Veränderte Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt in Dortmund: Trend geht zu größeren Wohnungen und mehr Eigentum

Verstärkter Wohnungsbau könnte den Verknappungstendenzen entgegenwirken. Foto: Simon Bierwald
Um der Nachfrage gerecht zu werden, müssen Neubauten errichtet und Bestandswohnungen modernisiert werden. Hierfür muss die Baubranche jedoch auch über Kapazitäten verfügen. Foto: Simon Bierwald

Immer mehr Menschen zieht es in die großen Städte, um am Puls der Zeit zu leben. Je weiter die Bevölkerung wächst, desto mehr Wohnraum wird gerade in den Ballungszentren benötigt. Wie sich die Situation in Dortmund darstellt und nach welchen Kriterien die Menschen hier nach Wohnungen suchen, verrät die Umfrage zur Nachfragesituation am Dortmunder Wohnungsmarkt. Was macht Wohnraum für potentielle MieterInnen und EigentümerInnen besonders attraktiv und wie werden wir in Zukunft in Dortmund wohnen? Wie entwickeln sich die Preise und wird in Neubauten investiert werden?

Neben der schriftlichen Befragung wurden unzählige Interviews ausgewertet

Luftbild Nordstadt
In Dortmund muss mehr Wohnraumfläche geschafft werden. Foto: Alex Völkel

Rund 600.000 Menschen leben in Dortmund. Seit Jahren steigt diese Zahl kontinuierlich und mit ihrem Anstieg verschärft sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt. Um ihn zu entlasten, ist es dringend erforderlich, Wohnraumangebote für alle Nachfragegruppen zu schaffen, damit Dortmund als Wohnstandort weiter attraktiv und bezahlbar bleibt.

Um sich ein Bild über die aktuelle Marktsituation zu verschaffen, befragte die Dortmunder Statistik im Auftrag der Stadtverwaltung im Frühjahr 2017 rund 6000 BürgerInnen. Die beachtliche Rücklaufquote von 35 Prozent zeigt, dass das Thema die Menschen sehr interessiert.

Neben der schriftlichen Befragung flossen Ergebnisse von Interviews mit in die Auswertung ein. Sie wurden vom Büro StadtRaumKonzept Dortmund durchgeführt. So konnten spezielle Nachfragegruppen, wie zum Beispiel SeniorInnen, TransferleistungsbezieherInnen, Menschen mit Behinderung, Obdachlose, Flüchtlinge und andere besser berücksichtigt werden. 

Preisniveau, Barrierefreiheit und gute Verkehrsanbindungen sind die Hauptkriterien bei der Wohnungssuche

Brackel ist der beliebteste Stadtteil. Der kulturelle Schmelztiegel Nordstadt schneidet am schlechtesten ab. Grafik: Stadt Dortmund
Der kulturelle Schmelztiegel Nordstadt schneidet am schlechtesten ab. Grafik: Stadt Dortmund

Unterschiedliche Lebensstile bringen unterschiedliche Bedürfnisse hinsichtlich des Wohnkomforts und der Ansprüche der Interessenten mit sich. Der Wohnungsneubau und die Entwicklung bestehenden Wohnraumes müssen sich den wechselhaften Bedürfnissen und Anforderungen anpassen. 

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen deutlich, dass sich MieterInnen und Mieter bezahlbaren Wohnraum wünschen. Besonders im Alter spielen die geringen Kosten eine immense Rolle. Neben dem Preis sind vor allem eine gute Lage mit infrastruktureller Anbindung, die Barrierefreiheit für beeinträchtigte Menschen und eine gute Energieeffizienz ausschlaggebende Kriterien bei der Wohnungssuche in Dortmund.

Insgesamt sind knapp 50 Prozent der Befragten zufrieden mit ihrer Wohnsituation. Am besten fallen die Ergebnisse für die BewohnerInnen eines Eigenheims aus. Die beliebteste Wohnlage bietet der Stadtteil Brackel mit 82 Prozent. Das Schlusslicht, aber immer noch mit einer Zufriedenheit von 37 Prozent, bildet die Nordstadt, aber sie ist auch der bevölkerungsreichste und vielschichtigste Stadtteil Dortmunds.

Es ist eine Tendenz zu mehr Wohnfläche und zur Eigentumsbildung abzulesen

Der Trend geht zu großflächigen Wohnungen. Grafik: Stadt Dortmund
Großflächigen Wohnungen sind gefragt. Grafik: Stadt Dortmund

58 Prozent der Befragten empfinden das Angebot an großen, familiengeeigneten Wohnungen für unzureichend. Die Auswertung der Interviews macht deutlich, dass sich die Konkurrenzsituation zwischen großen Familien und Wohngemeinschaften von Studierenden erhöht hat.

Familien mit geringem Budget haben gegenüber meist zahlungsfähigeren Studierenden oftmals das Nachsehen. Unter dieser Konkurrenzsituation leiden vor allem auch GeringverdienerInnen SozialleistungbezieherInnen und MigranteInnen. Deshalb müssen also weiter attraktive und bezahlbare Wohnungen geschaffen werden. 

Mehr als die Hälfte der Befragten möchte weiterhin zur Miete wohnen, während der Trend zur Eigentumsbildung mit 36 Prozent weiter zunimmt. Die große Mehrheit der Personen mit dem Wunsch nach Eigentum möchte ein Einfamilien- oder Doppelhaus zu einem Preis von bis zu 350.000 € auf einem Grundstück in der Größe bis zu 600 Quadratmetern erwerben. Das Angebot im unteren und mittleren Preissegment muss hierfür aufgestockt werden.

Am gefragtesten sind Drei-Zimmer-Wohnungen zwischen 60 und 80 Quadratmetern, von denen es aktuell genug Bestandswohnungen gibt. Es ist allerdings auch der Trend zu mehr Wohnfläche abzulesen. Das Volumen ab 80 Quadratmetern muss aufgestockt werden, um der erhöhten Nachfrage gerecht werden zu können.

Sicherheit ist ein vorherrschendes Bedürfnis der MieterInnen und EigentümerInnen

Ein eigener Balkon oder eine Terrasse sind vielen MieterInnen ein Bedürfnis. Foto: Archiv

Bei der Wohnlage ist den MieterInnen mit 59 Prozent eine gute Bus- und Bahnverbindung wichtig, gefolgt von sauberer Luft (56 Prozent) und einem ansprechenden Erscheinungsbild der Umgebung. 59 Prozent halten eine gute Energieeffizienz der Immobilie für unbedingt notwendig. Damit ist dies noch wichtiger, als ein günstiger Mietpreis, der mit 52 Prozent abschnitt. Außerdem wünschen sich zwei Drittel der Befragten einen Balkon oder eine Terrasse.

70 Prozent halten Einkaufsmöglichkeiten des täglichen Bedarfs für unbedingt notwendig und 36 Prozent wünschen sich Parks und öffentliche Grünanlagen in der Umgebung. Für 43 Prozent sind Kinderspielgelegenheiten in der Nähe ein Kriterium.

Über zwei Drittel der Befragten, 76 Prozent, wollen in einer sicheren Umgebung leben und sich auch so fühlen. Passend dazu legen 45 Prozent Wert auf gute und intakte Nachbarschaftsverhältnisse.

Bericht dient der Stadtverwaltung zur Optimierung der Nachverdichtung

Neubaugebiet Stadtkrone-Ost
In Dortmund wurde schon viel neu gebaut, wie hier an der Stadtkrone Ost. Foto: Alex Völkel

Für die Stadtverwaltung ergeben sich somit folgende Schlussfolgerungen. Sie muss die Differenziertheit der Wohnwünsche bei ihren Planungen beachten und vor allem im mittleren und unteren Preissegment für mehr großflächige Angebote für Familien sorgen.

Sie wird Wohnprojekte wie Wohngemeinschaften oder Mehr-Generationen-Häuser weiterhin unterstützen. Eine andere wichtige Aufgabe in unserer alternden Gesellschaft besteht darin, das Angebot an barrierefreiem Wohnraum zum einen durch Neubauten, zum anderen durch den Umbau von Bestandsimmobilien zu erweitern.

Bei all diesen Vorhaben wird auch das Bedürfnis nach Energieeffizienz berücksichtigt werden. Auch bei der Erschließung von Neubaugebieten gilt es die vorliegenden Erkenntnisse zu berücksichtigen. So müssen diese Gebiete hinsichtlich Infrastruktur, Ausstattung und Wohnungsgröße an die Erfordernisse der „Suchenden“ angepasst werden.

Befragung wird in regelmäßigen Abständen wiederholt

Das dargelegte Meinungsbild kann bei einem dynamischen Wohnungsmarkt nur eine Momentaufnahme sein. Aus diesem Grund wird in fünf Jahren eine erneute Untersuchung mit der gleichen Methodik durchgeführt. Die letzte Umfrage dieser Art fand 2010 statt.

Oberbürgermeister Ullrich Sierau und Planungsdezernent Ludger Wilde weisen darauf hin, dass Dortmund im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Orten städtebaulich schon seit Jahren an der Nachverdichtung für den Wohnungsmarkt arbeitet. 

Hierdurch sei Dortmund bereits besser aufgestellt als manch andere Städte, die daher von den Baufirmen vorrangig bedient würden. Da die Baubranche momentan überlastet sei, sei es fraglich wann in Dortmund mit den geplanten Umbau- und Neubauarbeiten begonnen werden kann.

Weitere Informationen:

Nachfrageanalyse_Dortmunder_Wohnungsmarkt

Mehr zum Thema auf Nordstadtblogger.de:

www.nordstadtblogger.de/wohnungsmarktbericht-2017

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