Der 4. April ist ein trauriger Tag für die Nordstadt und Dortmund. Ein schwerer Tag für Gamze und Elif Kubasik, Tochter und Ehefrau des am 4, April 2006 von den Mördern des NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) heimtückisch in seinem Kiosk erschossenen Mehmet Kubasik. Zweimal wurde am Freitag des Toten gedacht. Zweimal fanden die Frauen die Kraft an den Veranstaltungen teilzunehmen.
Stilles Gedenken am Tatort und Demonstration – Zeichen gegen Rechtsextremismus
Zum stillen Gedenken wurde am Mittag, zusammen mit Oberbürgermeister Ullrich Sierau, Familienangehörigen und Freunden, wurde am Gedenkstein in der Mallinckrodtstraße 190, direkt am Tatort, ein Kranz niedergelegt.
Ganz ohne Ausschluss der Öffentlichkeit fand die stille Einkehr an der lauten Mallinckrodtstraße nicht statt. Mit Foto- und Filmaufnahmen zeigte sich die Familie einverstanden, sowie auch am späten Nachmittag zur Demonstration unter dem Motto: Kräfte bündeln gegen Rassismus.
Der Verein Bezent e. V. in Kooperation mit weiteren Vereinen und Gruppen hat zum achten Jahrestag des Mordes eingeladen. Die Auslandsgesellschaft NRW, der DGB, der Planerladen, das Bündnis gegen Rechts, der Verbund der sozial-kulturellen Migrantenorganisationen und weitere zahlreiche Gruppen und Parteien unterstützten den Gedenktag.
Am Gedenkstein am ehemaligen Kiosk an der Mallinckrodtstraße waren gut 200 Freunde der Familie und Antifaschistinnen und Antifaschisten aus der Stadt erschienen um ihre Solidarität und Trauer zu äußern.
Anwalt der Familie klagt schleppenden Fortgang des Münchner NSU-Prozesses an
Unter den Demonstranten war auch Carsten Ilius. Der Berliner Anwalt vertritt die Familie Kubasik beim NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht in München. Bevor der Demonstrationszug, angeführt von den Hinterbliebenen des Mordopfers, sich auf den Weg zum Mahnmal an der Auslandsgesellschaft machte, beklagte dieser den Fortgang des Verfahrens in München.
Der Prozess leide, so der Rechtsbesitand, unter der mangelnden Bereitschaft der Ermittlungsbehörden, in die Tiefe zu gehen, Hintergründe aufzudecken und die Vernetzung der Täter im jeweiligen lokalen Umfeld aufzudecken und bekannt zu geben.
Der Vorwurf des institutionellen Rassismus schwebt im Raum. Den Anwälten der Nebenkläger geht es nicht darum Höchststrafen für die Angeklagten zu erreichen sondern um eine möglichst umfassende Aufklärung.
Türkischer Journalist und Prozessbeobachter berichtet von seinen Eindrücken des Verfahrens
Der Münchner Prozess stand auch im Mittelpunkt der Reden am Mahnmal für alle Opfer der NSU-Terroristen an der alten Steinwache, dem heutigen Auslandsinstitut.
Ula Richter vom „Bündnis Dortmund gegen Rechts“ fasste noch einmal die Worte des Anwalts zusammen und erinnerte das viele Mitglieder der verbotenen rechtsextremen Organisation NWDO aus unserer Stadt eine neue Heimat in der Partei „Die Rechte“ gefunden haben.
Yücel Özdemir, Korrespondent der oppositionellen türkischen Zeitung Evrensel berichtete von seinen Eindrücken vom Verfahren in München. Evrensel ist eine von vier türkischen Medien, denen seiner Zeit beim kontrovers diskutierten Verfahren um die Vergabe von Plätzen für Prozessbeobachter, ein Platz zugelost worden ist.
Der Journalist beklagt ebenso die noch vielen unbeantworteten Fragen, spricht von Zeugen, die sich plötzlich nicht mehr erinnern können oder vom Auftreten der Hauptangeklagten Beate Tschäpe. Neben der Trauer um die Toten stand vor allem die Suche nach Gerechtigkeit im Fokus der Veranstaltungen am Freitag.
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