Jörg Hofmann, Bundesvorsitzender der IG Metall, zu Gast bei Novoferm:

Acht Prozent gefordert: Hohe Streikbereitschaft in der Dortmunder Metall- und Elektroindustrie

In die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie geht die IG Metall mit einer Acht-Prozent-Forderung. - Ulrike Hölter - Jörg Hofmann Novoferm Michael Rehberg
In die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie geht die IG Metall mit einer Acht-Prozent-Forderung. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Die IGM Metall rüstet sich für einen heißen Herbst: Denn bei den Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie stehen die Vorzeichen auf Konfrontation. Die IG Metall geht mit einer Acht-Prozent-Forderung in die Verhandlungen – der Arbeitgeberverband will eine Nullrunde. Doch damit wird sich sich die Gewerkschaft nicht abfinden. 

Klare Forderung: „Gute Arbeit muss auch gut bezahlt werden”

„Die Kolleginnen und Kollegen werden bis zu unserer ersten Verhandlung am 16. September in jedem Betrieb die Forderung von acht Prozent mehr Entgelt und Ausbildungsvergütung auf einem großen Puzzle unterschreiben und an ihre Geschäftsführung überreichen“, bekräftigt die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ruhrgebiet Mitte, Ulrike Hölter.

Ulrike Hölter. ist die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ruhrgebiet Mitte.
Ulrike Hölter. ist die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ruhrgebiet Mitte. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

„Die Erwartungen der Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie sind aufgrund der sehr hohen Inflation in dieser Tarifrunde entsprechend. Die Forderung der Arbeitgeberverbände nach einer Nullrunde verärgert die Beschäftigten. Gute Arbeit muss auch gut bezahlt werden”, so Hölter.

Diese Stimmung erlebt Jörg Hofmann, Bundesvorsitzender der IG Metall, derzeit bei Besuchen landauf und landab – so auch bei der Novoferm GmbH in Dortmund, einem Hersteller von Garagentoren, wo die Gewerkschaft eine Mitgliederversammlung abhielt – wie in allen 33 tarifgebundenen Unternehmen. So sollen die 10.000 Beschäftigten eingeschworen werden.

Streiks drohen: „Unsere Belegschaft ist hoch motiviert“

Das braucht es bei Novoferm nicht: „Wir haben Kollegen, die finden, dass die acht Prozent nicht genug sind, um die Inflation auszugleichen. Daher gibt es eine große Bereitschaft, wenn der Warnstreik nicht reicht, auch einen Schritt weiterzugehen“, betont Novoferm-Betriebsratchef Michael Rehberg. „Unsere Belegschaft ist hoch motiviert.“

Novoferm-Betriebsratchef Michael Rehberg
Novoferm-Betriebsratchef Michael Rehberg Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Jörg Hofmann betonte, dass die Beschäftigten nach längerer Zeit wieder Lohnerhöhungen und Sicherheit verdient hätten: „Angesichts der hohen Gewinne vieler Unternehmen und der hohen Belastung der Haushalte durch die Teuerung ist jetzt nicht der Zeitpunkt für Lohnzurückhaltung.“

„Auf den Beschäftigten lasten die gesamten Preissteigerungen – im Gegensatz zu Unternehmen können sie diese nämlich nicht weitergeben. Wir sehen mit den Quartalszahlen jedes Mal aufs Neue: Der überragenden Mehrheit der Unternehmen geht es aktuell gut, sowohl hinsichtlich der Auftrags- als auch der Ertragslage. Zurückhaltung in der Tarifpolitik ist gerade weder gefragt, noch klug“, so Hofmann.

Breite Bevölkerungsschichten müssen entlastet werden

Klar ist aus Sicht der IG Metall jedoch auch, dass die Lohnsteigerungen in der momentanen Energiekrise nicht ausreichen werden, sondern von weiteren deutlichen Entlastungen der Bundesregierung begleitet sein müssen.

Jörg Hofmann ist Bundesvorsitzender der IG Metall.
Jörg Hofmann ist Bundesvorsitzender der IG Metall. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Hofmann forderte eindringlich, gerade diejenigen, die am stärksten von den aktuellen Preissteigerungen betroffen seien, müssten entlastet werden: „Die breite Bevölkerung ist von den höheren Preisen betroffen, manche noch stärker als andere. Rentnerinnen und Rentner, Studierende und Erwerbslose sind bei den bisherigen Entlastungen praktisch leer ausgegangen.“ 

Das müsse sich dringend ändern: „Gas- und Strompreise müssen gedeckelt werden, Krisengewinne abgeschöpft und breite Entlastungen sind nötig. Das fordert die IG Metall seit Monaten, klar gestützt durch die Mitglieder. Wenn die Politik das nun auch versteht und umsetzt, wird das den Bürgerinnen und Bürgern sehr helfen.“ 

Wir haben keine Lohn-Preis-Spirale, sondern eine Profit-Preisspirale“

Die Kritik, die aktuellen Lohnforderungen von acht Prozent würden eine Lohn-Preis-Spirale auslösen, weist der IGM-Chef entschieden zurück: „Wir können nicht von einer Lohn-Preis-Spirale reden, denn wir hatten keine Lohnerhöhung – dennoch sind die Preise so hoch. Deshalb haben wir eine Profit-Preisspirale.“

In der Corona-Pandemie hätten die Unternehmen viel Unterstützung erhalten und seien durch die staatlichen Hilfen gut durch die Krise gekommen. Größer seien die Probleme danach gewesen, weil Probleme mit den Lieferketten für Kurzarbeit gesorgt hätten. Doch dafür hätten die Unternehmen durch eigene Management-Fehler gesorgt, weil sie lieber Cents bei den Zulieferern einsparen wollten, statt auf Liefersicherheit zu schauen. In der aktuellen Krise gäben die Unternehmen zudem die Produzentenpreise weiter.

Das könnten die Beschäftigten nicht: Daher sei es nun an der Zeit, dass die Unternehmen ihren Beitrag lieferten, nachdem die Mitarbeiter:innen in der Corona-Pandemie Verzicht geübt hätten. „Die Ertragslage ist weiter gut und die Auftragslage bestens. Jetzt haben die Beschäftigten Not“, sagte Hofmann mit Blick auf die explodierenden Kosten. „Es ist gelebte Sozialpartnerschaft, dass jetzt auch die Arbeitgeber, auch wenn es weh tut, entsprechend Verantwortung übernehmen.“

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  1. Entlastungen: Beschäftigte aus der Region Ruhrgebiet Mitte machen erfolgreich Druck (PM IG MEtall)

    +++ Bundesregierung handelt: IG Metall-Aktion „Krisengewinne abschöpfen – Kosten deckeln“ zeigt Wirkung
    +++ Mehrere Hundert Mitglieder aus Bochum, Dortmund, Herne und Lünen haben sich beteiligt
    +++ Ulrike Hölter: „Durch diese Krise kommen wir nur mit sozialer Gerechtigkeit. Die Bundesregierung muss jetzt nachbessern.“

    Dortmund – Die Forderung der IG Metall Ruhrgebiet Mitte nach weiteren Entlastungen angesichts der steigenden Energiepreise hat die Politik in Berlin bewegt: Mit ihrem angekündigten dritten Entlastungspaket hat die Ampel-Koalition Forderungen der
    IG Metall aufgegriffen. „Gewerkschaftliches Engagement und Solidarität zahlen sich aus. Das ist ein Erfolg für unsere Mitglieder und die Beschäftigten in der Region“, sagte Ulrike Hölter, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ruhrgebiet Mitte.

    Innerhalb weniger Wochen hatten sich mehrere Hundert Metaller*innen und ihre Kolleg*innen in den Betrieben aus Bochum, Dortmund, Herne und Lünen an der
    IG Metall-Unterschriftenaktion „Krisengewinne abschöpfen – Kosten deckeln!“ beteiligt. Darunter waren viele Beschäftigte aus Betrieben wie der KHS GmbH, der thyssenkrupp Steel Europe AG und der Mendritzki GmbH & Co. KG. Bundesweit schlossen sich über 200.000 Menschen dem Appell an die Politik an.

    Ulrike Hölter, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ruhrgebiet Mitte: „Die breite Unterstützung der Menschen aus der Region Ruhrgebiet Mitte setzte ein klares Zeichen. Die Bundesregierung muss bei den jetzt beschlossenen Maßnahmen jedoch nachsteuern und der auch profitgetriebenen Inflation Einhalt gebieten. Durch diese Krise kommen wir nur mit weiteren Entlastungen und sozialer Gerechtigkeit.“ Die Preis-Krise treffe alle: zuhause, im Supermarkt oder an der Zapfsäule. „Es war überfällig, dass die Bundesregierung entsprechend unserer Forderung jetzt endlich auch Studierende sowie Rentnerinnen und Rentner entlastet“, sagte Ulrike Hölter. Allerdings seien die weiteren Maßnahmen für Durchschnittshaushalte unzureichend oder zu ungefähr.

    Konkret forderten die Menschen aus der Region Ruhrgebiet Mitte gemeinsam mit der IG Metall unter anderem, mit einer Übergewinnsteuer Entlastungen für die Allgemeinheit zu finanzieren. „Leider bleibt die Bundesregierung bei vielem sehr vage: Die Strompreisbremse ist wichtig, aber sie springt zu kurz. Über den Gaspreisdeckel darf nicht nur gesprochen werden, die Bürger*innen sind auf ihn angewiesen“, sagte Ulrike Hölter.

    Die IG Metall Ruhrgebiet Mitte setzt sich jetzt auch an anderer Stelle für mehr Geld im Portemonnaie ein: Mitte September starten die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie. „Unsere Forderung ist klar: Wir brauchen 8 Prozent mehr. Die ganz große Mehrheit der Unternehmen verdient weiterhin gut, die Auftragsbücher sind voll. Die Beschäftigten haben gerade in der Preis-Krise jetzt ihren gerechten Anteil an den Gewinnen verdient“, sagte Ulrike Hölter.

  2. Unternehmensverband der Metallindustrie: Forderung von 8 Prozent „nicht annähernd erfüllbar“ (PM)

    Als „nicht annähernd erfüllbar“ haben die regionalen Metallarbeitgeber die Forderung der IG Metall nach Einkommensverbesserungen von acht Prozent zurückgewiesen. Die Unternehmen seien durch die Preisexplosion im Bereich der Energie, der Rohstoffe und Vorprodukte unter hohem Druck. Eine Besserung wird angesichts der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung in der Welt selbst mittelfristig nicht erwartet. Zusätzlich zu dieser Problematik stehe die gesamte Branche nach wie unter der Last einer strukturellen Transformation und der Umsetzung der erforderlichen Dekarbonisierung der Unternehmen.

    „Bei allem Verständnis für den Wunsch der Beschäftigten nach einer Kompensation der enorm gestiegenen Kosten der Privathaushalte, eine auch nur annähernde Umsetzung dieser Forderung würde viele Betriebe überfordern und zahlreiche Arbeitsplätze im bedeutendstem Industriezweig des Landes aufs Spiel setzen“, erklärte Brasse, Geschäftsführer des Dortmunder Unternehmensverbandes im Vorfeld der am 16. September in Gelsenkirchen beginnenden Tarifrunde.

    Auch die auf den ersten Blick noch gute Auftragslage sei trügerisch und rechtfertige die Forderung der IG Metall nicht. „Unseren Unternehmen nutzen die vielen Bestellungen gar nichts, wenn Rohstoffe, Materialien und Vorprodukte verspätet, in viel geringerem Umfang, dazu zu exorbitant gestiegenen Preisen oder schlimmstenfalls erst gar nicht auf dem Hof ankommen“, betonte Brasse. Die Angebotspreise seien in vielen Fällen daher nur noch Makulatur. Das alles führe zu erheblichen Einbußen bei Umsätzen und Gewinnen und treibe zunehmend viele Betriebe in die Verlustzone.

    Die Forderung der Gewerkschaft sei schon zum Zeitpunkt der Aufstellung schwer nachvollziehbar gewesen, jetzt sei sie aber unverantwortlich und mache die Tarifrunde 2022 ausgesprochen schwierig. Es müsse alles getan werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu erhalten. Dazu gehöre zwingend ein maßvoller Tarifabschluss. „Durch diese komplexe Lage kommen Arbeitgeber und Arbeitnehmer nur gemeinsam“, so Brasse abschließend.

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