Von Gerd Wüsthoff
Im 50. Jahr seines Bestehens muss der Kinderschutzbund Dortmund sein neues auf Spenden basiertes „Come@Home“ Therapie-Programm wegen fehlender Spendengelder einstellen. Das erfolgreiche und für die Betroffenen hilfreiche Programm, welches relativ wenig Spendengelder benötigt, kann seit dem zweiten Quartal 2018 wegen fehlender Gelder nicht weiter angeboten werden. Das ist eine der Erkenntnisse aus dem Jahresbericht 2017, den der Kinderschutzbund mit Sitz in der Dortmunder Nordstadt jetzt vorgestellt hat.
„Come@Home“ Programm bedarf einer dringenden Neu-Finanzierung durch Spenden
Im vergangenen Jahr konnte durch das Programm „Come@Home“ noch 20 durch Flucht und Krieg traumatisierten Kindern geholfen werden. Es wird ausschließlich über Spenden finanziert.
„Leider haben wir für 2018, seit dem Ende des ersten Quartals, keine Mittel mehr für dieses wichtige Programm“, erklärt Geschäftsführerin Martina Furlan bekümmert. „Wir konnten „Come@Home“ nur dank Spenden in Höhe von 12.000 Euro durchführen.“ Davon bezahlte der Kinderschutzbund externe Personalkosten, wie unter anderem Dolmetscher.
Anhand eines anonymisierten Falles eines „auffälligen“ Kindes erläuterten Furlan und Sozialarbeiterin Birgit Weber die Arbeit im „Come@Home“ Programm. Ein Kind habe immer wieder „blutige Bilder“ gemalt, was die LehrerInnen in seiner Schule beunruhigte und beim Kinderschutzbund Dortmund um Hilfe anfragen ließ, so Weber.
Dabei lernten auch die MitarbeiterInnen des Hauses über die eingesetzten Dolmetscher auch etwas über Verhaltensmuster aus den Herkunftsländern von Flüchtlingen, in angesprochenen Fall aus Syrien, bzw. dem arabischen Kulturkreis des Nahen- und Mittleren Osten.
Während der Flucht, geriet die Gruppe mit dem „auffällig gewordenen“ Kind in akute Seenot mit ihrem überfüllten Flucht-Boot. „In der Situation hatte sich die Mutter des Kindes das Gesicht blutig gekratzt. Ein Ausdruck der absoluten und ausweglosen Verzweiflung, was das Kind traumatisiert hatte“, erklärt Weber. Dem Kind konnte, wie berichtet wurde, dank des „Come@Home“ Programm geholfen werden.
Der Jahresbericht 2017 des Kinderschutzbundes Dortmund mit Licht und Schatten
Martina Furlan, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes, berichtete von 216 Meldungen beim Kinderschutzbund bei denen es um das Kindeswohl ging.
Diese Meldungen kamen nicht vom Jugendamt, sondern von „Externen“ – besorgten BürgerInnen, auch aus Schulen und Kindergärten, denen Kinder oder Probleme in den Familien der Kinder auffielen. Bei einem Viertel der Meldungen handelte es sich um körperliche Gewalt gegenüber Kindern.
Nach einer solchen Meldung setzt bei den Beteiligten im Kinderschutzbund eine intensive Prüfung des Sachverhaltes ein. „Das bedeutet immer eine intensive Fallarbeit“, sagt Birgit Weber, Sozialarbeiterin und Beraterin im Haus.
„In allen Fällen setzt auch eine Überprüfung der jeweiligen Hintergründe ein“, erläutert Furlan. Insgesamt bearbeitete das Team im Kinderschutzbund 368 Fälle im vergangenen Jahr 2017.
Fachkräfte, Ehrenamtler und akuter Personalmangel im Kinderschutzbund
Neben den ausgebildeten Fachkräften des Kinderschutzbundes arbeiten etwa 150 EhrenamtlerInnen für und mit dem Kinderschutzbund in Dortmund. Diese EhrenamtlerInnen erhalten eine intensive Schulung für ihr ehrenamtliches Engagement, denn nur ein Interesse und Einsatz an und für die Arbeit ist nicht genug. „Die Arbeit ist zu sensibel“, sagt Furlan.
„Leider finden wir seit etwa zwei Jahren nicht ausreichend EhrenamtlerInnen und ausgebildete Fachkräfte für unsere Aufgaben“, erläutert Weber.
Als einen möglichen Grund vermutet der Verein, dass zumindest EhrenamtlerInnen sich eventuell verstärkt auch in der Flüchtlingsintegration engagieren. Eine Ausbildung zur Fachkraft oder ein Studium dauern drei Jahre. Allerdings hat der Kinderschutzbund auch Kooperationen mit anderen Organisationen und Einrichtungen.
Die vielfältigen Aufgaben und Anfragen lassen die Verantwortlichen im Kinderschutzbundes immer wieder auch die Frage nach den eigenen Kapazitäten stellen. So seien immer wieder auch Anfragen aus dem Familiengericht zu bearbeiten. Bei diesen Anfragen geht es im Trennungsfall der Eltern, im Sinne des Kindeswohl um die Betreuung von Trennungskindern und Rahmenschaffung zur gütlichen Einigung der sich Trennenden. „Diese Anfragen können aber leider nicht immer positiv beantwortet werden“, bedauert Furlan.
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Der Kinderschutzbund sucht engagierte Mitarbeiter*innen (PM)
„Das hatte ich mir anders vorgestellt – das war das anstrengendste Jahr meines Lebens“ sagt Frau S. über das erste Jahr mit ihren Zwillingen, die im Januar 2020 auf die Welt kamen. „Es gab eigentlich keine Möglichkeit, andere Eltern kennen zu lernen, jedenfalls nicht persönlich. Die ersten Monate mit den beiden Kindern waren so schwierig: ich war immer mit Stillen, Wickeln oder Fläschchen vorbereiten beschäftigt. Ich selber bin kaum zum Essen gekommen. Und wenn mein Mann abends nach Hause kam, bin ich einfach nur noch ins Bett gefallen. Manchmal habe ich gedacht, ich schaffe das nicht! Und durch die Kontaktbeschränkungen hatte ich auch niemanden, der mir bei der Versorgung der Kinder helfen konnte – meine Eltern und auch meine Schwiegereltern leben weiter entfernt. Zwischendurch habe ich gedacht, jetzt bekomme ich eine Depression“.
So wie Frau S. ist es besonders in der Coronapandemie vielen jungen Eltern ergangen. So schön und bereichernd das Leben mit einem Baby auch ist, so herausfordernd und anstrengend kann es auch sein. Wenn dann noch Unterstützung von außen fehlt, kommen Eltern auch schon mal an ihre Belastungsgrenze. Nicht umsonst sagt ein Sprichwort, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind zu erziehen.
Mit den Familienpat:innen, die Eltern mit Babys und Kleinkindern begleiten und unterstützen, hat der Kinderschutzbund ein Arbeitsfeld, in denen freiwillige Mitarbeiter:innen Familien praktisch und unkompliziert unterstützen können, insbesondere unter den besonderen Herausforderungen, vor denen junge Eltern während der Pandemie noch zusätzlich stehen. Wenn Sie sich vorstellen können als ehrenamtliche Familienpat:in Unterstützung zu leisten freuen wir uns auf Ihre Mail oder Ihren Anruf.
Interessierte sollten wöchentlich ca. 3-4 Stunden Zeit für dieses Ehrenamt mitbringen. Die Teilnahme an einer vorbereitenden Schulung, die Anfang Februar beginnt und immer donnerstags ab 17.00h stattfindet, ist Voraussetzung. Soweit aufgrund der Inzidenzen nötig, kann diese Schulung auch online stattfinden.
Eine regelmäßige Teilnahme ist Voraussetzung für die Arbeit in den Familien. Während der ehrenamtlichen Tätigkeit findet regelmäßig eine Praxisbegleitung statt.
Interessierte erreichen uns per Email unter verwaltung@dksb-do.de oder telefonisch unter der Rufnummer 84 79 780. Wir informieren Sie gern und freuen uns auf Sie!
Kontakt:
Kinderschutzbund Dortmund e.V.
Lambachstr. 4
44145 Dortmund
http://www.dksb-do.de
Tel.: 0231 – 84 79 780
Der Kinderschutzbund sucht engagierte Mitarbeiter*innen (PM)
Kinder und Eltern sind durch die Coronapandemie und ihre Auswirkungen nach wie vor sehr gefordert, viele wünschen sich Unterstützung!
Mit den Familienpat*innen, die Eltern mit Babys und Kleinkindern begleiten und unterstützen, hat der Kinderschutzbund einen Arbeitsbereich, in dem freiwillige Mitarbeiter*innen Familien praktisch und unkompliziert unterstützen können.
Interessierte sollten wöchentlich 4 Stunden Zeit für dieses Ehrenamt haben und bereit sein, an einer vorbereitenden Schulung teil zu nehmen. Die Schulung findet donnerstags in den späten Nachmittags- / Abendstunden statt und soll am 02.02.2023 beginnen. Eine regelmäßige Teilnahme ist Voraussetzung für die Arbeit in den Familien. Während der ehrenamtlichen Tätigkeit findet regelmäßig eine Praxisbegleitung statt.
Wenn Sie Interesse an diesem wichtigen Ehrenamt haben, melden Sie sich gern per Email unter verwaltung@dksb-do.de oder telefonisch unter der Rufnummer T.: 84 79 780. Wir freuen uns auf Sie und ein erstes Kennenlernen.
Kontakt:
Kinderschutzbund Dortmund e.V. Lambachstr. 4
44145 Dortmund http://www.dksb-do.de
Tel.: 0231 – 84 79 780