Mit einer dreißigköpfigen Gruppe spazierte der Thüringer AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke am 1. Mai 2024 über das Gelände der Kokerei Hansa in Dortmund-Huckarde, nachdem ihnen der Zutritt zur Zeche Zollern in Bövinghausen verwehrt worden sein soll. Die Vorsitzende Geschäftsführerin der Industriedenkmal-Stiftung Ursula Mehrfeld zeigte sich über die „private Führung“ mit hochrangigen Politiker:innen der „Alternative für Deutschland“ überrascht und empört.
Nach Abweisung an der Zeche Zollern besuchte die Gruppe die Kokerei Hansa
„Wir wurden überrumpelt“, erklärt Ursula Mehrfeld. Sie scheint immer noch nicht ganz fassen zu können, was sich auf dem Gelände der Kokerei Hansa in Huckarde am Tag der Arbeit ereignete: Björn Höcke, der Fraktionsvorsitzende der AfD Thüringen, schlenderte über das weitläufige Industriedenkmal-Gelände.
Neben Höcke besuchten auch der fraktionslose Dortmunder AfD-Bundestagsabgeordnete Matthias Helferich, der sich selbst als das „freundliche Gesicht des Nationalsozialismus“ bezeichnete, lokale Politiker:innen der „Alternative für Deutschland“ und der erst kürzlich vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuften Jugendorganisation „Junge Alternative“ (JA) die ehemalige Kokerei.
Zunächst habe die Gruppe die Zeche Zollern besuchen wollen, dort seien sie jedoch abgewiesen und ihre Führungen storniert worden, berichtete Helferich. ___STEADY_PAYWALL___
Im vergangenen Jahr hatte die Zeche Zollern mit ihrer „Das ist kolonial.“- Ausstellung viel Aufmerksamkeit von Rechts bekommen, da sie für „People of color“ (PoC) einen „safer space“ schaffen wollte. Die Empörung darüber, dass gebeten wurde, PoC-Personen an einem Tag der Woche für zwei Stunden die Ausstellungsräume zur Verfügung zu stellen, war so groß, dass das LWL-Museum mit Anrufen, E-Mails und Drohungen, das Museum zu stürmen, terrorisiert wurde.
Gruppe führte sich selbst über das Gelände – auch in für Besucher:innen verbotene Bereiche
Alternativ reiste die Gruppe dann zur Kokerei Hansa, die niedrigschwelliger betreten werden kann. „Wir haben keinen Ticketshop oder Ähnliches, das Gelände ist frei und offen zugänglich“, so die Vorsitzende Geschäftsführerin Ursula Mehrfeld. Sie zeigte sich empört über den spontanen Besuch: „Die sind dann einfach über das Gelände gelaufen, sind hinters Salzlager gekrochen, das sind Bereiche, in die sie gar nicht gehen durften.“
Derartige spontane Besucher:innengruppen stellten die Ausnahme da, führte sie weiter aus: „Es ist absolut unüblich, dass eine so große Gruppe einfach hier herkommt und es ist noch unüblicher, dass die sich selbst eine Führung geben.“
Diese „private Führung“ über das ehemalige Industriegelände der Kokerei Hansa leitete augenscheinlich der Beisitzer der „Jungen Alternative NRW“ Gerald Christ.
Das überrascht nicht, denn ausschlaggebend für die neue Einschätzung der „JA NRW“ durch den Verfassungsschutz ist „die Nähe zum Beobachtungsobjekt des völkisch-nationalistischen Personenzusammenschlusses innerhalb der Alternative für Deutschland (AfD), ehemals „Flügel“. Führungspersonen des Landesverbandes der JA NRW suchen eine Zusammenarbeit mit dem formal aufgelösten ,Flügel‘“, so das Innenministerium.
Insbesondere beziehe sich dies auf die ideologische Führungsperson des „Flügels“ Björn Höcke, der bereits im vergangenen Jahr an einer AfD-Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag auf der Dortmunder Hohensyburg gemeinsam mit Matthias Helferich teilnahm.
Antifaschist:innen protestierten gegen den gerichtsfest als Faschist eingestuften Björn Höcke
Höcke selbst gab an, „Urlaub“ in Dortmund zu machen. „Da wollen wir ihm ein bisschen Industriekultur nahebringen“, erklärte Helferich als Grund des Besuchs der Kokerei Hansa. Zudem sei der in Lünen geborene Politiker ein gern gesehener Freund des Bezirksverbandes.
Der Besuch Höckes sei aber natürlich nicht ganz frei von Politischem: So tausche man sich auch über die Zukunft der „AfD“ aus, die derzeit vor großen Herausforderungen stehe, wie dem Kampf gegen die von Bundesinnenministerin Nancy Faeser „instrumentalisierte Behörde“, dem Bundesamt für Verfassungsschutz, so Matthias Helferich.
Der eigens durchgeführte Rundgang endete mit einem ebenso spontanen antifaschistischen Gegenprotest von rund fünfzehn Personen, denen von Seiten der Besucher:innengruppe Extremismus, Propaganda, antidemokratisches Handeln und Arbeitslosigkeit unterstellt wurde.
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Reader Comments
Ferdinand-Konstantin Herr Matei
Danke für diesen tollen Artikel.
„Keinen Zentimeter für Rechts!“
Vielen Dank für euren Service und Support.
Gento
Anschließend waren die in Hamm.
Gut versteckt im Gewerbehof Hövel
See Afd Kreisverband Unna.
Besitzer ist ein Afd Ratsmitglied Hamm.
Ulrich Sander Gruppe „Kinder des Widerstandes“
Ja, die Neonazis sind in Dortmund zerschlagen, so stand es in den Medien vor einigen Tagen.
Wir müssen wachsam bleiben.
https://vvn-bda.de/bjoern-hoecke-ist-und-bleibt-ein-nazi/
Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof (GBA) veranlasst Durchsuchungen im Zusammenhang mit dem Vorwurf der geheimdienstlichen Agententätigkeit (PM)
Karlsruhe (ots) – Die Bundesanwaltschaft lässt seit heute Morgen (7. Mai 2024)
aufgrund von Beschlüssen des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs sowie
einer Europäischen Ermittlungsanordnung die Büroräume von Jian G. und Dr.
Maximilian Krah im Europäischen Parlament in Brüssel durchsuchen. Die Maßnahmen
erfolgen in dem Verfahren gegen Jian G. wegen des Verdachts der
geheimdienstlichen Agententätigkeit (vgl. Pressemitteilung Nr. 22 vom 23. April
2024). Die Durchsuchung des Büros von Dr. Maximilian Krah ist eine Maßnahme bei
Zeugen gemäß § 103 StPO. Das Europäische Parlament hat dem Betreten der
Räumlichkeiten zugestimmt. Eine Wohnung von Jian G. in Brüssel war bereits am
24. April 2024 im Rechtshilfewege durchsucht worden.
Vortrag: Kurs Radikalisierung bei der Europawahl (PM)
Donnerstag, 09.05.24, um 20 Uhr
Nordpol, Bornstr. 144, 44145 Dortmund
Umfragen prophezeien Europas Rechtsaußenparteien klare Zuwächse bei der EU-Wahl im Juni. Radikal und extrem rechte Kräfte könnten zu Konservativen und Sozialdemokraten, den momentan stärksten Fraktionen im Europaparlament, aufschließen und Liberale, Grüne und Linke sehr deutlich hinter sich lassen.
Die meisten dieser Rechtsaußenparteien versuchen sich mit einer taktisch-verbalen „Mäßigung“. Teils sind sie schon jetzt an nationalen Regierungen beteiligt. Die AfD geht einen anderen Weg: Ihre Kandidat:innenliste ist so radikal wie keine zuvor in der mehr als zehnjährigen Geschichte der Partei. Der Vortrag beleuchtet diese Entwicklung und beschäftigt sich mit der Frage, ob und welche Veränderungen in der europäischen Politik zu erwarten und welche jetzt schon zu beobachten sind.
Unser Referent Rainer Roeser war bis 2009 Redakteur der Westfälischen Rundschau. Seither arbeitet er freiberuflich, bis 2020 vor allem für den blick nach rechts. Beteiligt war er an mehreren Buchveröffentlichungen sowie an Untersuchungen und Publikationen verschiedener politischer Stiftungen und des DGB zum Thema AfD.
Eine Veranstaltung des Antifa Cafés Dortmund und den Falken Dortmund