Viele Fälle ereignen sich im näheren sozialen Umfeld der Opfer

Neinsagen will gelernt sein: Mini-Bilderbuch soll Kinder gegen sexuellen Missbrauch stärken

Das Manuskript und die Illustrationen stammen vom Dortmunder Autor Thorsten Trelenberg und Kinderbuchillustratorin Brigitta Nicolas, die viel Erfahrung mit kindgerechten Bilderbüchern haben.
Das Manuskript und die Illustrationen stammen von dem Dortmunder Autor Thorsten Trelenberg und der Kinderbuchillustratorin Birgitta Nicolas, die viel Erfahrung mit kindgerechten Bilderbüchern haben. Illustration: Birgitta Nicolas

Alle Dortmunder Kita-Kinder bekommen demnächst ein Mini-Bilderbuch geschenkt. Es soll sie in ihrer körperlichen Selbstbestimmung stärken und für das Thema sexuellen Missbrauch sensibilisieren.

Die meisten Fälle sexueller Gewalt im näheren sozialen Umfeld

Foto: depositphotos.com

Mehr als 15.500 Anzeigen sexuellen Missbrauchs gab es laut der polizeilichen Kriminalstatistik im Jahr 2022 in Deutschland. Das Dunkelfeld wird um ein Vielfaches höher sein.

Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass bis zu eine Million Kinder und Jugendliche in Deutschland bereits sexuelle Gewalt durch Erwachsene erfahren mussten oder erfahren.

Erschreckend ist: Sexuelle Gewalt findet am häufigsten innerhalb der engsten Familie oder im erweiterten Familien- und Bekanntenkreis statt.

Auch ein deutliches „Nein!“ muss gelernt werden

Nicht immer fällt es Kindern leicht, „nein!“ zu sagen, wenn sie unangenehme Situationen erfahren – vor allem bei vertrauten Personen. Die Stadt Dortmund möchte Kinder daher für körperliche Selbstbestimmung und Kinderrechte sensibilisieren.

Das Manuskript stammt vom Dortmunder Autor Thorsten Trelenberg, die Illustrationen von Birgitta Nicolas. Foto: Birgitta Nicolas

Zielgruppe sind Vorschulkinder im Alter von fünf bis sieben Jahren. Das Mini-Bilderbuch möchte sie ermutigen, sich zu äußern, auf ihr Gefühl zu vertrauen und ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung in Anspruch zu nehmen.

Entwickelt haben es das Gleichstellungsbüro und das Jugendamt der Stadt Dortmund (Fachreferat „Beratung und Hilfen bei sexualisierter Gewalt“).

Das Buch vermittelt auf 16 Seiten Präventionsbotschaften an Vorschulkinder. Spielerisch und altersgerecht bietet es Möglichkeiten, das Thema in der frühkindlichen Bildung zum Schutz vor sexueller Gewalt aufzugreifen.

„Es ist wichtig, schon Kinder für geschlechtsspezifische Gewalt zu sensibilisieren. Diese Aufgabe ergibt sich für Kommunen auch durch die Istanbul-Konvention“, sagt Sabrina Beckmann von der Koordinierungsstelle Istanbul-Konvention der Stadt Dortmund.

Kleines Buch mit hoffentlich großer (Präventiv-)Wirkung

„Ein kleines Buch mit großer Wirkung“, findet Dr. Annette Frenzke-Kulbach, Leiterin des Jugendamts. Sie sieht es als wichtige Ergänzung: „Das Minibuch baut die wichtige Präventionsarbeit unserer Kinder- und Jugendhilfe weiter aus. Es ermöglicht Dortmunder Kindern, Eltern und Fachkräften Gesprächsimpulse und unterstützt Kinder auf dem Weg der Selbstbestimmung“.

Dr. Annette Frenzke-Kulbach leitet das Jugendamt in Dortmund. Archivfoto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Eltern und pädagogische Fachkräfte sollen darin gestärkt werden, die richtige Sprache für das Thema Missbrauch im Gespräch mit den Kindern zu finden, Hinweise zu erkennen und im Verdachtsfall adäquat reagieren zu können.

Das Manuskript und die Illustrationen stammen von dem Dortmunder Autor Thorsten Trelenberg und der Kinderbuchillustratorin Birgitta Nicolas, die viel Erfahrung mit kindgerechten Bilderbüchern haben. Am 17. April wird das Minibuch den Fachkräften der Dortmunder Kitas zusammen mit einer pädagogischen Empfehlung zum Einsatz vorgestellt.

Das Minibuch wurde in einer Auflage von 20.000 Stück gedruckt und wird an alle Dortmunder Kitas verteilt, damit jedes Kind ein eigenes Buch mit nach Hause nehmen kann. Die Aktion soll in den nächsten Jahren wiederholt werden.

Interaktive Ausstellung von Jugendamt und Gleichstellungsbüro ab November

Das Minibuch ist ein weiterer Meilenstein, den die Koordinierungsstelle Istanbul-Konvention der Stadt Dortmund angestoßen hat.

Das Kinder- und Jugendtelefon, die „Nummer gegen Kummer“, gibt es seit 40 Jahren. Foto: Alex Völkel
Das Kinder- und Jugendtelefon, die „Nummer gegen Kummer“, gibt es seit 40 Jahren. Archivfoto: Nordstadtblogger-Redaktion

In Dortmunder Grund- und Förderschulen wird bereits seit 2001 für körperliche Selbstbestimmung und den Schutz vor sexuellem Missbrauch sensibilisiert – so auch mit dem Theaterstück „Mein Körper gehört mir“, das Dritt- und Viertklässler:innen auf spielerische Art sensibilisiert.

Im November 2024 startet zudem die interaktive Ausstellung ECHT FAIR!, die für Kinder und Jugendliche ab der fünften Klasse zur Prävention von (häuslicher) Gewalt angeboten wird. Die Ausstellung stellt die Ursachen und Auswirkungen von Gewalt an Schulen ganzheitlich dar. Auch sie wird von Jugendamt und Gleichstellungsbüro gemeinsam organisiert.

Weitere Informationen und Hilfsangebote zum Thema bietet das Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“ unter der 161111, das Hilfetelefon „Sexueller Missbrauch Nina e.V.“ unter www.nina-info.de oder per Telefon unter 0800 22 55 530 oder der Notdienst des Dortmunder Jugendamtes: 0231 50-12345.

Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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