Der Dortmunder Arbeitsmarkt hält nach Ansicht der Arbeitsverwaltung dem Corona-Lockdown weiter stand und wartet zum Frühlingsbeginn mit leicht sinkender Arbeitslosigkeit auf. Wie in den Jahren vor der Pandemie für einen März üblich, meldeten sich weniger Menschen arbeitslos. Auch fanden wieder mehr Frauen und Männer eine neue Arbeit als noch im Februar. Dennoch: die diesjährige Frühjahrsbelebung wird von der Pandemie merklich ausgebremst. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit um 0,8 Prozentpunkte liegt deutlich unter den Werten der Vorjahre.
Arbeitsmarkt bleibt robust – 38.248 Menschen wurden im März als arbeitslos gezählt
Im März wurden 38.248 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 304 Personen oder 0,8 Prozent gesunken. Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen sinkt um 0,1 Prozentpunkte auf 12,0 Prozent. Im Vergleich: im Vorjahr betrug die Quote 10,3 Prozent.
Die Jugendarbeitslosenquote ist im Vergleich zum Februar um 0,1 Prozentpunkte auf 10,0 Prozent gesunken. Im März waren damit 3.311 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das ist ein Rückgang um 26 Personen oder 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Auch wenn rund 1.600 Personen im letzten Monat eine neue Stelle gefunden haben, waren das knapp 14 Prozent oder fast 260 Menschen weniger als vor einem Jahr. Zugleich wurden im März gut ein Viertel weniger Stellen gemeldet, als dies in den vergangenen Jahren zu dieser Jahresszeit üblicherweise der Fall ist. Pandemiebedingt sind die Chancen für Arbeitslose aktuell deutlich geringer, eine neue Stelle zu finden.
„Wir sehen eine beginnende Frühjahrsbelebung, doch diese fällt als Auswirkung der Pandemie deutlich schwächer aus als in den vergangenen Jahren. Wir zählen derzeit immer noch rund 5.500 arbeitslose Menschen mehr als vor einem Jahr“, kommentiert Sebastian Unkhoff, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Dortmund, die aktuelle Lage auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt.
Gastronomie, Tourismusbranche, Leiharbeit und verarbeitendes Gewerbe als Sorgenkinder
Viele Menschen insbesondere aus dem Gastgewerbe, aus der Tourismusbranche, aber auch der Leiharbeit oder dem verarbeitenden Gewerbe hätten ihre Arbeit in der Pandemie verloren. Die Kurzarbeit habe viel aufgefangen, aber eben nicht alles.
„Auch, wenn sich der Arbeitsmarkt weiter sehr robust zeigt – Wir sind noch immer im Krisenmodus. Für viele Menschen werden die nächsten Wochen nicht leicht. Doch wir haben gute Förderangebote“, so Unkhoff.
„Obwohl Bildungsträger ihre Angebote auch auf alternative digitale Durchführungsformate umgestellt haben, fällt es auch weiterhin in Zeiten der Pandemie schwerer, allen Menschen mit Qualifizierungsbedarfen entsprechende Unterstützung zu bieten. Wir setzen aber alles daran, den Menschen wieder eine neue berufliche Perspektive zu eröffnen. Für alle, die sich weiterbilden wollen, finden wir das passende Angebot“, verspricht er.
Schwächere Frühjahrsbelebung – Zahl der Langzeitarbeitslosen steigt wieder
„Auch wenn mit 250 mehr arbeitslosen Menschen die Frühjahrsbelebung im Jobcenter eher moderat ausfällt, sind auch positive Signale am Arbeitsmarkt erkennbar. So haben sich bei uns im Vergleich zum Vormonat weniger Menschen aus einer Erwerbstätigkeit arbeitslos gemeldet. Auf der anderen Seite konnten mehr Kundinnen und Kundinnen wieder eine Erwerbstätigkeit aufnehmen als in den vergangenen Monaten“, betont Dr. Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin im Jobcenter Dortmund.
Dennoch reichen diese Arbeitsaufnahmen nicht aus, um den Trend der steigenden Langzeitarbeitslosigkeit zu stoppen. Mittlerweile hat sich die Anzahl der Langzeitarbeitslosen krisenbedingt auf 16.456 erhöht, da es in den letzten Monaten insbesondere an Möglichkeiten zur Einmündung in den Arbeitsmarkt gefehlt habe.
„Wir nutzen die Zeit des Lockdowns intensiv, um die Chancen unserer Kundinnen und Kunden mit arbeitsmarktlichen Programmen zur Aktivierung und Qualifizierung für das Anspringen der Arbeitskräftenachfrage zu verbessern. Inzwischen werden viele Formate auch als digital angeboten und können ungehindert der Pandemie genutzt werden“, so Schmalhorst.
Stellenmeldungen leicht steigend, aber auf sehr niedrigem Niveau
Auswirkungen der Pandemie zeigen sich deutlich bei der Arbeitskräftenachfrage. Zwar stieg, wie für das Frühjahr zu erwarten, die Zahl der neu gemeldeten Stellen im Vergleich zum Februar leicht an, doch waren das gut ein Viertel weniger als im März des Vorjahres (vor Ausbruch der Pandemie).
So wurden der Agentur für Arbeit im aktuellen Berichtsmonat 838 neue Stellen gemeldet. Das sind 90 mehr als im Februar. Der aktuelle Stellenbestand liegt mit 3.073 offenen Stellen weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. Er liegt um 5,2 Prozent höher als im Vormonat, im Vergleich zum Vorjahr aber um rund 47,0 Prozent niedriger.
Die Stellenmeldungen in der Arbeitnehmerüberlassung gelten als ein Frühindikator für die konjunkturelle Stimmung auf dem Arbeitsmarkt. In der Frühphase eines Aufschwungs steigt in der Regel die Nachfrage nach Zeitarbeitnehmern an – in Abschwungphasen nimmt sie ab. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung folgt in der Regel diesem Trend. Aktuell liegt der Bestand offener Stellen in der Zeitarbeit weiterhin auf niedrigem Niveau, ist aber von Februar auf März wieder leicht gestiegen.
Die Unterbeschäftigung ist leicht gesunken – 48.984 Personen sind betroffen
Neben der Zeitarbeit verzeichnete in Dortmund auch technische Dienstleistungen, aber auch der Handel und das Gastgewerbe wachsende Stellenmeldungen im März. Im Vergleich mit dem Vorjahr sind die Spuren der Pandemie jedoch deutlich sichtbar. Im Handel wurden vor zwölf Monaten noch 600 offene Stellen angeboten, in diesem Jahr waren es im März hingegen lediglich 413 – ein Minus von knapp 32 Prozent. Im Gastgewerbe ging die Zahl der gemeldeten Stellen sogar um rund 60 Prozent zurück, im verarbeitenden Gewerbe um gut die Hälfte.
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGB III und SGB II) gelten, weil sie beispielsweise wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.
Wie die Arbeitslosigkeit ist auch die Unterbeschäftigung in diesem Monat leicht gesunken. Insgesamt sind im März 48.984 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 258 Personen weniger. Die Unterbeschäftigungsquote sank im Berichtsmonat um 0,1 Prozent auf 14,9 Prozent (Vorjahr: 14,0 Prozent)
Anzeigen von Kurzarbeitergeld von Dortmunder Firmen sinken weiter
Vor Beginn der Kurzarbeit müssen Betriebe Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Nach aktuellen Hochrechnungen zu geprüften Anzeigen im März haben 107 Betriebe konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Im Februar lag die Zahl noch etwa dreimal so hoch bei 333 Anzeigen.
Auch die Anzahl der Beschäftigten, für die Kurzarbeit angezeigt wurde, ging im Vergleich zum Vormonat von 3.094 auf 591 signifikant zurück. Im Vergleich: im Pandemie-Ausburchsmonat März vor einem Jahr wurde für 16.045 Männer und Frauen Kurzarbeit angezeigt. Besonders im Handel, das Verarbeitenden Gewerbe und die Baubranche, die in den Vormonaten stark von Kurzarbeit betroffen waren, gingen die Anzeigen im Vergleich zum Vormonat zurück.
Die Daten über die tatsächlich realisierte, das heißt in Anspruch genommene, Kurzarbeit, werden mit einer Wartezeit von fünf Monaten veröffentlicht, da hiermit eine sichere Statistik auf vollzähliger Basis mit hoher Datenqualität gewährleistet ist. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis Oktober 2020 zur Verfügung.
So nahmen im September 1.608 Betriebe für 11.448 Dortmunderinnen und Dortmunder konjunkturelles Kurzarbeitergeld in Anspruch. Damit sind die Zahlen weiter rückläufig. Im August 2020 wurde an 13.172 Personen in 1.608 Betrieben Kurzarbeit ausgezahlt. Den vorläufigen Höchststand erreichte die Kurzarbeit in Dortmund bisher im April 2020, wo knapp 37.816 Menschen in Kurzarbeit beschäftigt waren.
Halbjahresbilanz Ausbildungsmarkt: Sinkende Zahl von Bewerber*innen
Nach den ersten sechs Monaten des Ausbildungsjahres 2020/2021 verbucht die Agentur für Arbeit Dortmund einen leichten Zugang bei den gemeldeten Ausbildungsstellen im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der von den Dortmunder Betrieben gemeldeten Ausbildungsstellen liegt aktuell bei 3.237.
Dies sind im Vorjahresvergleich 35 Stellen oder 1,1 Prozent mehr. Die Zahl der Menschen, die auf der Suche nach einer Berufsausbildungsstelle ist hingegen gesunken. So haben sich seit Oktober 2020 bei der Berufsberatung 2.865 junge Erwachsene als Bewerberinnen und Bewerber für einen Ausbildungsplatz gemeldet. Das sind 141 Personen oder 4,7 Prozent weniger als im März des Vorjahres.
Im Frühjahr ist der Ausbildungsmarkt eigentlich stark in Bewegung. Die Besetzung freier Stellen findet oft im Laufe des ersten Halbjahres statt. Dieses Jahr erschwert die Corona Pandemie jedoch die Vermittlung.
Lockdown bereitet Berufswahlorientierung große Probleme – viele Praktika fielen aus
Der anhaltende Lockdown schränkt die persönliche Beratung junger Menschen stark ein. Es finden keine größeren Veranstaltungen und Messen zur Berufsorientierung persönlich statt. Bislang sind auch viele Praktika ausgefallen, die Jugendlichen und Unternehmen oft helfen, sich gegenseitig kennenzulernen. Nicht alle Kontakte und Gespräche können über Telefon oder digitale Zugänge ersetzt werden.
„Abwarten und zuhause hocken bleiben ist aber immer die falsche Reaktion. Wir appellieren an die Jugendlichen, sich jetzt zu orientieren und zu entscheiden. Hier stehen die Beratungskräfte Jugendberufshaus Dortmund mit Rat und Tat zur Seite“, kommentiert Sebastian Unkhoff die Situation auf dem Dortmunder Ausbildungsmarkt.
„Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz noch in diesem Jahr sind gut. Fachkräfte werden in den nächsten Jahren dringend gebraucht. Die Unternehmen müssen jetzt alle Kräfte mobilisieren und bei der Ausbildung aktiv bleiben. Wer jetzt nicht für seinen eigenen Fachkräftenachwuchs sorgt, wird vielleicht am Ende der Pandemie keine Fachkräfte mehr finden. Der Fachkräftemangel darf uns nicht in die nächste Krise führen“, so Unkhoff.
Berufsberatung: Telefon: 0231 / 842 9860 – E-Mail: berufsberatung@jbh-do.de
Alle Zahlen und Informationen als PDF zum Download: Arbeitsmarktreport_März_2021
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Neu ab 1. Mai 2021: Online arbeitsuchend melden und direkt Beratungstermin vereinbaren (PM)
Neu ab 1. Mai 2021: Online arbeitsuchend melden und direkt Beratungstermin vereinbaren
Wer eine Kündigung erhalten hat, muss sich arbeitsuchend mel- den, und zwar spätestens drei Monate, bevor das Arbeitsverhältnis endet. Diese Meldung kann bequem online erfolgen. Neu ist, dass ab dem 1. Mai auch direkt online ein erstes Beratungsgespräch vereinbart werden kann.
Um dem Wunsch vieler Menschen nach digitalen Angeboten zu entsprechen und gerade in der Corona-Zeit unnötige Kontakte zu vermeiden, hat die Bundesagentur für Arbeit ihre e-Services ausgebaut und den Onlinekontakt für Arbeitsuchendmel- dungen erweitert. Für Kundinnen und Kunden, die im Zuge dieser Meldung auch- mindestens einen Eintrag in der Rubrik „Abschlüsse und Berufserfahrung“ erfassen, steht ab dem 1. Mai außerdem die Terminvereinbarung für ein erstes Beratungsge- spräch online zur Verfügung. In diesem Fall werden dem Kunden automatisch freie Termine angezeigt, von denen er einen auswählen kann.
Für Agenturchefin Heike Bettermann ein zeitgemäßes Angebot mit praktischen Vor- teilen: „Der Behördengang entfällt, die Meldung kann zu jeder Tages- und Nachtzeit vorgenommen werden. Außerdem erhalten unsere Kundinnen und Kunden eine Eingangsbestätigung sowie wichtige Hinweise und Informationen zu ihrer Arbeitssuchendmeldung auch auf elektronischem Weg. So können sie jederzeit alle wich- tigen Unterlagen auf dem Smartphone oder Tablet abrufen.“
Über den Online-Account stehen außerdem interessante Informationen und Angebote der Bundesagentur für Arbeit rund um Arbeitsuche und Weiterbildung zur Ver- fügung.