Ausstellung „Heißes Glas“ im Depot präsentiert Werke von Heide Kemper und bietet spannende Einblicke in ihre Arbeit

Neben den ausgestellten Objekten wird die Ausstellung „Heißes Glas" spannende Einblicke in deren Entstehungsprozess bieten.
Neben den rund 50 Exponaten wird die Ausstellung „Heißes Glas“ besondere Einblicke in deren Entstehungsprozess bieten.

Heide Kemper liebt Glas. Für sie gibt es keinen spannenderen Werkstoff als Künstlerin. Seit über 20 Jahren benutzt sie unterschiedliche Techniken, um ihm Form zu verleihen, ihn in Szene zu setzen und ihre Visionen mit ihm und durch ihn zu verwirklichen. Noch im November waren ihre Arbeiten bei der Ausstellung „Zehn Milliarden“ in der Galerie im Torhaus des Rombergparks in Dortmund zu sehen. Vom 6. bis zum 15. Juli stellt sie nun unter dem Titel „Heißes Glas“ im Depot in der Nordstadt aus. Waren im Rombergpark hauptsächlich Arbeiten der Glasfusing-Technik zu sehen, stehen im Depot mundgeblasene und im Sandgussverfahren hergestellte Objekte im Vordergrund.

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, Glas ein Gesicht zu verleihen

Heide Kemper hat ihre ganz privaten Schätze für „Heißes Glas" zusammengestellt.
Heide Kemper hat ihre ganz privaten Schätze für „Heißes Glas“ zusammengestellt.

„Glas ist einfach unglaublich spannend. Mal erscheint es transparent, mal opak, mal farbig. Man hat unendlich viele Möglichkeiten, ihm ein Gesicht zu verleihen. Außerdem stellt es durch seine physikalische Beschaffenheit eine große Herausforderung dar“, so Heide Kemper. 

Sie entdeckte ihre Leidenschaft schon früh. Während ihres Objektdesignstudiums an der Fachhochschule Dortmund von 1986 bis 1993 kam sie zum ersten Mal in Kontakt mit dem Werkstoff Glas. Inspiriert durch die Arbeiten eines Kommilitonen, machte sie ihre ersten eigenen Versuche im Bereich Glasfusing. 

Darunter versteht man allgemein das Verschmelzen von Glas verschiedener Farben und Formen. Mit dieser Technik arbeitet Kemper hauptsächlich mit Fensterglas. Sie begann mit dem Einschmelzen von Blättern zwischen zwei Glasscheiben und fing Feuer für den Werkstoff. „Das waren tolle Zeiten, in denen wir einen umgebauten Töpferofen zum Einschmelzen in der eigenen Wohnung für unsere Arbeiten benutzt haben“, erinnert sich Kemper. 

Es entsteht eine verblüffende Räumlichkeit und Tiefe in den Objekten

Die mundgeblasenen Objekte lassen sich anhand ihrer glatten Oberfläche leicht erkennen.
Die mundgeblasenen Objekte lassen sich anhand ihrer glatten Oberfläche leicht erkennen.

Durch die verblüffende Räumlichkeit und Tiefe, die in den gläsernen Objekten entstand, und die Freiheit der kreativen Entfaltung war ihre künstlerische Leidenschaft geweckt. Von nun an war Glas ihr Medium, das sie heute in unterschiedlichster Form bearbeitet.

Die neue Ausstellung „Heißes Glas“ stellt nun Arbeiten in den Vordergrund, die nicht durch Glasfusing, sondern durch andere Techniken entstanden sind. Es werden mundgeblasene und im Sandgussverfahren hergestellte Objekte ausgestellt. Glasfusing-Arbeiten werden die Ausstellung lediglich abrunden.

Die in den unterschiedlichen Verfahren hergestellten Objekte lassen sich auch vom ungeschulten Auge leicht voneinander unterscheiden. Während die mundgeblasenen Stücke eine glatte, transparente Oberfläche aufweisen, sind die im Sandgussverfahren entstandenen oberflächlich rau und nicht so klar bzw. nur bedingt transparent.

Beim Sandguss bleibt ein Zeitfenster von 20 Sekunden, um das Objekt in Form zu bringen

Eine mit Kupferdraht und Glasscherben ausgelegte Sandgussform.
Eine mit Kupferdraht und Glasscherben ausgelegte Sandgussform.

Bei der Herstellung mit der Glasmacherpfeife werden mehrere Schichten geschmolzenes Glas übereinander aufgebracht. Wenn die richtige Dicke erreicht ist, wird das Glasobjekt über zuvor arrangierte Gegenstände und/oder Materialien abgerollt, die sich mit dem heißen Glas verbinden. Anschließend werden wieder mehrere Schichten Glas aufgebracht, so dass die verschiedenen Materialien nach dem Abkühlen im Glas eingeschlossen sind.

Bei der Sandgussvariante wird spezieller Sand in eine Gussform gegeben. Er enthält einen hohen Graphitanteil als Trennmittel. Im nächsten Schritt werden Materialien wie Kupferdraht oder farbige Glasscherben in dem Sand arrangiert, je nach Vision des Künstlers oder der Künstlerin. Dann wird heißes, zähflüssiges Glas mit einer Temperatur von 1.250 Grad Celsius darüber gegossen.

Anhand der Verfärbung der heißen Masse von leuchtend gold, über rot-orange bis hin zu dunkelrot lässt sich ableiten, wann das Material bereit ist, in Form gebracht zu werden. Ein spannender Moment, bleibt doch nur ein Zeitfenster von rund 20 Sekunden, um das Material nun bei rund 800 Grad Celsius zu formen, bevor es zu sehr auskühlt und zerspringt. Ist das Material noch zu heiß, sackt es in sich zusammen. Aber im Idealfall entstehen auf diese Weise dreidimensionale Kunstwerke, die ganze Zauberwelten in sich bergen. 

Alle ausgestellten Arbeiten sind in der Glashütte Gernheim entstanden

Eine fertiges im Sandgussverfahren erstelltes Objekt.
Eine fertiges, im Sandgussverfahren erstelltes Objekt.

Heide Kemper treibt die pure Lust an ihrer Arbeit. „Manchmal ist es ganz egal, was letztendlich entsteht. Es ist der Prozess an sich , die Freude am Machen, die einem keiner mehr nehmen kann“, erzählt sie begeistert. Um den BesucherInnen der Ausstellung den Prozess der Entstehung näher zu bringen und sie daran teilhaben zu lassen, wird ein Video die Ausstellung begleiten.

Hier erhalten die Gäste Einblick in die Arbeit Heide Kempers in der Glashütte Gernheim, wo alle ausgestellten Arbeiten entstanden sind, mit Ausnahme der Glasfusing-Werke. Es wird offensichtlich werden, dass viele Objekte nur in Teamarbeit realisiert werden können. Die Gäste werden die unterschiedlichen Techniken kennenlernen und sehen, wie diese in der Praxis umgesetzt werden.

Die Ausstellung befasst sich mit dem Werkstoff Glas an sich und verfolgt kein spezielles Thema. Sie richtet sich an alle Fans des Werkstoffes Glas, an Künstler und KünstlerInnen, die Neues entdecken wollen, an Besucher und BesucherInnen, die sich inspirieren lassen oder einfach Eindrücke aufsaugen möchten. Anlässlich ihres 65. Geburtstages hat Heide Kemper ihre Schätze hervorgeholt, die bisher nur selten zu sehen waren.

Auf ihren Wunsch hin, findet die Ausstellung in der Galerie Dieter Fischer im Depot in der Immermannstraße statt, wo auch ihr eigenes Ateliers beheimatet ist. Der Eintritt ist kostenfrei. Die Vernissage findet am Freitag, dem 6. Juli, um 19 Uhr statt. Vom 6. bis zum 15. Juli kann die Ausstellung mittwochs bis freitags von 16 bis 19 Uhr besucht werden. Am Wochenende von 15 bis 18 Uhr. Die Finissage ist für Sonntag, den 15. Juli, um 15 Uhr geplant.

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