Von Susanne Schulte
Weil das Gute so nahe liegt, ist der Verein „Gerne in Derne“ für die Nachbarschaft und die Nachbar:innen im Einsatz. Beim Sonntags-Kaffeetrinken wird der von den aktiven Mitgliedern selbstgebackene Kuchen serviert, beim Bingo kann der Nachmittag nicht lange genug dauern, in den Nähkursen gibt eine ausgebildete Direktrice den Hinweis für den richtigen Pfiff des Kleids. Und bis zum Ende des Jahres trifft man sich auch draußen. Fünf historische Spaziergänge durch die Müsersiedlung, nur um die Ecke gelegen vom Vereinsdomizil Bürgertreff, hat Gertrud Löhken-Mehring, die stellvertretende Vereinsvorsitzende, beim Kunsthistoriker Bruno Wittke gebucht. Am ersten am vergangenen Mittwoch nahmen mehr als 20 Personen teil.
Fünf Spaziergänge mit anschließendem Kaffeetrinken sind geplant
Das Geld fürs Honorar des Referenten kommt vom Landes-Sozialministerium aus dem Programm 1000 für 2000. 2000 Ehrenamtsprojekte bekamen 1000 Euro. Die Bewerbung aus dem Verein prüfte erst die Kommune, in Dortmund war das die Freiwilligenagentur, dann ging der Antrag nach Düsseldorf. ___STEADY_PAYWALL___
Weil der Bewilligungsbescheid erst im letzten Quartal des Jahres rausgeschickt wurde, das Geld aber bis Ende des Jahres ausgegeben sein muss, vorher aber nichs geplant werden durfte, war die Zeit knapp. Aber alles klappte.
Den historischen Spaziergängen, für die Bruno Wittke kurzfristig zu engagieren war, soll eine Broschüre folgen und – so hofft es Löhken-Mehring – die Gründung einer Geschichtswerkstatt.
Dass die Rundgänge den Quartierszusammenhalt fördern, war gleich bei der ersten Tour zu merken. Einige der Bewohner:innen der Altenwohnungen, die dem Haus St. Josef angegliedert sind, zeigten unterwegs, wo sie einst gewohnt hatten und konnten einiges erzählen.
Derne war ein Ort der Zeche Gneisenau, Europas größter Zeche. Robert Müser, Generaldirektor von der Harpener Bergbau AG erkannte, so erzählte Wittke seinem Publikum, dass es von Nutzen für den Betrieb sei, wenn die Arbeiter einen kurzen Weg zur Zeche hätten. 1903 baute das Unternehmen dann die ersten drei Häuser für – Bergbaubeamte. Entlang der Altenderner Straße steht noch heute das Kloster genannte präsentable U-förmige Ensemble.
Die Teilnahme an den Rundgängen ist kostenlos – Eine Anmeldung ist nötig
Die Koloniehäuser für die Familien der Zechenarbeiter entstanden ein paar Jahre später. Nach dem Vorbild der Gartenstadt sollte der Blick entlang der Fassaden kein langweiliger sein. Die Häuser stehen versetzt, haben Vorgärten und unterschiedliche Dachformen.
Hatten die Häuser in der Müserstraße, der ersten Straße der Siedlung, noch vier Zimmer, Spülküche, Stall und Klo auf gut 70 Quadratmetern, war in der Bogenstraße alles schon kleiner geplant – Wohnraum wie Gärten. Doch in der Bogenstraße stehen heute einige der Gebäude unter Denkmalschutz. Vier verschiedene Haustypen sieht man hier. Die Bogenstraßen-Häuser gehören seit 1988 der LEG. Die weiteren Häuser der Siedlung sind heute im Eigentum von Privatleuten.
Warum die Bogenstraße ihren Namen erhielt, wie viel Geld Harpen an Kirchen und Stadt zahlen musste, um die Häuser bauen zu können und welches Haus einmal eine Rolle in einer Fernsehserie spielte, dass erfahren alle, die sich für eine der nächsten vier Touren anmelden.
Weitere Termine für die Historischen Spaziergänge sind für Dezember geplant
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Mittwoch, 1. Dezember, 14 Uhr
- Dienstag, 7. Dezember, 14 Uhr
- Samstag, 11. Dezember, 13 Uhr
- Mittwoch, 29. Dezember, 11 Uhr
Die Teilnahme an den Touren ist kostenlos.
Die Anmeldung geht entweder schriftlich an die e-mail-Adresse gerneinderne@gmx.de oder mündlich an Gertrud Löhken-Mehring, Telefon 0171/2125632.
An einem der Termine, der noch nicht feststeht, ist auch ein Gespräch über die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsgerät der Bergleute mit dem Förderkreis Zechenkultur vorgesehen.
Nach jedem Spaziergang gibt es Kaffee und Kuchen im Bürgertreff an der Altenderner Straße 19. Für alle Touren gilt: Nur wer geimpft oder von einer Coronainfektion genesen ist, darf dabei sein. Die entsprechenden Dokumente sind mitzubringen.