Der Tod und die Trauer liegen oft dicht beieinander, jedoch nicht am Día de Muertos (Tag der Toten). Das traditionell mexikanische Fest stellt vielmehr eine Feier der Freude dar. An diesem Tag erfolgt ein Wiedersehen der Toten und der Lebenden durch den Besuch aus dem Jenseits, was gemeinsam zelebriert wird. So auch am 26. Oktober im Domicil in Dortmund.
Ein mexikanischer Feiertag findet Anklang in Dortmund
Einst begonnen als private Zusammenkunft an einem jährlichen Feiertag, ist es nun eine beliebte Attraktion in Dortmund: Der Tag der Toten, auf Spanisch „Día de Muertos“, organisiert von Josué Partida, Virginia Novarín und Marisa Alvarez, zieht seit Jahren eine Vielzahl an Interessent:innen an. Am Samstag, den 26. Oktober um 18 Uhr, ist es wieder möglich, das mexikanische Fest hautnah im Domicil mitzuerleben.
Die Idee, die Veranstaltung im öffentlichen Dortmunder Raum zu etablieren, wurde 2016 von Partida und Novarín umgesetzt. Partidas Ehefrau, Marisa Alvarez, schloss sich 2019 der Organisation an. Die Feier fand erstmals im Projektspeicher in der Dortmunder Nordstadt mit etwa 30 Besucher:innen statt.
Durch die zunehmende Öffentlichkeitsarbeit erfolgte rasch eine Expansion der Interessent:innen. Allein im letzten Jahr nahmen etwa 400 Personen an der Veranstaltung teil. ___STEADY_PAYWALL___
Dabei bildet das Publikum nicht, wie viele vermuten, allein die lateinamerikanische Gemeinschaft ab, sondern ist sehr gemischt. Der Tod ist nämlich ein universelles und unausweichliches Ereignis, das jeden früher oder später betrifft, erklärt Partida. Gleichzeitig bietet das Fest einen Anlass, die mexikanische Kultur ein Stück näherzubringen.
Der Tod in künstlerischer Darstellung
Der Tag der Toten ist in Mittel- und Südamerika ein verbreiteter Feiertag, dem insbesondere in Mexiko eine hohe Wichtigkeit zugesprochen wird. Der Tag, der gewöhnlich am 01. und 02. November gefeiert wird, widmet sich den Verstorbenen, stellt jedoch weniger ein Trauerspiel dar. Das farbenfrohe Fest feiert, gemäß dem Volksglauben, die Rückkehr der Seelen der Verstorbenen zu den Lebenden. „Die Toten sind nicht ganz verstorben, solange man sie in Erinnerung hat“, so Partida.
An Publizität gewann das Fest Anfang des 20. Jahrhunderts durch den mexikanischen Künstler José Guadalupe Posada. Als Ausdruck der Satire erstellte Posada Karikaturen, die zur Belustigung des Feiertages dienten.
Hier liegt der Ursprung einer Symbolfigur, die bis heute am Feiertag abgebildet wird: La Catrina, was etwa „die Wohlhabende“ bedeutet. Als Abbild des Todes in Form einer weiblichen Figur tritt sie in Skelettform und wohlhabender Kleidung auf. Auch die mexikanische Künstlerin Frida Kahlo griff in ihren Kunstwerken verschiedene Elemente des Feiertages auf, was den Blick auf das Fest verstärkte.
Die Attraktion der Straßen, jedoch nicht in diesem Jahr
Ein traditionelles Element des Feiertages ist der Umzug auf den Straßen, den Partida, Novarín und Alvarez nach Dortmund brachten.
Bunte Kleidung, geschminkte Gesichter und skelettförmige Figuren, die durch die Straßen getragen werden und mehrere Meter in die Höhe reichen, zogen im letzten Jahr zwischen 400 und 600 Personen an.
Besonders für Kinder ist dies eine beliebte Attraktion, bei der sie nicht mehr aus dem Staunen kommen. Der diesjährige Umzug, der am 19. Oktober stattfinden sollte, musste jedoch aus organisatorischen Gründen abgesagt werden.
Eine Verkündung, die viel Enttäuschung hervorrief, erzählt der gebürtige Mexikaner. Umso mehr hoffen sie, dass im Folgejahr der Festzug wieder die Straßen einnimmt.
Traditionelle Elemente im Domicil wiederzufinden
Die Türen des Domicils sind am Samstag für Personen jeden Alters geöffnet. Im Vorverkauf kosten die Eintrittskarten 23 €, vor Ort an der Kasse 28 €. Personen unter 16 Jahren haben freien Eintritt. Dass die Preise im Vergleich zu den vorherigen Jahren so gestiegen sind, erklärt Partida mit den reduzierten Geldern von Vereinen, die das Fest unterstützen. Hinzu kommen zusätzliche Kosten aufgrund der diesjährigen Räumlichkeit, die zuvor in diesem Rahmen nicht präsent waren.
„Es stellt aber auch eine Wertschätzung der Künstler:innen dar”, äußert Partida. Geplant ist ein Konzert, das am Abend stattfindet und sieben Musiker:innen integriert. Neben der Livemusik werden Personen, unter anderem vom Stadttheater Dortmund, vor Ort sein, die auf Wunsch Gesichter in Skelettoptik altertümlich schminken. Der Hintergrund davon ist, dass den Verstorbenen die Scharm vor ihre Optik genommen wird, indem alle gleich aussehen.
Gemäß den mexikanischen Bräuchen wird auch ein Altar der Gaben, eine sogenannte „Ofrenda“, aufgestellt. Es ist jeder Person gestattet, ein Bild von einer verstorbenen, geliebten Person mitzubringen und auf den geschmückten Altar zu platzieren. Außerdem wird „Pan de muerto“, also „Brot der Toten“, angeboten, ein Gebäck, das in Form von Knochen gebacken wird.
Neuinterpretationen zur Annährung der Gesellschaft
Neben den verschiedenen traditionellen Komponenten nehmen die Veranstalter:innen einige Neuinterpretationen des Festes vor. So wird seit Jahren Chili con Carne zum Verzehr zubereitet, eine Mahlzeit, die eigentlich ihren Ursprung im angloamerikanischen Raum hat, aber fälschlicherweise von vielen als mexikanisches Gericht betitelt wird.
Unter anderem werden auch Objekte vom Flohmarkt zur Dekorierung verwendet, anstatt auf die vollständige traditionelle mexikanische Verzierung zurückzugreifen. Auch die Musik vor Ort scheint unkonventioneller: Es erfolgt eine Vermischung verschiedener Musikgenres, die von spanischer Volksmusik bis Pop oder Blues reichen.
Was bei vielen gebürtigen Mexikaner:innen auf Kritik stößt, hat jedoch einen bestimmten Grund. Es soll eine Annäherung verschiedener Personen aus allen Kulturkreisen ermöglichen, auch wenn dies nicht auf traditionell mexikanische Weise geschieht. Natürlich könnte man alles im traditionellen Stil abhalten, jedoch würde man damit auf viele fragende Gesichter stoßen, was den Brückenschlag einschränken könnte, erklärt Partida.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
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