ erzählt sie beispielsweise vom kollegialen Wettbewerb um Produktionsqualität oder eingereichte Verbesserungsvorschläge. 

Sie berichtet davon, wie Hoeschianer:innen organisiert für ihre Rechte kämpften, Sportgruppen gründeten oder die vielfältigen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten nutzten. Sie wirft aber auch einen Blick in die Gegenwart und Zukunft des Werksstandortes, der von Renaturierung und der Schaffung von Wohnraum geprägt sein wird. 

Zu den besonderen Ausstellungsstücken gehört die originale Gründungsurkunde der Familie Hoesch von 1871 – eine Leihgabe aus dem thyssenkrupp Konzernarchiv Duisburg.

Sie String Garderobe (Entwurf 1950er-Jahre von Karl Fichtel für Drahtwerke Erlau A.G.).
Sie String Garderobe (Entwurf 1950er-Jahre von Karl Fichtel für Drahtwerke Erlau A.G.). Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Daneben zeigt das Museum selten präsentierte Exponate aus der eigenen Sammlung, z.B. Helme und Ausweise oder überraschende Designklassiker der ehemaligen Arbeitsplätze, etwa die „String-Garderobe“ von Karl Fichtel oder eine Bauhaus-Tischlampe von Kaiser Idell. 

Zum Jubiläum der Westfalenhütte erscheint seit August auch der Podcast „Hoesch150 – Wie Stahl eine Stadt prägte“, der einmal wöchentlich chronologisch, aber auch mit Themenschwerpunkten Bekanntes und Neues sowie überraschende Details der drei großen Dortmunder Hoesch-Werke erzählt. Er ist kostenfrei unter www.hoesch150.de und auf allen gängigen Podcast-Portalen verfügbar.

Mehr Informationen:

  • Hoesch-Museum, Eberhardstr. 12, 44145 Dortmund
  • „Geschaffen. Geschwitzt. Gehofft“: Hoesch-Museum stellt 150 Jahre Arbeit auf der Westfalenhütte aus 
  • 10. Oktober 2021 bis 23. Januar 2022  
  • Der Eintritt ist frei
  • dortmund.de/hoeschmuseum
  • Öffnungszeiten:
    Dienstag, Mittwoch 13 bis 17 Uhr
    Donnerstag 9 bis 17 Uhr
    Sonntag 10 bis 17 Uhr

Reaktionen

  1. Bauarbeiten an der Oesterholzstraße: Hoesch-Museum bis 26. Oktober nicht mit dem Auto erreichbar (PM)

    Die Oesterholzstraße wird vom 15. bis 26. Oktober für Autos komplett gesperrt. Grund sind Arbeiten am Schienennetz der Stadtbahn. Wer in dieser Zeit das Hoesch-Museum besuchen möchte, sollte auf Stadtbahn oder Bus ausweichen bzw. kann weiterhin mit dem Fahrrad oder zu Fuß kommen. Eingeschränkte Parkmöglichkeiten gibt es in den anliegenden Straßen oder am Hoeschpark.

    dortmund.de/hoeschmuseum

  2. Sonntags im Hoesch-Museum: Radtour und Führung auf den Spuren von Stahl und Eisen (PM)

    Die Anfänge der Eisen- und Stahlindustrie seit 1840, das Leben und Arbeiten der „Hoeschianer“ und der Strukturwandel – um diese Themen geht es in der öffentlichen Führung „Stahlzeit in Dortmund“ am Sonntag, 24. Oktober, 14 bis 15 Uhr im Hoesch-Museum (Eberhardstr. 12). Originale Werkzeuge, authentische Objekte und interaktive Stationen lassen Vergangenheit und Gegenwart lebendig werden. Die Führung kostet 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro. Der Eintritt in die Ausstellung ist frei.

    Außerdem startet bereits um 11 Uhr eine Fahrradtour auf den Spuren von Stahl und Eisen im Stadtgebiet. Es geht zuerst exklusiv über das Gelände der ehemaligen Westfalenhütte, heute ThyssenKrupp Steel. Die weiteren großen Stationen liegen am Phoenix-See und auf dem Phoenix West-Gelände. Zurück am Hoesch-Museum findet zum Abschluss eine kurze Einführung zur Dauerausstellung statt.

    Die Teilnehmer*innen fahren teils entlang der ehemaligen Gleistrasse der Stahl- und Eisentransporte und über die Wege der ehemaligen Elias-Bahn. Die Strecke ist etwa 27 km lang. Die Fahrt dauert einschließlich einer Pause am Phoenix-See drei bis vier Stunden und kostet 5 Euro pro Person.

    Anmeldung unter (0231) 8 44 58 56 oder hoesch-museum@web.de.

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