Attraktiver Lebensraum: Die Nordstadt holt sich „Bronze“ im „Baufi24“-Vergleich mit anderen Stadtteilen in Dortmund

Das umstrittene Graffito am Studio x: „Welcome to the Djungle - Nordstadt“ im Hintergrund. Foto: Alex Völkel
Objektiv betrachtet hat die Nordstadt weit mehr zu bieten als viele andere Stadtteile . Foto: Alex Völkel

Die Nordstadt als attraktiver Dortmunder Stadtteil? Fragt man dazu Dortmunder*innen, wird man wohl sehr verschiedene Ansichten dazu erhalten. Von den „ich hab’s immer gewusst“-Sagern bis hin zu den „in die Nordstadt würd‘ ich nicht freiwillig ziehen“-Verfechtern gibt es viele verschiedene Meinungen zu dem Dortmunder Stadtteil nördlich des Hauptbahnhofes. Ein Stadtteilvergleich der Onlineplattform „Baufi24“ zeigt jedoch, objektiv betrachtet hat die Nordstadt weit mehr zu bieten als viele andere Stadtteile und hängt in Punkten Kultur, Verkehrsanbindung und Gastronomie und Nachtleben viele andere Bezirke locker ab.

Attraktiv durch Vielfalt und Nähe – nur Innenstadt-West und Hombruch sind besser

Wer seinen Blickwinkel ab und zu mal ändert, wird feststellen, dass die Welt unerwartete Überraschungen für einen bereit hält. Statt immer nur negativ auf die verschiedenen Dortmunder Stadtbezirke zu schauen und darauf aufmerksam zu machen, was fehlt oder nicht optimal ist – einfach mal die Perspektive wechseln. Wer von außen kommt, erkennt es manchmal nicht auf den ersten Blick, aber: Unser Dortmund ist schön! Allerdings nur, wenn man das Schöne auch sehen möchte.

Dortmunder Stadtteilranking. Foto: Baufi24

Das vor allem ein Stadtbezirk viel mehr zu bieten hat, als es auf den ersten Blick scheint, zeigt eine Untersuchung zur Attraktivität der verschiedenen Dortmunder Stadtteile. Die Onlineplattform Baufi24 hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Stadtteile der verschiedenen deutschen Großstädte zu bewerten. Nicht nach dem was fehlt, sondern nach dem, was sie zu bieten haben.

Ziel war es laut dem Unternehmen, vor allem unsicheren Kund*innen eine Entscheidungshilfe bieten zu können, welcher Stadtteil am besten zu ihnen passt. „Unsere Regionalmanager vor Ort erleben immer häufiger, dass sich Kunden unsicher sind, welcher Stadtteil wohl am besten zu ihnen passt. Das ist natürlich vor allem bei Menschen der Fall, die ganz neu nach Dortmund kommen“, sagt Lara Vitzthum, Senior Managerin für PR & Unternehmenskommunikation. Das Unternehmen möchte ihren Kund*innen eine grobe Orientierung bieten und ihnen helfen, den richtigen Stadtbezirk für sie zu finden.

Die Nordstadt punktet mit City-Nähe, Gastronomie und Angebote für Familien

Wochenmarkt in der Nordstadt. Foto: Hartmann

In 5 Minuten mit der U-Bahn in die City, zahlreiche Gastronomieangebote, auch weit nach 23 Uhr und viele Angebote für Familien – damit punktet die Nordstadt und lässt Stadtteile wie Eving, Mengede und Scharnhorst weit abgeschlagen auf den letzten Plätzen zurück.

Nur die Bezirke Innenstadt-West und Hombruch schneiden besser ab, wobei Letzterer sich den zweiten Platz wohl eher aufgrund seiner Universitätsnähe sichern konnte. Die gute Platzierung ist für Menschen, die im Dortmunder Norden leben, wahrscheinlich keine große Überraschung.

Auch Hannah Rosenbaum, Bezirksbürgermeisterin der Innenstadt-Nord, freut sich über die gute Platzierung, betrachtet die Studie allerdings auch kritisch: „Es ist schwierig bis unmöglich die Dortmunder Stadtteile miteinander zu vergleichen, alle haben hier sicherlich ihre Vorzüge. Trotzdem freut es mich natürlich, dass die Nordstadt endlich auch mal medial positiv dargestellt wird“. Obwohl sich ein Vergleich der Stadtteil ihrer Meinung nach schwierig gestaltet, zeigt die Untersuchung allerdings auch, dass trotzdem eine neutrale Bewertung aufgrund quantitativer Angebote innerhalb der Stadtteile doch eine Gewichtung möglich ist.

Im Detail liegt die Besonderheit: die Nordstadt bietet mehr als auf den ersten Blick erkennbar

Die höchsten Punkte konnte die Dortmunder Nordstadt in den Bereichen Familie, Verkehrsanbindung, Kultur und Gastronomie/Nachtleben abstauben.

Der Stadtteil liegt sehr zentral und ist besonders über den ÖPNV gut an wichtige Verkehrsknotenpunkte wie den Hauptbahnhof und auch die Innenstadt angebunden. Die U-Bahnen fahren im Minutentakt und verbinden die Nordstadt mit den anderen Stadtteilen innerhalb weniger Minuten.

Die Untersuchung zeigt aber auch, dass man die Nordstadt gar nicht unbedingt verlassen muss, denn hier erwartet einen ein breites Angebot sowohl an Kultur, mit Theater, Museen und Kinos, als auch gastronomisch „hier gibt es noch kleine Ateliers, Programkinos und alternative Clubkultur“, lobt Hannah Rosenbaum ihren Bezirk.

Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum. Foto: Leopold Achilles
Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum. Foto: Achilles

Vom kleinen Hunger zwischendurch bis ausgediegenen Restaurantbesuch – von italienisch bis arabisch satt wird in der Nordstadt jeder, unabhängig vom Geldbeutel.

Genau dieser könnte im Stadtteil sogar besser gefüllt sein als in anderen Bezirken, denn nach Abzug der Mietkosten bleibt hier tendenziell mehr vom Lohn übrig. Wunderschöne Altbauten liegen hier trotz stark gestiegenen Mietpreisen noch in einem bezahlbaren Rahmen. Pro Quadratmeter zahlt man in der Nordstadt zwischen 5,65 bis 8,51 Euro.

Im Stadtbezirk Innenstadt-West, der in der Untersuchung den ersten Platz belegt, zahlt man im Vergleich zwischen 6,21 Euro bis 10,88 Euro pro Quadratmeter. Hinzu kommt, dass besonders Familien hier ein breites Angebot finden. „In der Nordstadt gibt es so viele Kindertagesstätten wie in sonst keinem anderen Bezirk und auch vergleichsweise viele Spielplätze“, bewertet Lara Vitzthum.

Dortmunder Norden immer beliebter bei jüngeren Menschen – woran liegt das?

Nur an günstigen Mieten kann die Beliebtheit der Innenstadt-Nord unter den jungen Leuten nicht liegen. Wer 15 Euro für eine hippe Salat-Bowl zahlt und gern mehr Geld für qualitativ hochwertiges Fleisch ausgibt, für den sind niedrige Mietpreise sicher nicht das Hauptschlagargument für die Nordstadt. Was könnte es aber dann sein, dass die jungen Menschen anzieht?

Die Gastronomie auf dem Nordmarkt, der Grüne Salon, ist sehr beliebt. Foto: Leopold Achilles

Vielleicht ist es die Vielfalt, die im Stadtbezirk auf einen wartet – nicht nur kulinarisch. Die verschiedenen Freizeitangebote im Fredenbaum- und Hoeschpark, die alternative Clubkultur, die Hafen- bzw. Strandbar zum Ausschalten, aber auch belebte Biergärten und Cafés zum Eintauchen.

Oder einfach die Tatsache, dass in der Nordstadt jeder willkommen scheint und das Passende für sich finden kann. Multikulti und belebte Straßen sind für die jüngere Generation offenbar weniger Ausschlusskriterium – im Gegenteil, es scheint die Menschen anzulocken.

Zwischen gutem und günstigen Essen, vergleichsweise niedrigen Mieten und großzügigen Familienangeboten lebt es sich sehr gut in der Dortmunder Nordstadt. Das es hier wie in jedem anderen Stadtteil auch Verbesserungsbedarf gibt, soll nicht außer Acht gelassen werden. Doch ist es wichtig, auch ab und zu mal die schönen Seiten zu genießen. Das sorgt langfristig gesehen auch für ein besseres Lebensgefühl.

Reaktionen

  1. Ludwig Jörder

    „In der Nordstadt gibt es so viele Kindertagesstätten wie in sonst keinem anderen Bezirk.“ Aber leider wegen der großen Einwohnerzahl und dem hohen Anteil an Kindern trotzdem einen im Vergleich besonders schlechten Versorgungsgrad. Das nicht zu bemerken, lässt leider Rückschlüsse auf die Qualität der Studie zu.

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