„Zukunftsbäume“ in Dortmund – wie die Stadt sich auf den Klimawandel vorbereitet: SPD-Ratsfraktion im Rombergpark

Wallnussbäume wie dieser gehören wegen des Klimawandels zu den leidenden ihrer Art. Fotos: Thomas Engel

Dass sich das Klima wandelt, dürfte den allermeisten ZeitgenossInnen nicht verborgen geblieben sein. Selbst wer hier als Ursache eher „die Natur“ am Werke sieht denn Menschenhand, wird nicht umhinkommen, über Reaktionen auf diese Veränderungen nachzudenken. Ein wichtiger Handlungssektor betrifft die heimische Vegetation. So ist absehbar, dass es so manche angestammte Baumart in unseren Breitengraden auf absehbare Zeit – wenn es so weitergeht – nicht mehr machen wird: viele Exemplare werden schlicht verschwinden. Da sie aber Teil eines gewachsenen ökologischen Gleichgewichts sind, braucht es Alternativen. – So experimentieren ExpertInnen im Dortmunder Rombergpark mit heimischen wie fremden Gewächsen, die, stellen sie sich wirklich als zukunftsfähig heraus, in der Stadt unter verschiedenen Standortbedingungen neugepflanzt werden und lokal aussterbende oder ungeeignete Arten ersetzen könnten. Die SPD-Ratsfraktion hat sich dies auf ihrer sommerlichen Info-Tour einmal genauer angeschaut.

Längere Trockenphasen und steigende Temperaturen gefährden heimische Bäume in der Region

Die GenossInnen beim Rundgang durch den Park (v.l., vorne): Stefan Sirigu, Dr. Patrick Knopf (beide Stadt Dortmund), Carla Neumann-Lieven, Brigitte Thiel, Heinz Pasterny (Bezirksbürgermeister Scharnhorst); (v.l., hinten): Bernhard Klösel, Nadja Lüders (MdL), Andreas Lieven (BV-Lütgendortmund) und Edeltraud Kleinhans. Foto: SPD-Dortmund.

Ein Aspekt des globalen Klimawandels ist der durch längere Trockenphasen und steigende Temperaturen erhöhte Druck auf Anteile der heimischen Vegetation. Es geht um unsere Breitengrade, um Dortmund, etwa um den hiesigen Baumbestand. Der darbt aufgrund des sich veränderten Wetters über das Jahr hinweg. Dies werden Anteile der kommunalen Bestände aller Voraussicht nach nicht überleben, gleich, welche Ursachen der Wandel hat.

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Die Konsequenz ist, dass das ökologische Gleichgewicht nachhaltig in Gefahr gerät. Wenn in der Region angestammte Baumarten und -sorten verschwinden, ist es von enormer Relevanz, die unerwünschten Folgen für Flora, Fauna, Mensch und Umwelt einzudämmen. Genau dies ist ein bedeutsamer Teil im Arbeitsprogramm des Dortmunder Rombergparks und hat dort Tradition.

In dem Botanischen Garten des im heutigen Stadtteil Brünninghausen gelegenen Parks wurden von Anfang an die unterschiedlichsten Baumarten daraufhin untersucht, ob und wie sie mit den speziellen Anforderungsprofilen des Stadtklimas zurechtkommen. Hier ist historisch Expertise gewachsen.

Experimente im Park: Welche Zukunftssorten können absterbende Vegetationsteile ersetzen?

Es ist ein Areal, das dessen Namensgeber – ein gewisser Freiherr Gisbert von Romberg – dort ab 1817 ursprünglich als einen englischen Landschaftsgarten um das Schloss Brünninghausen hatte gestalten lassen. Das Gelände wurde 1926 nach vierjährigen Verhandlungen von der Stadt Dortmund erworben und danach sukzessive unter anderem um den seit 1887 wechselseitig an der Beurhaustraße gelegenen Botanischen Garten und mehrere Aboreten erweitert.

Mit dem hier vergegenständlichten Wissen durch über Jahrzehnte angesammelte Erfahrung geht es jetzt zusätzlich um eine spezielle Agenda. Nämlich darum, herauszufinden, welche bislang in Dortmund nicht oder wenig prominent verbreiteten Arten den durch die Veränderung des Klimas neu entstehenden Umweltbedingungen und ihren Herausforderungen gewachsen sind.

Gesucht werden Bäume, die zukunftsfähig sind, weil deren Eigenschaften ihnen erlauben, hier als (flächendeckender) Ersatz ihrer gefährdeten Speziesgenossen heimisch zu werden – sog. „Zukunftsbäume“. Eine komplexe Mammutaufgabe, die nicht dadurch leichter wird, dass die Zeit nach menschlichem Ermessen – mit Blick etwa auf das Jahreswetter – drängt.

Etablierte heimische Flora: kein Platz für Romantik wegen schwächelnder Traditionsbestände

Doch auch im Botanischen Garten des Rombergparks selbst genügt ein waches Auge, um die bereits entstandenen Schäden an Teilen der dortigen Baumbestände zu erkennen.

In der vergangenen Woche hat Dr. Patrick Knopf, Leiter der Einrichtung, zusammen mit Gärtnermeister Stefan Sirigu Mitglieder der Dortmunder SPD-Ratsfraktion und andere GenossInnen aus der Partei durch Teile der Anlage geführt.

Ausführungen und Erklärungen der beiden Experten zu ihrem Arbeitsprogramm als Reaktion auf den Klimawandel lassen zwar hoffen, doch beim Rundgang wurde auch deutlich: für Heimatromantik ist kein Platz. Heißt: es ist witzlos, darüber nachzudenken, wie etablierte Baumarten in Deutschland gerettet werden können – sie werden aus diesen Breitengraden wahrscheinlich weitgehend verschwinden.

Sie müssen durch andere heimische, aber auch Spezies anderer Weltregionen ersetzt werden, damit das ökologische Gleichgewicht weitmöglichst erhalten bleibt. Wer also in Anschauung einer traditionellen deutschen Baumart Gemütsgedichte schreiben möchte, sollte sich beeilen; die vorhandenen Entstehungsbedingungen solch seelentriefender Ergüsse könnte rar werden.

Vegetation hat sich geschichtlich stets verändert – Kultur kann den Prozess nur modifizierend ausgestalten

Was geschichtlich allerdings wirklich nur ein Klecks ist. Noch zu Ende der Steinzeit sah die Vegetation in dem Gebiet (was die Römer später „Germania“ nannten) so ganz anders aus, betont der Leiter des Parks (als dann von Tacitus im gleichnamigen Buch oder in Caesars Kriegsgeschichten beschrieben).

Nichts war mit den urigen Wäldern als Heimstatt der Wilden bis vor an die 10.000 Jahre und davor.

Insofern: Schwamm drüber, wenn jetzt reihenweise Arten dieser ausdauernden, dabei verholzenden Samenpflanzen – auch Arbores oder Bäume genannt – hierzulande das Zeitliche segnen. Es war schon immer so, dass in der Natur fleißig substituiert wurde, und der Mensch gewöhnt sich an alles.

Schwieriger wird es, wenn es um die Gefahren für die ökologischen Funktionen verschwindender Baumsorten geht – für biologische Vielfalt, Wasser, Boden, schließlich fürs Klima. Und um möglicherweise katastrophalen Auswirkungen eines Einbruchs des Ökosystems in seiner bestehenden Form für das Leben auf dem Planeten.

In einem Labor der Natur: der Dortmunder Rombergpark als Experimentierraum für Baumalternativen

Mit dem Begriff „Zukunftsbäume“ – als dem Genre potentieller Substituenten gefährdeter Bestände – werden dann zum einen solche Arten bezeichnet, die besser auf drohende klimatische Extreme hin adaptiert sind und deshalb vielleicht vermehrt ins Stadtbild der Zukunft eingepflanzt werden können.

Wenn sie sich zudem in das bestehende ökologische Gleichgewicht einpassen können, als zur Systemerhaltung und Stabilisierung beitragen.

Auf verschiedenen, in der Bundesrepublik kursierenden Listen werden die Zukunftskandidaten geführt. Die Dortmunder Version umfasst an die 70 Arten; das sind in der Regel sommertrockene Baumsorten, die meisten davon heimischer Provenienz (s.u.), darunter das Feldahorn, von dem die meisten Exemplare in Bayern stehen, die Hainbuche, verbreitet unter anderem in ganz Mitteleuropa, oder die Traubeneiche.

Dafür ist gründlich mit Einzelexemplaren zu experimentieren: Jungbäume setzen, pflegen, schauen, was unter welchen Bedingungen relativ zu Vergleichbarem passiert. Vor dem Hintergrund der allmählich gewonnen Erkenntnis, dass unser Klima am kippen ist, war es in Dortmund im September 2016, am Tag des Denkmals, soweit: es war der Startschuss zu einer umfangreichen Neubepflanzung im Nose-Aboretum.

Dortmund: Verschiebung Richtung Kontinentalklima und erwartete Zunahme von Wetterextremen

Die Anforderung an zukunftsfähige Baumarten, heiß-trockene Sommer zu durchstehen, kommt nicht von ungefähr. Im feucht-gemäßigte Klima Mitteleuropas liegt die westliche Bundesrepublik in einer Übergangszone vom maritimen zum kontinentalen Klima Osteuropas.

Dieser Übergang verschiebt sich, wie Patrick Knopf betont: Dortmund geriete mehr und mehr unter den Einfluss des Landklimas. Dadurch verschieben sich durchschnittliche Wetterlagen.

Das bedeutet typischerweise: jahreszeitlich bedingte größere Temperaturschwankungen, heißere Sommer, kältere Winter. Letzteres allerdings ist – vermutlich wegen der globalen Erwärmung – von der Entwicklung der Durchschnittstemperaturen her nicht der Fall. Dafür gibt es eine Zunahme von Wetterextremen, mit denen die Bäume und dazu in verschiedenen städtischen Milieus zurechtkommen müssen.

An einer Birke nahe dem Bildungsforum gibt der an der Ruhr-Universität promovierte Biologe einen Einblick in den weiteren Problemzusammenhang. Sie sieht nicht gut aus, ist kurztriebig, denn neben der Trockenheit bekommt ihr keine Staunässe. Die kann bei Starkregen offenbar vor allem dann entsteht, wenn Wurzelräume zu klein sind.

Standorte mit höchsten Ansprüchen: Bäume im städtischen Raum als besondere Herausforderung

Dies ist regelmäßig in städtischen Lagen der Fall; zuweilen ist es kaum ein Kubikmeter, in dem sich der Baum ins Erdreich klammern kann – empfohlen werden bis zu zwölf und mehr. Der Effekt wird beispielsweise bei Stürmen sichtbar: den Stämmen fehlt es an ausreichendem Halt und sie kippen samt Bewurzelung.

Kurztriebige Birke am Betriebshof des Parks

Auch die bei dichter Besiedlung wiederkehrenden Erdarbeiten – so zur Verlegung und Erneuerung unterirdischer Versorgungsleitungen – tun ihr übriges. In Ballungsräumen wird deshalb häufig beim Aufbaggern des Erdreichs das Wurzelwerk der Bäume beschädigt – insbesondere bei Flachwurzlern wie der Birke mit ihrer tellerförmigen Ausbreitung in den oberen Bodensegmenten.

Begrünte Innenstädte machen Sinn und in Sonderheit, wegen ihrer Größe, die dort vorhandenen Baumbestände. Sie sind nicht nur wichtig für die Luftqualität – durch ihren Filtereffekt von Staub und gasförmigen Luftverunreinigungen. Sondern unter anderem auch für das Mikroklima, den Lärm- und Windschutz, für Biodiversität und das Wassermanagement durch temporäre Speicherung bei Starkregen, der zukünftig häufiger zu erwarten sein wird.

Nicht alle „Zukunftsbäume“ sind für den Innenstadtbereich gleichermaßen gut geeignet

Und nicht zuletzt geht es um ein Mehr an Lebensqualität. Insofern ist eine „nachhaltige“ Bepflanzung der Innenstädte seit langem ein wichtiges Thema.

Mit der Idee der „Zukunftsbäume“ wird es für städtische Milieus lediglich unter den besonderen Bedingungen und neuen Anforderungen eines sich wandelnden Klimas reformuliert.

Der aus Kleinasien stammende Bienenbaum etwa ist zwar ein Zukunftsbaum, weil sommertrocken, d.h. er verträgt heiße Dürreperioden, aber definitiv wegen seines sensiblen Wurzelwerks kein Kandidat für die Innenstadt.

Ähnliches gilt für andere Flachwurzler wie erwähnte Birke, die Buche, Pappel, Esche, Haselnuss oder Kastanie. So hat sich in Dortmund herausgestellt, dass die gemeine Rosskastanie als Straßenbaum mittlerweile ungeeignet ist. Denn die das Stadtbild vielerorts und lange Zeit prägende heimische Baumart scheint den Herausforderungen neuer Umweltgegebenheiten nicht mehr gewachsen zu sein.

Stadtbildprägende Rosskastanien am Dortmunder Wallring haben dort offenbar keine Zukunft

So ist der Wallring zwar grün, doch drei Viertel aller Bäume sind bzw. waren Rosskastanien, von denen hunderte – ausgehend von einer Infektion mit dem Pseudomonas-Bakterium – erkrankt sind und nun nach und nach entfernt und durch „Zukunftsbäume“ wie Trauben- und Säuleneichen ersetzt werden müssen.

Allein am Wallring mussten bereits 80 der 450 Rosskastanien gefällt werden.
Am Wallring mussten bereits viele der Rosskastanien gefällt werden. Foto (2): Alexander Völkel

Desgleichen ließe sich vermeiden, wüssten die zuständigen Stellen in der Kommune früher und besser Bescheid, was geht, was nicht geht.

Zukünftig sollen sie in Dortmund wieder einem eigenständigen Grünflächenamt zugeordnet werden. Bislang ist hier das Tiefbauamt noch verantwortlich. Ironie der Geschichte: erst 2001 war das damalige Grünflächenamt der Stadt aufgelöst worden.

Auch für den Diplom-Biologen Patrick Knopf macht es Sinn, konzentrieren sich grüne Kompetenzen in einer Behörde. Letztlich wohl auch wegen der gestiegenen Planungskomplexität bei Neubepflanzungen. Allerdings scheinen eine Reihe von Schwierigkeiten auch hausgemacht zu sein, beispielsweise einfach aus der guten alten Tradition heraus.

Biodiversität von Straßen säumenden Baumreihen erhöht deren Widerstandskraft als Kollektiv

So verweist Patrick Knopf auf die Bedeutung von Diversität für die Widerstandsfähigkeit von Baumkulturen als einer Gesamtheit. Dies lässt sich gut an der Bepflanzung mancher Alleen in diesem Lande verdeutlichen.

Hier resultiert so manches Problem – freundlich ausgedrückt – aus einem gewissen Sinn für Vereinheitlichung, der sich in Deutschland weiterhin hartnäckig zu halten scheint.

Resultat: Alleen werden gern als Verkehrsverbindungen mit gleichmäßigen Baumreihen von Exemplaren einer Art entlang ihrer Führung geplant. Das mag den FreundInnen deutscher Ordnung gefallen: Baum um Baum reiht sich gleichförmig hintereinander und es bleibt fürs Gemüt recht übersichtlich.

Doch mit der regelmäßigen Anordnung des Grüns erkauft sich die Planung zugleich ein höheres Risiko. Denn es handelt sich hier aus biologischer Sicht wegen der fehlenden Vielfalt um ein äußerst anfälliges Konstrukt. Erkrankt nämlich ein Baum irreversibel, etwa an einem Pilz, fallen häufig wie in einer Reihe von Dominosteinen alle seiner Sorte, aus der die Allee einheitlich aufgebaut wurde.

 

Epilog (Thomas Engel):

Zur handlungstheoretischen Struktur des Diskurses über den Klimawandel

Nicht viele Menschen leugnen den weltweiten Wandel des Klimas. Kaum einige mehr bezweifeln die Schlüsselrolle des Menschen in diesem Zusammenhang. Jene wenige erklären Extremschwankungen des Wetters oder etwa die kontinuierliche Erderwärmung eigenwillig als Ausdruck von großen Klimaveränderungen, die für die Erdgeschichte typisch sind. Globale Klimaschwankungen wären hier gleichsam ausschließlich auf die „Natur“, auf die Gesetze des Planeten bzw. unbeeinflussbare atmosphärische Veränderungen zurückzuführen (etwa durch die sog. Milanković-Zyklen).

Das Zutreffen solcher Behauptungen (als exklusivem „Erklärungsmodell“ der gegenwärtigen klimatischen Veränderungen) ist nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen extrem unwahrscheinlich. Dennoch ist – zumindest in Teilen – nicht vollkommen auszuschließen, dass sie richtig sind, weil die empirischen Grundlagen für eine hinreichende Erklärung der komplexen Zusammenhänge unzureichend sind.

Die Gegenthese vom Klimawandel als Menschenwerk basiert daher „lediglich“ auf einer sich immer weiter verdichtenden Indizienkette. Aber eine solche wird sie auf unabsehbare Zeit bleiben; mehr vermutlich nicht. Was aber, wie sich herausstellen wird, nicht weiter relevant ist.

Ihre Gegner, die Adepten eines „Erklärungsmodells“ erdgeschichtlich bedingter Klimaveränderung, machen ordentlich Krawall – nicht zuletzt wegen der umweltpolitischen Ignoranz der USA und ihres weltweiten Einflusses. Der deshalb auch künstlich aufgebauschte Streit um die Ursachen der beobachtbaren klimatischen Veränderung ist aber durchaus vermeidbar. Denn es lässt sich zeigen, dass er in einer bestimmten Hinsicht überflüssig ist.

Analysemethodik denkbarer Reaktionen auf angenommen Klimawandel: „Handeln unter Nichtwissen“

Dann nämlich, wenn es um die entscheidende Frage geht, ob und wie dem Klimawandel global und politisch zu begegnen sei. Dies geschieht methodisch durch Rückgriff auf eine spezielle Handlungsanalyse, welche eine Situation von Nichtwissen voraussetzt: darüber, was oder wer den Klimawandel verursacht – im Extremfall und hier rein hypothetisch: nur die „Natur“ oder nur der „Mensch“.

Klimawandel Temperaturänderungen der letzten 2000 Jahre. Quelle: Wiki
Klimawandel: Temperaturänderungen der letzten 2000 Jahre. Quelle: Wiki

Dies als Prämisse gesetzt, wird am Ende der nachfolgenden Überlegung dennoch ein eindeutiges Ergebnis stehen. Es lautet: egal, was der Fall ist (wer oder was den Klimawandel verursacht) – wir müssen global umweltpolitisch und jetzt handeln, sonst riskieren wir massive Katastrophen. Analog gilt: selbst die Frage, ob sich das Klima gegenwärtig überhaupt ändert, kann unbeantwortet bleiben – das Ergebnis ist dasselbe: wir müssen handeln.

Zur Vereinfachung sei hier zunächst unterstellt: das globale Klima ist gegenwärtig dabei, sich zu wandeln. Ausdruck dessen sind u.a.: globale Erwärmung, Gletscherschmelze, steigender Meeresspiegel, Verschiebung von Klimazonen, Wetterextreme (Starkregen, Dürre etc), Umweltflüchtlinge etc. Die zweite Voraussetzung ist, wie erwähnt: wir wissen nicht gesichert, weshalb sich das Klima verändert (und vermeiden damit jede Diskussion über das Thema)

Es zeigt sich: unabhängig von den Ursachen des Klimawandels – Umwelthandeln zwingend geboten

Dadurch ist der weiteren Analyse eine erhebliche Begründungslast genommen: Wir müssen nicht mehr über Indizien erklären, dass es einen globalen Klimawandel gibt und dieser zu einem erheblichen Anteil auf menschliches Handeln zurückzuführen ist, um eine konsequente Umweltpolitik zu rechtfertigen.

Obwohl die Debatte mit besagten Ignoranten aus dem Umkreis Washingtons zur Verursacherfrage des Klimawandels dadurch politisch keineswegs überflüssig ist, kann sie folglich als Begründung für eine konsequent klimafreundliche Politik mindestens argumentationslogisch entfallen.

Drittens sei hier noch Folgendes vorausgesetzt: dass unerwünschte Folgen des Klimawandels bekämpft werden müssen, dürfte selbst der Betonkopf-Riege in den USA klar sein. Deshalb bedarf dieser Punkt keiner weiteren Erörterung. Es geht allein um die mutmaßlichen Ursachen des Wandels und darum, welche Handlungsgebote daraus resultieren.

Vierfelder-Schema verdeutlicht Ergebnisse unter widersprüchlichen Annahmen

Mit einem sog. Vierfelder-Schema mit jeweils zwei – sich widersprechenden, aber gleichberechtigt behandelten – Ausgangsbedingungen ergeben sich 2 x 2 = 4 Handlungssituationen mit ihren entsprechenden Handlungsfolgen.

Die beiden Eingangsbedingungen der Handlungsanalyse beschreiben schematisch auf einer vertikalen Achse – konträr – die (hier als unbekannt gesetzten) Ursachen des Wandels („Mensch“ vs. „Natur“); und auf der horizontalen zwei – kontradiktorische – Handlungsmöglichkeiten (etwas tun vs. nichts tun) vor diesem Hintergrund des Nichtwissens (s. den Kasten links).

Aus der in diesem Vierfelder-Schema veranschaulichten Überlegung wird deutlich: Selbst wenn das Unwahrscheinliche wahr wäre und menschliches Handeln rein gar nichts mit den beobachtbaren Phänomenen eines globalen Klimawandels zu tun haben sollte, wie in Szenario (3) und (4) unterstellt, ist alles besser als Nicht-Handeln.

Wenn nämlich die Ursachen des Klimawandels fortbestehen, weil sie sowieso nicht menschlicher Macht unterliegen, wie in (3) und (4), oder nicht beseitigt werden, obwohl dies möglich wäre (2), käme es insoweit zu Katastrophen, als ihre Folgewirkungen nicht abgemildert werden können.

Veränderbare Welt als Handlungsprämisse: Voraussetzung dafür, dass sie überhaupt besser werden kann

Handelten wir hingegen konsequent und global in Richtung Umweltschutz (1) und (3) – Stichwort: Einhaltung der Klimaziele u.a. – könnte uns schlimmstenfalls passieren, dass ein Teil der Anstrengungen dessen umsonst wäre (3). Nämlich jener, der sich auf die dann fälschlicherweise angenommene Ursache der Klimaveränderungen bezieht („Mensch“), aber, weil in der „Natur“ verortet, realiter nicht abänderbar wäre – mehr nicht.

Doch nur so allein, bei konsequentem Einsatz für den Schutz der Umwelt, bliebe das einzige, Rettung versprechende – weil das Risiko von Katastrophen maximal minimierende – Ergebnis offen, d.h. erreichbar (1): die Ursachen des Klimawandels zu beseitigen.

Diese Überlegung kann mühelos auf die – hier gemachte – Voraussetzung übertragen werden, dass der Klimawandel überhaupt stattfindet. Selbst wenn dem nicht so wäre (angenommen, wir wüssten es nicht) – das Ergebnis wäre dasselbe: ein Handlungsimperativ pro Umwelt.

Weil wir es eben nicht sicher wüssten und deshalb in Zweifelsfällen und bei großen Menschheitsfragen (allgemein: Anlage vs. Umwelt) immer davon ausgehen sollten, dass die Welt zum Guten veränderbar ist – auch, wenn sie es ggf. doch nicht ist, weil unerkannte Determinanten im Hintergrund wirken. Alles andere wäre Kapitulation und bliebe von vorneherein unter dem historisch vielleicht Möglichen.

Weitere Informationen:

  • Rombergpark Dortmund (Wiki); hier:
  • Freunde und Förderer des Botanischen Gartens Rombergpark e.V.; hier:
  • „Neue Bäume für die Stadt“ (Ergebnisbericht des Arbeitskreises der Stadt Dortmund zum Thema ‚Klimawandelfolgen und ihre Auswirkungen auf die Stadtvegetation‘ Zeitraum Oktober 2015– Juli 2016); hier:  (Liste der Dortmunder Zukunftsbäume: S. 6ff.)
  • Zum Vergleich: Zukunftsbaumliste Düsseldorf; hier:
  • „Bäume in der Stadt. Wertvolle Gestalten im öffentlichen Grün“ (Hrsg.: Stiftung Die Grüne Stadt): eine Übersicht zur Bedeutung wie zur Haltungsproblematik von Bäumen im städtischen Raum; hier:

 

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