In ihrem Jubiläumsjahr hat die Auslandsgesellschaft.de – nach jahrelanger Pause – zum dritten Mal den Preis für Völkerverständigung verliehen. Im Jahr der Europawahl wurde Jean-Claude Juncker, der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission, für seine außerordentlichen Verdienste um ein geeintes Europa geehrt. Ein Mann, der als Arbeiterkind die Leiter an die Spitze der EU erklommen ist.
Der Festakt ist sehr ausgelassen und es wird viel gelacht
Der von der Auslandsgesellschaft verliehene Preis für Völkerverständigung ist Persönlichkeiten, Vereinen und Initiativen vorbehalten, die sich in besonderer Weise für die Völkerverständigung einsetzen. Jetzt wurde Jean-Claude Juncker geehrt.
Vor Juncker wurde der Preis bereits 2003 und 2006 vergeben. Damals hieß er noch „Preis für Toleranz und Völkerverständigung der Auslandsgesellschaft“. Erhalten haben ihn der ehemalige ungarische Außenminister Dr. Guyla Horn, sowie der Prager Weihbischof Vaclav Maly und der damalige tschechische Außenminister Alexandr Vondra stellvertretend für die Charta 77.
Der Preis, eine Skulptur des Künstlers Andrzey Irzykowski, ist mit 10.000 Euro dotiert und wurde im Rahmen eines Festakts im Konzerthaus Dortmund überreicht. „Ihr Name fiel ziemlich schnell und vor allem fiel er auch einstimmig“, offenbart Klaus Wegener, Präsident der Auslandsgesellschaft in seiner Rede. Die Menschen im Publikum lächeln. Es scheint als seien sie auch sehr zufrieden mit der Wahl der Jury.
Schon zu Anfang wird klar: Der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission ist ein sehr humorvoller Mensch, der mit seinen Sprüchen gerne für viele Lacher sorgt. So erzählt Wegener auch, dass Juncker auf die Frage „Wen wünschen Sie sich als Laudator?“ meinte: „Es sollte vielleicht jemand sein, der ein bisschen was Nettes über mich sagt.“
Der Sohn eines Stahlarbeiters arbeitete sich zur Spitze der Europäischen Kommission
Und so fiel wohl schnell die Wahl auf Armin Laschet, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen. „Dass jemand, dessen Vater Stahlarbeiter wurde, aus dieser Geschichte heraus am Ende an der Spitze der Europäischen Kommission steht, ist ein Stück Vollendung eines persönlichen Lebenswegs“, sagt Laschet über Juncker.
Als Luxemburg im zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten besetzt wurde, wurden Junckers Brüder und sein Vater in die Wehrmacht zwangsrekrutiert. Wie er einmal formuliert haben soll mussten sie in einer „verhassten“ Uniform Menschen bekämpfen die damit beschäftigt waren die eigene Heimat zu befreien. Am 9. Dezember 1954 wurde Juncker geboren und hat sich auf seinem Weg bis zur Spitze der EU immer sozial engagiert.
Schon mit 27 Jahren wird er Staatssekretär für Arbeit und Soziales und nach den Wahlen 1989 Finanzminister. Dieses Amt besetzt er bis ins Jahr 2009. „Das sind die Jahre wo die Finanzminister die Grundlage für die Europäische Währungsunion gelegt haben. Juncker war einer der Jüngsten der mit dabei war, damals als junger Minister in Maastricht“, erzählt Laschet.
Nach den Reden von Wegener und Laschet kam auch Juncker zu Wort: „Man kann Europa nur lieben wenn man es kennt, gut kennt“, sagt Juncker, der Europa als die größte Affäre seines Lebens bezeichnet. Insgesamt ließ er sich in seiner Rede nicht nehmen mit dem ein oder anderen Spruch für Lacher zu sorgen.
Zu der diesjährigen Europawahl: „Junge Leute sollten wehrhafte Demokraten sein“
Doch wird Juncker auch ernst und spricht den zunehmenden Rechtsruck in der Gesellschaft an: „Schuld daran sind auch klassische politische Parteien. In einigen Ländern in der Europäischen Union reden Sozialdemokraten und Christdemokraten wie die Populisten. Wer den Populismus bekämpft darf nicht so reden wie die Populisten“.
Auch die diesjährige Europawahl ist Thema und Juncker richtet seine Worte an die jungen Menschen: „Die jungen Leute sollen sich engagieren und Farbe bekennen. Farbe bekennen für Menschenrechte und das soziale Anliegen. Junge Leute sollten wehrhafte Demokraten sein“. Und so endet der Festakt damit, dass Juncker nochmals scherzhaft daran erinnert Hunger zu haben.
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