„Das Handwerk im Kammerbezirk Dortmund kann auf ein überwiegend erfolgreiches Jahr zurückblicken“, erklärt Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund. „Besonders freut uns, dass sich wieder mehr junge Leute für eine Ausbildung im Handwerk entschieden haben.“ So habe die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge Ende Oktober die 4.000er-Marke überschritten (4.086 neue Verträge / + 4,2 Prozent). Mit 7,2 Prozent Zuwachs gab es vor allem bei der betrieblichen Ausbildung ein kräftiges Plus. „Das ist eine tolle Bilanz, für die ich unseren Betrieben ausdrücklich danken möchte.“
Gute wirtschaftliche Situation aber weiter hoher Fachkräftebedarf
Trotz einer leichten Abkühlung bewege sich auch die Handwerkskonjunktur nach wie vor auf hohem Niveau. Bei der Herbst-Befragung der HWK Dortmund hätten sich 92 Prozent der befragten Unternehmen zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage gezeigt (Herbst 2018: 94 Prozent).
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Besonders gut sehe es nach wie vor im Ausbaugewerbe (96 Prozent) und dem Bauhauptgewerbe (95 Prozent) aus. Eintrübungen gebe es hingegen beim Kfz-Handwerk. 88 Prozent der befragten Betriebe gaben hier an, zufrieden zu sein; im Vorjahreszeitraum waren es noch 93 Prozent.
Weiterhin ungebrochen sei auch der Fachkräftebedarf der Betriebe. „Die Auftragsbücher unserer Unternehmen sind prall gefüllt“, so der Kammer- Präsident. „Viele würde gerne neues Personal einstellen, um Arbeiten schneller zu erledigen.“
HWK begrüßt Rückkehr zur Meisterpflicht und Reform des Berufsbildungsgesetzes
Vor allem im Ausbauhandwerk (54 Prozent) und im Bauhauptgewerbe (59 Prozent) arbeite man bereits vielfach mit einem Auslastungsgrad von 100 Prozent oder mehr. Die Auftragsreichweite des Handwerks im Kammerbezirk liege im Durchschnitt bei achteinhalb Wochen.
Als starkes Signal bezeichnet der Kammer-Präsident die Entscheidung der Bundesregierung, die Meisterpflicht in zwölf Gewerken wieder einzuführen. „Mit diesem Beschluss sagt die Politik ‚Ja‘ zu mehr Qualifikation, mehr Verbraucherschutz und nachhaltigem Unternehmertum. Wir begrüßen diesen Schritt ausdrücklich.“
Zur Reform des Berufsbildungsgesetzes sagt er: „Der Beschluss ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Berufsausbildung. Insbesondere die neuen Fortbildungsabschlussbezeichnungen ‚Bachelor Professional‘ und ‚Master Professional‘ werden dazu beitragen, die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung in der Gesellschaft sichtbar zu machen.“
Weitere Stärkung des Mittelstandes und mehr Bürokratieabbau erwünscht
Positiv bewertet Schröder zudem die im Herbst vorgestellte Mittelstandsstrategie von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier:
„Das Papier ist passgenau auf die spezifischen Bedürfnisse von Handwerk und Mittelstand zugeschnitten und enthält viele gute Maßnahmen, um unsere Betriebe wirksam zu entlasten.“ Nun sei es wichtig, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen auch in die Tat umgesetzt werden.
Nachbesserungsbedarf sieht der HWK-Präsident hingegen noch beim Bürokratieabbau: „Trotz guter Ansätze der Bundesregierung bleibt das kürzlich verabschiedete dritte Bürokratieentlastungsgesetz leider hinter den Erwartungen des Handwerks zurück.“
Statt stark belastende Faktoren, wie die zahlreichen Dokumentationspflichten, intensiv in den Fokus zu nehmen, verliere sich das Gesetz in kleinen Maßnahmen. Schröder: „Was wir vor allem brauchen, ist wieder mehr Vertrauen in die Redlichkeit unserer Unternehmer und weniger Kontrollmechanismen.“
Zukunftsaufgabe Generationenwechsel – eine gute Ausbildung ist die Basis für Qualität
Mit Blick auf das kommende Jahr erklärt er: „Die Fachkräfte- und Nachwuchssicherung wird Kernthema unserer Arbeit bleiben.
Darüber hinaus nehmen wir die Nachfolgeregelung im Handwerk noch stärker in den Blick und werden hier weitere Unterstützungsleistungen anbieten, um unsere Betriebe noch besser beim Generationenwechsel zu begleiten.“ Kammerbezirksweit stünden in den kommenden Jahren gut ein Viertel aller Handwerksunternehmen zur Übergabe an.
Ein weiteres Zukunftsprojekt sei die Sanierung der Bildungszentren im Kammerbezirk Dortmund. Schröder: „Zu einer guten Ausbildung gehört eine moderne Ausstattung und eine angemessene Lernumgebung. Daher werden wir in den kommenden Jahren intensiv in die Modernisierung unserer Bildungsstätten investieren, um unsere Ausbildungsqualität weiterhin auf hohem Niveau zu halten.“ Vor diesem Hintergrund begrüße er es, dass die Landesregierung, neben der Erhöhung der Handwerksförderung für das Jahr 2019, ihre Mittel für die beruflichen Bildungsstätten verdoppelt habe.
Bildungslotsen unterstützen Schüler*innen bei beruflicher Orientierung
Seit einem Jahr beteiligt sich die Handwerkskammer Dortmund an dem geförderten Projekt „Potentiale entdecken und entwickeln – Berufliche Bildungslotsen“, das Schüler*innen bei der beruflichen Orientierung unterstützt. HWK-Abteilungsleiter Tobias Schmidt zieht eine positive Bilanz:
„52 Jugendliche konnten wir im Rahmen des Projekts schon in ein Betriebspraktikum vermitteln, 22 Schülerinnen und Schüler haben zudem einen Ausbildungsplatz erhalten, drei wurden in eine Einstiegsqualifizierung vermittelt.“
Anina Weber ist Bildungslotsin der HWK Dortmund und hilft den Jugendlichen dabei, ihren Ausbildungswunsch zu realisieren. Dazu kooperierte sie in 2019 eng mit Schulen, Arbeitsagenturen und anderen regionalen und kommunalen Institutionen. Zwei Maßnahmen wurden im Rahmen des Projekts durchgeführt.
In der ersten Maßnahme wurden 120 Schüler*innen beraten. Dabei informierte Weber über die verschiedenen Ausbildungsberufe und Perspektiven im Handwerk. Am häufigsten wurde das Angebot in der neunten und zehnten Klasse genutzt, dabei überwiegend an Real-, Haupt- und Gesamtschulen.
Über 200 Beratungen im Förderjahr 2019
Die HWK-Expertin unterstützte zudem bei der Praktikumssuche und im Bewerbungsprozess. Weber: „Besonders nachgefragt waren der Kfz-Mechatroniker, der Friseur und der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.“
Die zweite Maßnahme richtete sich speziell an Schüler mit Fluchthintergrund. Dabei wurden 85 Gespräche mit der Bildungslotsin der HWK Dortmund geführt. Diese haben an allgemeinbildenden Schulen oder in Internationalen Förderklassen (IFK) an Berufskollegs stattgefunden.
Auch in 2020 steht die Bildungslotsin interessierten Schülerinnen und Schülern bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsberuf zur Seite.
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Unternehmensverband der Metallindustrie für Dortmund und Umgebung e.V. (Pressemitteilung)
Konjunkturumfrage des Unternehmensverbandes der Metallindustrie
für Dortmund und Umgebung e.V. zum Jahreswechsel 2019/2020
Konjunkturumfrage des Unternehmensverbandes ergibt deutliche Eintrübung der Wirtschaftslage.
Bei den Unternehmen der regionalen Metall- und Elektroindustrie (Dortmund, Lünen, Castrop- Rauxel) hat sich die Stimmung hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage und der Erwartung erneut weiter verschlechtert. „2020 wird eine ernste Herausforderung“, sagt Ernst-Peter Brasse, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes der Metallindustrie.
Mehr als die Hälfte der Mitgliedsunternehmen bewertet bereits die aktuelle Geschäftslage als befriedigend bis schlecht. Bei der Konjunkturumfrage Anfang des Jahres 2019 hatten noch 80 % der befragten Unternehmen die Geschäftslage als befriedigend bis gut bewertet.
Erschreckend ist, dass fast ein Drittel der befragten Unternehmen mit einer weiteren Verschlechterung im kommenden Halbjahr rechnet. „Die vielen Krisenherde im In- und Ausland sind in vollem Umfang in unseren Betrieben angekommen“, so Brasse als Begründung für die radikale Trendumkehr der Branche binnen eines Jahres.
Die knapp 50 dem Unternehmensverband angeschlossenen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie der Region stellen damit in Nordrhein-Westfalen allerdings keine Ausnahme dar. Auch landesweit wird die aktuelle Wirtschaftslage der M+E-Industrie so schlecht wie seit zehn Jahren nicht mehr bewertet.
„Aufgrund der schwierigen Lage ist Mehrarbeit in der Mehrzahl unserer Unternehmen damit kein Thema mehr. Verstärkt sei mit Kurzarbeitsphasen und vereinzelt sogar mit betriebsbedingten Entlassungen zu rechnen“, so Brasse.
Trotz der deutlichen Eintrübung denken nur 19 % der befragten Unternehmen an eine Personalreduzierung durch Entlassungen. 40 % der Unternehmen werden die Beschäftigtenzahlen konstant halten und knapp über 20 % wollen sogar weiter Personal aufstocken. „Das zeigt deutlich, dass sich die Unternehmen der M+E-Industrie ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind und auch in der Krise verlässlich für ihre Beschäftigten bleiben“, so Brasse.
Dies gelte trotz der Vielzahl nicht gelöster Probleme, wie bestehenden Handelskriegen, dem nach wie vor ungelösten Brexit, der Mobilitäts- und Energiewende, wachsenden Kosten- und Wettbewerbsdruck, der digitalen Transformation und des für die regional stark vom Export abhängigen Unternehmen zunehmenden Protektionismus innerhalb der Weltgemeinschaft.
„Da müssen wir jetzt alle zusammen gemeinsam durch und angemessene Lösungen finden; die Unternehmen, die Beschäftigten, die Gewerkschaft und auch der Unternehmensverband“, so Brasse mit Blick auf die im Frühjahr anstehende Tarifrunde der Branche.
Die Ergebnisse der Umfrage im Einzelnen:
Geschäftslage:
Die aktuelle Wirtschaftslage bewerten die regionalen Metallunternehmen so schlecht wie seit zehn Jahren nicht mehr: Mehr als 50 % der befragten Unternehmen bezeichnet ihre gegenwärtige Geschäftslage als befriedigend bis schlecht (2019: 20 %).Geschäftserwartungen:
Bei den Geschäftsperspektiven für die nächsten sechs Monate erwarten 61 % der Unternehmen keine Veränderung, gut ein Drittel (29 %) aber eine weitere Verschlechterung (2019: 22 %).Auftragslage:
Im Jahr 2019 hat sich die Auftragslage insgesamt spürbar verschlechtert.Für knapp 30 % der befragten Unternehmen hat sich die Auftragslage verschlechtert (2019: 0 %). Lediglich ebenfalls 30 % bezeichnet die aktuelle Auftragslage nach wie vor als gut (2019: 90 %).
Auftragserwartungen:
Hinsichtlich der Auftragserwartungen rechnen die Unternehmen ebenfalls zu knapp einem Drittel mit einem weiteren Rückgang (29 % Inland; 26 % Ausland).Ertragslage:
Gerade 13 % der befragen Unternehmen bezeichnen ihre aktuelle Ertragslage als gut (2019: 50 %). Für die nächsten sechs Monate erwarten 26 % der befragten Unternehmen eine weitere Verschlechterung (2019: 10 %).Beschäftigung:
Die sich zunehmend verschlechternde Wirtschaftslage zeigt sich auch deutlich in der zukünftigen Beschäftigungsentwicklung. 40 % der Unternehmen belässt die Belegschaftszahlen unverändert.Neueinstellungen: 26 % der befragten Unternehmen wollen auch in diesem Jahr Neueinstellungen vornehmen (2019: 66 %).
Kurzarbeit:
Jedes fünfte befragte Unternehmen geht davon aus, Kurzarbeit einsetzen zu müssen (2019: 0 %).Ausbildungsmarkt: Die Lage am Ausbildungsmarkt der Metall- und Elektroindustrie bleibt konstant. 19 % der Unternehmen werden in diesem Jahr mehr Ausbildungsplätze anbieten. Die sich verschlechternde Lage führt jedoch bei 16 % der Unternehmen leider zu einer Abnahme der Ausbildungsplätze.
Der Unternehmensverband führt halbjährlich eine Konjunkturumfrage bei den dort organisierten und angeschlossenen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie durch. Insgesamt wurden knapp 50 Unternehmen mit ca. 14.000 Beschäftigen in Dortmund, Lünen und Castrop-Rauxel befragt.