Antisemitische Attacken in Dortmund: Neonazis gehen einen jüdischen Mitbürger gleich drei Mal an – Polizei sucht Zeugen

Im Anschluss an die Solidaritätskundgebung für Ursula Haverbeck am vergangenen Donnerstag, soll es zu den Übergriffen gekommen sein.
Im Anschluss an die Solidaritätskundgebung für Ursula Haverbeck am vergangenen Donnerstag in der Dortmunder City kam es zu der ersten Attacke gegen einen 26-jährigen Juden. Foto: Marcus Arndt

Im Anschluss an eine Solidaritätskundgebung der Partei „Die Rechte“ für die inhaftierte 89-jährige Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck in Dortmund am 21. Juni 2018 ist es laut Angaben der Dortmunder Polizei zu antisemitischen Übergriffen gegen einen Dortmunder Juden gekommen. Nachdem die Polizei die Strafanzeige fertigte, ereigneten sich am Sonntag erneut zwei Zwischenfälle mit dem Betroffenen und insgesamt vier Personen aus der rechtsextremen Szene.

Antisemitismus tritt europaweit immer unverhohlener auf – leider auch in Dortmund

Michael Brück, Co-Bundesvorsitzender der Partei Die Rechte, am Rednerpult.
Michael Brück, Co-Bundesvorsitzender der Partei Die Rechte, am 14. April am Rednerpult. Foto: Alex Völkel

Offener, unverhohlener Antisemitismus wird immer offensichtlicher – in Europa, in Deutschland und auch in Dortmund. Das Thema Antizionismus bzw. Israel-Feindlichkeit ist bei der heimischen Neonazi-Szene ein Dauerbrenner. Mehrfach wurden entsprechende Demonstrationen und Kundgebungen organisiert.

Beim Neonazi-Aufmarsch „Europa erwache“ wurde das Antizionismus“-Motiv für die Gestaltung des Lautsprecherwagens „recycelt“.

Anlässlich des 70. Jahrestages der Staatsgründung Israels hatte die Partei „Die Rechte“ am 14. Mai eine Nationale-Israelaktion organisiert.

Außerdem stellte die Partei „Die Rechte“ die mehrfach verurteilte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck als Spitzenkandidatin für die Europawahl im kommenden Jahr auf, um sie dann als „Opfer eines Willkürsystems und Dissidentin“ feiern zu können.

Allein in der vergangenen Woche fanden im Rahmen einer Aktionswoche fünf Solidaritätskundgebungen in der City und im Dortmunder Westen statt, die von einer massiven illegalen Plakatierung begleitet wurde.

Keine körperlichen Verletzungen, aber massive verbale Diskriminierung

Auch eine T-Shirt-Serie haben die Neonazis herausgebracht. Foto: Alex Völkel
Auch eine T-Shirt-Serie haben die Neonazis herausgebracht. Foto: Alex Völkel

Auch der ehemalige Feuerwehrchef Klaus Schäfer hatte erst in der vergangenen Woche eine Verurteilung kassiert, weil er sich unter anderem mit Haverbeck solidarisch gezeigt und nach Ansicht des Gerichts den Holocaust geleugnet bzw. verharmlost habe.

Daher wundert es nicht, dass die antisemitischen Attacken just während bzw. nach der Solidaritätsaktion für Haverbeck begannen.

Ersten Erkenntnissen zufolge, kam es am 21. Juni 2018 gegen 20 Uhr an der Katharinenstraße kurz nach Ende der Demonstration für Ursula Haverbeck zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen einem 21-jährigen Versammlungsteilnehmer aus Schwelm und einem 26 Jahre alten Passanten aus Dortmund.

In deren Verlauf wurde der 26-Jährige von dem 21-Jährigen antisemitisch beleidigt und zur Seite gestoßen. Die Beamten trennten die beiden und stellten ihre Personalien fest. Gegen den 21-jährigen aus Schwelm fertigten sie eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung.

Zwei weitere Attacken am Sonntag gegen den Dortmunder Juden

Mit Plakaten wie diesem fordert die rechte Szene Solidarität mit Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck. Foto. Leopold Achilles
Mit illegalen Plakataktionen wie diesem fordert die rechtsextreme Szene Solidarität mit Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck ein. Foto: Leopold Achilles

Die Hintergründe des Vorfalls am Sonntag, dem 24. Juni 2018, sind nicht bekannt. Bei einem zufälligen Aufeinandertreffen an der Martener Straße um kurz nach 14 Uhr bepöbelten und beleidigten drei bekannte Rechtsextremisten (23 und 30 Jahre aus Dortmund, 21 Jahre aus Schwelm) ihr Opfer mit antisemitischen Parolen.

Einen Faustschlag in Richtung des Kopfes ihres Opfers konnte der Dortmunder abwehren. Er blieb unverletzt. Anschließend entfernten sich die drei Täter. Bei der Anzeigenerstattung ermittelten die Polizeibeamten die Namen der drei Tatverdächtigen.

Ein erneutes Aufeinandertreffen erfolgte gegen kurz vor 20 Uhr wiederum an der Martener Straße. Der 21-jährige Schwelmer begrüßte einen unbekannten Täter mit dem Hitlergruß.

Dieser grüßte entsprechend zurück, auch in Richtung des Geschädigten. Im weiteren Verlauf kam es zu erneuten Bedrohungen und Beleidigungen zum Nachteil des Dortmunders. Der Unbekannte bewarf den 26-jährigen zudem mit einem Feuerzeug.

Der Staatsschutz der Dortmunder Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Zeugen, die Angaben zu dem bislang unbekannten Tatverdächtigen machen können, melden sich bitte bei der Kriminalwache der Dortmunder Polizei unter 0231 – 132 7441.

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  1. SPD-Ortsverein Marten

    SPD: Unser Marten hat keinen Platz für Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus!

    Zu den antisemitischen Vorfällen in Dortmund-Marten am 24.06.2018 nimmt der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Marten wie folgt Stellung:

    „Wir sind entsetzt über den antisemitischen Angriff von Rechtsextremisten in unserem Stadtteil. Unsere Solidarität gilt dem angegriffenen jungen Mann.

    Es reicht! Unser Marten hat keinen Platz für Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus! Wir rufen alle Martenerinnen und Martener auf, ein Zeichen zu setzen und in ihrem Alltag gegen rechte und antisemitische Äußerungen und Hetze „Stopp“ zu sagen, egal ob im Bekanntenkreis oder im Internet!

    Es darf nicht sein, dass Menschen in unserem Stadtteil aufgrund ihrer Religion oder Herkunft Angst haben müssen, wenn sie auf der Straße unterwegs sind. Das Problem mit einzelnen Rechtsextremen in Marten ist kein neues Phänomen und der Polizei seit Langem bekannt. Bereits in der Vergangenheit wurden rechte Parolen geschmiert, Autoreifen von Menschen, die sich für den Stadtteil einsetzen, zerstochen, Veranstaltungen gestört und täglich tauchen rechte Aufkleber im öffentlichen Raum auf. Von Stadt und Polizei erwarten wir ein vehementes Vorgehen, um zu verhindern, dass sich die rechte Szene nach Marten ausbreitet.“

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