Scharfe Kritik der Initiative „Neue Werk Union“ an Investor und Stadt

Auf dem ehemaligen HSP-Areal werden stadtbildprägende Gebäude abgerissen

Aktuell fällt das Emscherschlösschen den Abrissbaggern zum Opfer – es war eigentlich eines der zentralen alten Gebäude. Foto: Neue Werk Union

Während die Stadt Dortmund bei den Planungen für Unterdorstfeld und Union-West „vorerst die Pausetaste drückt“, schafft die Thelen-Gruppe auf dem ehemaligen Areal von Hoesch Spundwand (HSP) Fakten. Mehrere städtebaulich prägende Gebäude, die ursprünglich erhalten bleiben sollten bzw. als erhaltenswürdig eingestuft wurden, fallen in diesen Tagen dem Abrissbagger anheim. Das kritisiert die neu formierte Initiative „Neue Werk Union“ scharf.

Stadtbildprägend: Jetzt wird auch das Emscherschlösschen abgerissen

„Die Vernichtung von Baukultur und Identität durch die fehlende Sicherung in den letzten Jahren und nun für immer durch den Abriss, ist für die Nachbarschaft schwer zu ertragen“, heißt es in einer Mitteilung von „Neue Werk Union“. 

Aktuell wird das „Emscherschlösschen“ abgerissen, die bereits in Teilen eingestürzte „Feldherrnhalle“ – das ehemalige Reserveteillager – soll folgen. Offenbar ist das Interesse von Thelen an der „Bedeutung des historischen Erbes“  – vor Jahren noch beschworen – erloschen.

 

„Es gab mit der Rahmenplanung und der Machbarkeitsstudie der Thelen-Gruppe, die durch den Dortmunder Stadtrat und die örtliche Bezirksvertretung beschlossen wurde, eine gemeinsame Vereinbarung für die zukünftige Entwicklung des Areals. In der Mitte, und Kern der infrastrukturellen Entwicklung: Das umgenutzte Emscherschlösschen. Sind die Pläne nun nichts mehr wert? Was passiert mit dem Gelände?“, fragt die Initiative „Neue Werk Union“ nun in Richtung Stadt und Investor.

Die stark sanierungsbedürftige „Feldherrnhalle“ (ehemals Fa. Himmelreich) an der Emscher ist erhaltungswürdig.
Die teils eingestürzte „Feldherrnhalle“ an der Emscher soll nun auch abgerissen werden. Archivfoto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Sie machen der Thelen-Gruppe Vorwürfe, sie habe die Gebäude bewusst verkommen lassen: „Jetzt ist uns aber endgültig der Kragen geplatzt. Denkmalwürdige Gebäude werden abgerissen, da sie über Jahre zu Schrott verkommen lassen wurden. Die fehlende Sicherung ist eine aktive Handlung, die wir stark kritisieren und dies seit Jahren den wechselnden Projektleitungen mitteilen und Angebote machen, beim Erhalt zu unterstützen.“

Das Versorgungsamt verfällt, die Walzendreherei soll aber erhalten bleiben

Das alte Versorgungsamt  – früher Union-Verwaltungsgebäude – ist mittlerweile durch Vandalismus und Vernachlässigung stark beschädigt. Archivfoto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Auch das ehemalige Union-Verwaltungsgebäude (später Versorgungsamt) zerfällt. „Seitdem der Hausmeister weg ist, ziehen Vandalen ein und zerstören das Haus. Seit Wochen prangt auf der Westseite ein großes Loch im Haus“, berichtet die „Neue Werk Union“.

Sie fragt: „Was passiert mit diesem stadthistorisch wichtigen Gebäude? Nachdem der Stadtumbau Rheinische Straße nicht bei uns angekommen ist, der Umbau der Rheinischen Straße in den Sternen steht – mehrmals wurden bereits bewilligte Fördermittel nicht abgerufen – und nun auch die Entwicklung des ehemaligen Stahlwerks nicht vorankommt, denken wir, dass hier was super schief läuft und fragen uns warum!“

Die alte Walzendreherei soll erhalten bleiben.
Das „Emscherschlösschen“ ist fast verschwunden, die Walzendreherei soll aber erhalten bleiben. Foto: Neue Werk Union

In Sachen Abriss gibt sich die Stadt eher wortkarg: „Die zwei Gebäude waren einsturzgefährdet und nicht mehr sicher. Es ist sehr sehr bedauerlich, dass sie abgerissen werden müssen. Die Walzendreherei soll aber erhalten bleiben – ihr Zustand ist weitaus besser“, betont Stadtsprecher Christian Schön auf Nachfrage von Nordstadtblogger.

Darauf drängen auch die Aktiven der „Neuen Werk Union“: „Wir werden nun selber tätig und werden mit all unseren Kräften die alte Walzendreherei retten! Sie ist das Bindeglied zwischen bisheriger Umnutzung des ehemaligen Stahlwerks (heute Union Gewerbehof) und der neuen Nutzung und hat eine große Bedeutung in der Nachbarschaft.“

Untersuchungen für Städtebauliche Sanierung liegen vorerst auf Eis

Von Seiten der Stadt wird an der Zukunft des Areals ausdrücklich vorerst nicht mehr gearbeitet: „Die FH wird sich dort nicht ansiedeln – wie geht es nun weiter mit dem ehemaligen Hoesch-Spundwand-Gelände in Dorstfeld? Bis das klar ist, pausiert auch die Planung für die angrenzende Quartiere Unterdorstfeld und Union West“, heißt es dazu in einer Mitteilung.

Auf dem HSP-Gelände läuft der Rückbau der Anlagen auf Hochtouren. Foto: Alex Völkel
Auf dem HSP-Gelände geht der Rückbau weiter. Archivfoto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Das bedeutet konkret: Die vorbereitenden Untersuchungen für eine sogenannte Städtebauliche Sanierung liegen vorerst auf Eis. Gleiches gilt für die Entwicklung eines Integrierten Handlungskonzepts für Unterdorstfeld und Union West. Beides hatte der Rat im Sommer 2021 beschlossen.

In Integrierten Handlungskonzepten werden gemeinsam mit Bewohner:innen Ideen und Projekte entwickelt, um Stadtteile lebenswerter zu machen. Sie sind auch die Grundlage für Fördermittel.

Eine städtebauliche Sanierungsmaßnahme ist ein Instrument aus dem Baugesetzbuch, das einer Stadt zusätzliche Möglichkeiten gibt, die Entwicklung eines Gebiets zu steuern.

Nach dem Ratsbeschluss von 2021 begann ein Entwicklungsprozess

Nach dem entsprechenden Ratsbeschluss 2021 hatten die Untersuchungen begonnen. Der Gebäudebestand, die Grün- und Freiräume und die Bevölkerungsstruktur wurden intensiv untersucht. Bewohner:innen, Gewerbetreibende und Immobilieneigentümer:innen wurden informiert, brachten sich bei mehreren Veranstaltungen aktiv ein und nahmen an einer schriftlichen Befragung teil. Ergebnis ist eine umfassende Analyse der Quartiere.

Zukunftmusik - so könnte der Zukunftscampus auf der HSP-Fläche aussehen. Visualisierung: Thelen-Gruppe
So sollte Smart Rhino auf der HSP-Fläche aussehen – noch Zukunftsmusik oder bleibt es ein Hirngespinst? Visualisierung: Thelen-Gruppe

„Auf dieser Grundlage würde jetzt üblicherweise ein Leitbild entwickelt. Gleichzeitig wäre zu entscheiden, ob und wo eine sogenannte Städtebauliche Sanierungsmaßnahme sinnvoll ist. Doch diese nächsten Schritte sind nach Einschätzung der Stadtverwaltung zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll und nicht rechtssicher umzusetzen“, schreibt die Stadt. 

„Denn die bisherigen Planungen für die HSP-Fläche sind hinfällig, seit das Land Nordrhein-Westfalen im vergangenen Sommer beschlossen hat, die Fachhochschule Dortmund nicht auf dem HSP-Gelände anzusiedeln. Das städtische Vorkaufsrecht im untersuchten Gebiet bleibt jedoch in Kraft”, heißt es weiter.


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Reaktionen

  1. Cornelia Wimmer

    Wie schön wäre es, wenn die Stadt sich selbst gehörte. Nein, ein sehr großer Teil gehört ihr eben nicht sondern ist – in Privatbesitz. Nicht das Grundstück unterm Eigenheim, sondern ausladende Flächen in wichtiger, entwicklungsfähiger Lage. – Und da darf eben jetzt Thelen handeln, wie er es für richtig hält, eingeschränkt allenfalls durch den Denkmalschutz.
    Die Stadt, arm wie sie zugegebenermaßen ist, konnte die Flächen nicht erwerben. Thelen konnte das. Große Mengen Planungskapazität sind städtischerseits in das von Stadt und Thelen-Gruppe gemeinsam entworfene Smart Rhino-Projekt geflossen und jetzt Material für den Papierkorb. – Auch so wird eine Stadt ärmer: Durch jahrelange Arbeit für einen Investor, der sich dann eben mal anders entscheidet. – Wie schön wäre es, wenn die Stadt sich selbst gehörte!

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