Taschen, Schals und Holzartikel – auf dem Gelände der Caritas im Dortmunder Norden gibt es seit Anfang Dezember einen kleinen Shop mit „Einzigware“. Handgefertigte Unikate die von langzeitarbeitslosen Menschen mit ganz viel Herz und Präzision angefertigt werden. Ein Ort der für die Teilnehmer:innen mehr ist als nur eine Produktionsstätte ist.
„Wir sind hier wie eine Familie“
„Einzigware“ ist das Label der Caritas in Deutschland für Upcycling-Produkte. Es heißt „EiNZIGWARE“, weil es viele Artikel nur einmal gibt und sie sehr individuell sind. Im Moment fertigt die Holzwerkstatt beispielsweise Artikel für die Osterzeit an. Im Ganzjahres-Sortiment sind aber auch viele verschiedene Vogel-, Eichhörnchen- und Fledermaushäuser.
Die Teilnehmer:innen der Maßnahme Arbeitsgelegenheiten (AGH)-Upcycling stellen aus Material-Spenden, die die Caritas bekommt Artikel wie Taschen, Eierwärmer oder Jacken her. „Es ist immer eine Überraschung. Mein weiß nie was der LKW am Morgen bringt“, sagt Kirsten Friese Anleiterin der Maßnahme AGH-Upcycling des Caritasverbands.
Die Teilnehmer:innen der Maßnahme AGH-Upcycling sind langzeitarbeitslose Menschen, die vom Jobcenter vermittelt werden. Einer von ihnen ist Emad Kashlan. Er kommt aus Syrien und hat hier in Deutschland eine Weiterbildung zum Systemtechniker für Telekommunikation gemacht. Kashlan hatte einige Bewerbungen geschrieben und wurde auch zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.
Doch hat sich aus keinem dieser Gespräche ein Arbeitsverhältnis ergeben. Jetzt ist er seit sechs Monaten ein Teil der Maßnahme AGH-Upcycling. „Wir sind hier wie eine Familie. Ich bin zufrieden hier zu arbeiten“, sagt Emad Kashlan der Nähen als sein Hobby bezeichnet.
Stolz zeigt er sein neustes Werk an dem er arbeitet. Es ist eine Patchwork Jacke aus verschiedenen Jeansstoffen. In der Nähwerkstatt werden aus gespendeten Stoffen Stoffbeutel genäht, damit keine weiteren Plastikbeutel verwendet werden müssen.
Aus gespendeter Wolle werden warme Schals gestrickt, aus getragenen Jeans werden Taschen und Patchwork-Rucksäcke gefertigt und aus Silberbesteck kleine Schmuckstücke. Die Menschen, die hier in der Maßnahme AGH-Upcycling arbeiten bekommen zu ihrem Bürgergeld zwei Euro pro Stunde.
„Wenn die Leute hier sind, vergessen sie ihre Probleme. Dann geht es ihnen gut“
„Die Personen die hier landen haben meistens irgendwelche körperlichen Probleme, sodass sie für den normalen Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen“, sagt Friese. Die AGH Teilnehmer:innen müssen mindestens 15 Stunden die Woche arbeiten.
Das kann über die Woche verteilt sein. Woran sie arbeiten ist den Teilnehmer:innen, die auch „Warenmeister“ genannt werden selbst überlassen. Die Warenmeister:innen sollen ihrer Kreativität freien Lauf lassen. „Wenn die Leute hier sind vergessen sie ihre Probleme. Dann geht es ihnen gut.
Deswegen bleiben manche länger als sie müssen, oder engagieren sich wesentlich mehr als andere“, sagt Friese. Neben der Arbeit in der Werkstatt, gab es im Vorjahr auch Deutschstunden. In Eigeninitiative hat Friese das ganze Jahr lang Deutschkurse für die Teilnehmer:innen gegeben, die den Bedarf dafür hatten.
„Wir haben gemerkt, dass es wichtig ist das die Leute die deutsche Sprache können. Damit noch mehr Integration stattfinden kann. Die gehen alle auch zur Tafel. Und dann müssen sie bei der Tafel auch sagen können ,ich möchte keine Bananen’“, sagt Friese über ihre Motivation für den Deutschkurs, „Das ganze Leben wird leichter mit der Sprache.“
Der Dortmunder „Einzigware“ Shop ist einer von 27 Standorten in ganz Deutschland. Der Shop befindet sich auf dem Caritas-Gelände an der Osterlandwehr 12-14 im Dortmunder Norden. Die Öffnungszeiten sind von Montag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr.
Im Frühjahr soll auch noch ein Kleinmöbelladen nebenan mit gebrauchten Kleinmöbeln eröffnen. Dann bleibt der Laden bis 15 Uhr geöffnet. Auch in der Dortmunder City hat „Einzigware“ in der Wißstr. 32 im Caritas Servicecenter ein Schaufenster mit ihren Produkten.
Zudem gibt es auch einen Onlineshop unter www.einzigware.de, dort können Interessierte die Vielfalt der Artikel sehen. Leider ist der Standort Dortmund mit seiner Ware im Moment nicht vertreten. Doch versichert Friese, dass gerade daran gearbeitet wird und Interessierte bald schon wieder Waren aus Dortmund online sehen werden.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
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Achim Hopp
Hallo zusammen! Gerne möchte wir unsere AGH- Upcycling vorstellen: Raum voller Ideen
– Neues Upcycling-Projekt der Diakonie bringt Menschen mit illegaler Suchterfahrungen in Beschäftigung –
Mit einem neuen Angebot sorgt die Diakonie am Dortmunder Nordmarkt für eine sinnvolle Tätigkeit für langzeitarbeitslose Menschen. In der Braunschweiger Straße hat die Diakonie eine neue Upcycling-Werkstatt eingerichtet, wo Menschen unter Anleitung aus ausgedienter Kleidung, Altmetall, Elektronikschrott, alten Fahrradteilen, Bauholz und Palletten sinnvolle und nützliche Gebrauchs- und Kunstgegenstände erschaffen.
Das Projekt besteht seit Januar 2022 und mittlerweile sind hier 10Teilnehmende tätig. Unter Anleitung von Diakonie-Mitarbeitenden werkeln sie an vielfältigen Materialien, ganz nach individuellem Können und Interesse.
Über 70 langzeitarbeitslose Menschen beschäftigt und qualifiziert die Diakonie an diesem Standort in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Dortmund durch Arbeitsgelegenheiten, etwa bei der Pflege des Nordmarktes, in der Möbelaufarbeitung, der Kleiderecke oder der Annahme und dem Recycling von Elektrogeräten. Diesmal liegt der Fokus auf Menschen mit illegaler Suchterfahrung.
„Unsere Teilnehmenden haben eine ähnliche Vergangenheit, was sie schon einmal verbindet. Jeder bringt ganz individuelle Fähigkeiten und Interessen mit die wir fördern. Die Ideen für unsere Produkte kommen aus ganz unterschiedlichen Quellen. Es geht hier aber nicht vornehmlich um Leistung, sondern um Spaß und Motivation. Wer hier 15 bis 30 Stunden pro Woche verbringt, beschäftigt sich in dieser Zeit eben nicht mit seiner Sucht.