Arbeitswelt 4.0: Was bedeutet die Digitalisierung für die Arbeitskraft Mensch in einer Welt der Bits und Bytes?

Das Plakatmotiv zur Veranstaltung. Ist die fortschreitende Digitalisierung im Sinne der Arbeitskraft Mensch oder wird diese durch sie verdrängt? „Amazonian Flesh“ beleuchtet Vor- und Nachteile der Arbeitswelt 4.0.

Die KünstlerInnengruppe „knowbotiq“ lädt gemeinsam mit ExpertInnen aus Kultur, gewerkschaftlicher Arbeit und Wissenschaft zu einer Erkundung der neuen logistischen Landschaften im Ruhrgebiet und neuer Formen von Arbeit in einer algorithmisierten Wirtschaftswelt ein. Vom konkreten lokalen Beispiel des Dortmunder Logistikparks Westfalenhütte ausgehend, werden an drei Stationen aktuelle und mögliche künftige Formen von Arbeitskampf, Solidarität und Muße diskutiert sowie eine Gesellschaft nach der Lohnarbeit thematisiert, die sich mit der Automatisierung und Digitalisierung eröffnet.

Ist der Mensch als Arbeitskraft in Zukunft nur noch eine austauschbare Nummer?

Ein riesiger Komplex ist auf der Westfalenhütte entstanden. 2000 Menschen arbeiten dort.
Blick in das riesige Logistikzentrum von Amazon auf der Westfalenhütte. Foto: Alex Völkel

Algorithmische Unternehmen wie Amazon sind die Speerspitze der neuen Arbeitsverhältnisse in der digitalen Wirtschaft. Jede Bewegung, jeder Wunsch wird erfasst, ausgewertet und optimiert. Die Grenzen zwischen arbeitenden Körpern und Maschinen verschwimmen.

Sie sind einfach Bestandteile einer sich dauernd ändernden Matrix der Wertschöpfung und Ausbeutung. Wer keine Höchstleitung bringt, der fliegt raus. Gleichzeitig sind solche Unternehmen offen für Menschen, die sonst kaum eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. 

Während die einen das Ende der Arbeit durch Automatisierung und die Knechtschaft unter dem Roboter fürchten und bekämpfen, ersehnen andere den „vollautomatischen Luxus-Kommunismus“, der uns bedingungsloses Einkommen verspricht.

Ortserkundung auf der Westfalenhütte und Ausstellung im „the black frame“

Auf der Westfalenhütte hat Amazon das dritte NRW-Logistikzentrum eröffnet. Foto: Marcus Arndt
Auf der Westfalenhütte hat Amazon das dritte NRW-Logistikzentrum eröffnet. Foto: Marcus Arndt

Ist der Mensch nur als Arbeitender zu denken, oder könnte man gerne auf so manchen Job verzichten, wenn denn der von den Maschinen produzierte globale Reichtum gerecht verteilt würde? Und was macht der Plattform-Kapitalismus eigentlich mit uns?

Diesen Fragen will „knowbotiq“ unter dem Titel „Amazonian Flesh – Wir sind mehr als Daten!“ am kommenden Wochenende auf den Grund gehen. Hierzu lädt das KünstlerInnenkollektiv zu einer Ortserkundung auf der Westfalennhütte, einer thematischen Ausstellung im „the black frame“ und zum Gespräch ins Schauspielhaus/Studio Dortmund ein.

Die Ausstellung mit dem Titel „Amazonian Flesh – how to hang in trees during strike“ im „the black frame“am Hohen Wall 15 ist in der Zeit vom 23. bis zum 25. November zu sehen. Sie wird am Freitagabend um 18 Uhr eröffnet.

„knowbotiq“ untersucht hier in einer begehbaren Installation, wie algorithmische Unternehmen ihre MitarbeiterInnen und KundInnen in logistische Körper und Prozesse verwandeln und erkundet, welche Freiräume und Praktiken des Unmittelbaren, des Unmessbaren und nicht-optimierbaren Kollektiven wir uns für den Arbeitskampf 4.0. schaffen können.

Streiken Menschen und Maschinen in Zukunft solidarisch miteinander oder wird der Arbeitskampf hinfällig?

Ein Bildmotiv zur Ausstellung im „the black frame“. Foto: knowbotiq

Das Kollektiv spekuliert und fragt, ob sich für diesen Kampf künftig auch Bots und künstliche Intelligenzen – die eine immer wichtigere Rolle in dieser Wertschöpfungskette spielen – mit den Menschen solidarisieren würden.

Der Samstag, 24. November ist der Aktionstag. Geplant ist der gemeinsame Besuch des Logistikparks Westfalenhütte mit Erläuterungen und Kommentaren zum sozialen und arbeitspolitischen Strukturwandel durch die Logistik mit Karsten Rupprecht (ver.di), Moritz Altenried und Manuela Bojadzijev (Leuphana Universität Lüneburg), knowbotiq (Yvonne Wilhelm und Christian Huebler) und Jochen Becker (metroZones).

Onlinehändler wie Amazon bestehen aus einem Verbund von Programmcodes, Herstellerfabriken, Warenverteilzentren und der sie verbindenden Logistik. Die urbanen Lieferketten sehen wir, weil ihre Lieferwagen die Straßen verstopfen, doch der Rest findet hinter verschlossenen Türen von Datenzentren, Containern oder Fulfillment-Centern statt. Was verbirgt sich hinter diesen „Black Boxes“, und welche Arbeit haben die Menschen dort zu verrichten?

Filmvorführung mit anschließender Gesprächsrunde im Schauspielhaus Dortmund

Die Führung durch den Logistikpark Westfalenhütte wird um 13 Uhr beginnen. Treffpunkt ist die Bushaltestelle Westfalenhütte (Linie 416), in der Dortmunder Nordstadt, nahe des Borsigplatzes. Anschließend besucht die Gruppe um 16 Uhr die Ausstellung im „the black frame“.

Der Tag wird am Abend mit der Vorführung eines kurzen knowbotiq-Films und einer anschließenden Gesprächsrunde zum Thema „Amazonian Flesh – Goldene Zukunft, vollautomatisiert und schwarz-weiß gemalt“, im Studio des Schauspielhauses Dortmund beschlossen. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. 

Mit dabei sind unter anderem Moritz Altenried (Leuphana Universität Lüneburg, Centre for Digital Cultures), Jochen Becker (metroZones – Center for Urban Affairs), Manuela Bojadzijev (Leuphana Universität Lüneburg & Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung), Clemens Melzer (FAU, Deliverunion), und diverse Mitglieder von „knowbotiq“. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenfrei. 

„Amazonian Flesh“ ist ein Projekt von „knowbotiq“ in Kooperation mit Interkultur Ruhr, gefördert durch Pro Helvetia, das Kulturbüro Stadt Dortmund und das Bundeskanzleramt Österreich/Kunst und Kultur, unterstützt durch das Schauspiel Dortmund, the black frame Dortmund und das Forschungsprojekt „Re-configuring Anonymity“.

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