Alarmierende Zahlen: Das Land NRW zählt offiziell 46.610 Wohnungslose – Anstieg auch in Bochum und Dortmund

Obdachlose werden im Winter vor besondere Herausforderungen gestellt. Foto: Sebastian Sellhorst
Heiße Sommer und kalte Winter stellen Obdachlose vor besondere Herausforderungen. Foto: Sebastian Sellhorst

46.610 wohnungslose Menschen zählt die aktuelle Wohnungsnotfallberichterstattung für NRW, die das NRW-Sozialministerium am Montag bekannt gegeben hat. Damit waren zum Stichtag, 30. Juni 2019, noch einmal rund 2.000 Menschen mehr ohne eigene Wohnung als im Vorjahr. Der bodo e.V. ist in Sorge und fürchtet, dass viele weitere hinzukommen werden.

Zum Stichtag waren in Dortmund insgesamt 1.681 Menschen als wohnungslos gemeldet

Am 30. Juni jedes Jahres erfasst das Land NRW sogenannte Wohnungsnotfälle, also Menschen, die als Wohnungslose in kommunalen Unterkünften, Wohnungen oder über freie Träger untergebracht sind. Nicht erfasst werden Personen, die solche Einrichtungen nicht nutzen, im Hilfesystem nicht ankommen und bei Bekannten oder draußen schlafen. Trotzdem eine hilfreiche Zählung, um Entwicklungen und Trends abzulesen. ___STEADY_PAYWALL___

Zum Stichtag (30. Juni 2019) waren in Dortmund insgesamt 1.681 Menschen als wohnungslos gemeldet (2018: 1.411), in Bochum 900 (2018: 875). In den vergangenen Jahren waren die Zahlen stark gestiegen, weil mehr Menschen in die Statistik einfließen, nämlich auch Geflüchtete, die nach ihrer Anerkennung weiter in Unterkünften leben, weil sie keine eigene Wohnung finden.

Wohnungslos nach Jobverlust, Trennung sowie durch psychische oder Suchterkrankungen 

„Wir nehmen vor allem eine Zunahme bei den ‚klassischen‘ Wohnungslosen wahr, also bei Menschen, die durch einen Jobverlust, nach einer Trennung, psychischen oder Suchterkrankungen die Wohnung verlieren und keine neue finden“, sagt Alexandra Gehrhardt von bodo. „Die Zahl derer, die unsere Hilfeangebote nutzen, wächst kontinuierlich. Und wir befürchten, dass mit der corona-bedingten Wirtschaftsentwicklung noch viele dazukommen werden.“

Und noch etwas macht dem Verein Sorgen: Laut der Landesstatistik ist die Hälfte der ordnungsrechtlich untergebrachten Wohnungslosen dies schon länger als zwei Jahre. „Scheinbar funktionieren also die Übergänge von der Wohnungslosenhilfe zurück in eine eigene Wohnung nicht so, wie sie eigentlich sollen“, so Gehrhardt.

Das liege auch an Wohnungsmärkten, die gerade in Ballungsgebieten in den letzten Jahren immer enger geworden sind. „Es braucht langfristig bezahlbaren Wohnraum für alle Teile der Bevölkerung, nicht nur für die, die sich Wohnen leisten können. Und es braucht bessere Instrumente zum Beispiel bei Jobcentern, Sozial- und Wohnungsämtern, damit drohende Wohnungslosigkeit gar nicht erst eintritt.“

Die Wohnungsnotfallberichterstattung des Sozialministeriums NRW (pdf): wohnungsnotfall-2020

 

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HINTERGRUND
  • Seit 1994 unterstützt bodo e.V. Menschen in sozialen Notlagen.
  • Der Verein betreibt in Bochum und Dortmund Anlaufstellen für Wohnungslose und unterhält stationäre und aufsuchende Versorgungs- und Beratungsangebote.
  • Das monatliche soziale Straßenmagazin ermöglicht Menschen in Wohnungslosigkeit und Armut einen Zuverdienst.
  • Weitere Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte unterstützen ehemals wohnungs- oder langzeitarbeitslose Menschen bei der (Re-)Integration in den ersten Arbeitsmarkt.
  • bodo e.V. sieht sich als Lobby für Wohnungslose.
  • Er ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband und im internationalen Netzwerk der Straßenzeitungen INSP.
  • Mehr: www.bodoev.de

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