NRW-Umweltminister Oliver Krischer setzte dafür den ersten Spatenstich

Ausbau: Die Emscher-Auen sorgen nicht nur in Dortmund für mehr Hochwassersicherheit

Verbesserung des Hochwasserschutzes von Castrop-Rauxel und Dortmund bis zur Emscher-Mündung – den ersten Spatenstich taten v.l. Rajko Kravanja (Bürgermeister der Stadt Castrop-Rauxel), Prof. Dr. Uli Paetzel (Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft), NRW-Umweltminister Oliver Krischer, Dr. Frank Dudda (Ratsvorsitzender der Emschergenossenschaft), Barbara Brunsing (Bürgermeisterin der Stadt Dortmund) und Dr. Frank Obenaus (Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft)
Erster Spatenstich v.l.: Rajko Kravanja (Bürgermeister Castrop-Rauxel), Prof. Dr. Uli Paetzel (Vorstand Emschergenossenschaft), NRW-Umweltminister Oliver Krischer, Dr. Frank Dudda (EG-Ratsvorsitzender), Barbara Brunsing (Bürgermeisterin  Dortmund) und Dr. Frank Obenaus (Technischer Vorstand). Foto: Rupert Oberhäuser / EGLV

Castrop-Rauxel/Dortmund. 900.000 Kubikmeter Fassungsvolumen besitzen die Emscher-Auen, das größte Hochwasserrückhaltebecken der Emschergenossenschaft an der Stadtgrenze Castrop-Rauxel/Dortmund, aktuell – das sind 50 Prozent mehr als der Phoenix-See in Dortmund-Hörde. Nun werden die Emscher-Auen weiter ausgebaut, denn noch bestehen sie aus vier Einzelbecken. Nach der Beseitigung der Trenndämme, die seit der Befreiung der Emscher vom Abwasser nicht mehr benötigt werden, bestehen die Emscher-Auen ab spätestens Mitte 2025 aus einem einzigen Becken. Die Baukosten liegen bei 8,3 Millionen Euro.

Wichtiger Baustein für die Verbesserung des Hochwasserschutzes

Den ersten Spatenstich setzte die Emschergenossenschaft am Montag gemeinsam mit NRW-Umweltminister Oliver Krischer sowie den Städten Dortmund und Castrop-Rauxel. Das Fassungsvolumen wird im Endausbauzustand ganze 1,1 Millionen Kubikmeter betragen. Konkret entspricht das dem Inhalt von sieben Millionen Badewannen, die im Extremwetterfall in den Emscher-Auen zurückgehalten werden können.

Visualisierung: Emschergenossenschaft

„Das ist ein sehr wichtiger Baustein für die Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Emscher, der sich von Castrop-Rauxel bis Dinslaken positiv auswirken wird. In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels und zunehmender Extremwetterereignisse liefert diese Maßnahme einen wesentlichen Beitrag zur Klima-Resilienz der Region. Das Land unterstützt diese eindrucksvolle Kombination von Hochwasserschutz und naturnaher Gewässerentwicklung“, sagt Oliver Krischer, Umweltminister des Landes Nordrhein-Westfalen.

Den Ausbau des Beckens möglich macht die Abwasserfreiheit in der Emscher. Die Befreiung des Flusses von ihrer Schmutzwasserfracht war ein Generationenprojekt, das erheblich zur Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität im zentralen Ruhrgebiet beigetragen hat. Die einstige Köttelbecke ist heute Vergangenheit, die neue abwasserfreie Emscher die Voraussetzung für blaugrünes Leben in und am Fluss.

Hochwasserschutz ist seit 1899 eine wesentliche Kernaufgabe der Genossenschaft

An der Emscher wird seit geraumer Zeit an weiteren Regenrückhaltebecken gebaut. Foto: Michael Kemper/ EGLV

„Das Revier hat nun infolge der Emscher-Renaturierung als symbolträchtigstem Projekt im Rahmen des hiesigen Strukturwandels die Chance, zur grünsten Industrieregion Europas zu werden. Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels muss dabei im Vordergrund stehen“, sagt Dr. Frank Dudda, Vorsitzender des Rates der Emschergenossenschaft und Oberbürgermeister der Stadt Herne.

„Mit dem im vergangenen Jahr abgeschlossenen Emscher-Umbau haben wir bereits Vorarbeit geleistet, denn neben der Abwasserfreiheit der Gewässer und ihrer ökologischen Umgestaltung stand bei dem wohl größten Infrastrukturprojekt des Landes insbesondere auch die Verbesserung des Hochwasserschutzes immer im Vordergrund“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Der Hochwasserschutz ist seit Gründung der Emschergenossenschaft im Jahr 1899 eine ihrer wesentlichen Kernaufgaben. Bei der Umgestaltung der Emscher spielte das Thema eine gewichtige Rolle, da die Emschergenossenschaft als regionaler Wasserwirtschaftsverband bereits früh die Auswirkungen des prognostizierten Klimawandels erkannt hat und den Emscher-Umbau entsprechend an die neuen Herausforderungen anpasste.

„Anders als noch 1991 geplant, entstanden im Zuge des Emscher-Umbaus anstatt nur 4,6 Millionen mehr als 5 Millionen Kubikmeter an zusätzlichem Retentionsraum zur Optimierung des Hochwasserschutzes im Emscher-Gebiet“, sagt Paetzel.

Die Emscher-Auehn sind so groß wie 46 Fußballfelder

Das Hochwasserrückhaltebecken  in Scharnhorst hat die Wassermassen beim Starkregenereignis im Juli 2021 aufgenommen. Foto: EGLV

Die Emscher-Auen umfassen eine Fläche von 33 Hektar. Das entspricht der Größe von 46 Fußballfeldern. „Wieso muss es denn bloß so groß sein?“, lautete die meistgestellte Frage der Nachbarschaft im Vorfeld der Baumaßnahme. „Gut, dass die Emschergenossenschaft dieses große Becken hier gebaut hat“, hörte man dagegen in den Tagen nach dem 14. Juli 2021.

„Im Laufe des Unwetters im vergangenen Jahr, das in anderen Regionen Nordrhein-Westfalens und Deutschlands zu massiven Sachschäden und tragischerweise auch zu Todesfällen geführt hat, wurden die Emscher-Auen erstmals komplett eingestaut – im Starkregen überstand das Hochwasserrückhaltebecken Emscher-Auen nicht nur seine Feuertaufe, sondern schützte wie vorgesehen die unterhalb liegenden Kommunen an der Emscher vor den Wassermassen“, sagt Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft.

„In Dortmund, im Osten der Emscher-Region gelegen, erzielt das Becken auch im Westen einen erheblichen Effekt. Denn das Prinzip dabei ist: Was in Quellnähe an Wasser zurückgehalten werden kann, kommt erst gar nicht an der Mündung an, kann also dort nicht für Überflutung sorgen. Das zeigt einmal mehr, wie sehr doch alle Anrainerkommunen miteinander verbunden sind und wie sich Zusammenarbeit auszahlt“, sagt Dortmunds Bürgermeisterin Barbara Brunsing.

Emscher-Auen sind ein idyllisches Naherholungsgebiet

Blick in den 51 Kilometer langen Abwasserkanal Emscher (AKE). Foto: Rupert Oberhäuser / EGLV

Zur Entlastung des Hochwasserrückhaltebeckens Emscher-Auen baut die Emschergenossenschaft darüber hinaus aktuell nur wenige Kilometer östlich das Hochwasserrückhaltebecken Dortmund-Ellinghausen: Es besteht aus mehreren Beckenteilen, die auf beiden Seiten der Ellinghauser Straße gelegen knapp 530.000 Kubikmeter Fassungsvolumen bieten. Die Fertigstellung ist für Mitte 2023 vorgesehen.

Abseits der Funktion als technische Hochwasserschutzeinrichtung sind die Emscher-Auen für die Menschen ein idyllisches Naherholungsgebiet. Teil des Bauprojekts sind daher auch neue Radwege im Bereich des Hochwasserrückhaltebeckens. Für die Natur bedeuten die Emscher-Auen einen einzigartigen Lebensraum.

Eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen haben rund um das Becken ein neues Zuhause gefunden und sogar Zugvögel lassen sich dort nieder, wenn sie aus ihren Winterquartieren zurück in die Brutgebiete ziehen. Rajko Kravanja, Bürgermeister von Castrop-Rauxel, sagt: „Für unsere Stadt sind die Emscher-Auen ein einzigartiges Juwel – ein Naherholungsgebiet direkt vor der Haustür, das von den Bürgerinnen und Bürgern bereits weit vor der Fertiggestellung angenommen und erobert wurde.“

Nicht nur die Menschen und die Tiere erobern den neuen Naturraum zurück, sondern künftig auch die Emscher – denn innerhalb des Beckens wird sie künftig einen neuen kurvenreicheren Verlauf erhalten. Die neue Emscher – sie kommt!

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