Von Joachim vom Brocke
Fest verpackt und Christo-ähnlich verschnürt wartet der riesige Iguanodon-Saurier in der Halle des Naturkundemuseums an der Münsterstraße in der Nordstadt auf seine Befreiung. Nur ein einzelner Zeh blinzelt aus der dicken Schaumstoffhülle, die ihn umhüllt. Doch er wird auf seine Erlösung noch ein Jahr warten müssen, bis das Museum wieder eröffnet. Großer Wunsch von Museumsdirektorin Dr. Dr. Elke Möllmann: „Auf jeden Fall rechtzeitig zur Museumsnacht 2019“.
Insolvenz eines Bauunternehmens warf die Pläne durcheinander
Die Museumsdirektorin sowie Thorsten Glorik und Ahmed Gölan von der städtischen Immobilienwirtschaft luden zu einem Zwischenrundgang ein. Denn das 38 Jahre alte Gebäude wird noch aufwändig saniert, umgebaut, räumlich erweitert und bekommt eine völlig neue Dauerausstellung.
Viel getan hat sich seit 2014, als das Museum geschlossen wurde und seit dem Baustart Ostern 2015. „Es sollte alles viel früher fertig werden“, hieß es bedauernd. Doch die Insolvenz eines Elektrikunternehmens warf die besten Pläne durcheinander. Es musste auf Biegen und Brechen Ersatz gefunden werden, damit die Aufträge vom Tisch kamen.
„Vor allem die kräftig gestiegene Auftragsdichte bei Handwerkern machte dabei zu schaffen“, hieß es von der Immobilienwirtschaft: „Kilometerweise mussten Kabel verlegt werden, die andere Arbeiten zum Teil zurückstehen ließen“.
Handwerker ziehen Mitte Juni ab – Elke Möllmann freut sich auf vertikalen Garten
Doch fast ist es soweit. Bis „auf eine Summe von Kleinigkeiten“ ist die Baustelle fertig. Thorsten Glorik rechnet mit dem 15. Juni – dann werden die Bauhandwerker abgezogen sein. Nach einer Grundreinigung geht es an den Aufbau eines „neuen“ Naturkundemuseums.
Für den Aufbau und die Präsentation der Exponate nach neuem Konzept rechnen die Museumsexperten mit etwa einem Jahr – dann strahlt das Naturkundemuseum in neuem Glanz. Vorläufige Kosten: rund 9.3 Millionen Euro.
Ganz neu ist ein barrierefreier Eingang. Die frühere Treppe und der lange Gang gehören der Vergangenheit an. Demnächst führt der Weg sofort in die Servicebereiche: Links ist die Kasse, rechts wird es ein Café geben; außerdem die sanitären Anlagen mit WC für Behinderte und einen neuen Aufzug in die tiefer bzw. höher gelegenen Bereiche.
Große versteinerte Baumscheiben haben bereits ihren Platz an einer Wand gefunden, gegenüber ist viel Platz für einen hohen vertikalen Garten. Museumsdirektorin Möllmann: „Darauf freue ich mich ganz besonders“. Außerdem gibt es viel Platz für Sonderveranstaltungen oder Vorträge.
Mammut-Mädchen bekommt einen Platz unter der großen Lichtkuppel
Unter einer Lichtkuppel findet ein 2,60 Meter großes Mammut-Mädchen Platz. „Für einen Mammut-Mann fehlt der Platz, der war deutlich über drei Meter groß“, weiß Elke Möllmann. Viel Wert wird bei der Ausgestaltung des neuen Naturkundemuseums auf Flora und Fauna der Heimat gelegt. Die Lebensräume um Dortmund herum bis zur Ruhr.
Oder was lebt und wächst auf den Äckern, der Streuobstwiese. Dann den Lebensraum Autobahn. „Als die A 40 im Jahr 2010 beim Still-Leben Ruhrschnellweg gesperrt war, haben Botaniker auf dem Grünstreifen viele Pflanzenarten aus Italien entdeckt“, schilderte Dr. Dr. Möllmann: „Sie haben sich vermutlich aus den Zwillingsreifen der Lkw gelöst und sind hier heimisch geworden“. Eine Auswahl wird ebenfalls im künftigen Naturkundemuseum zu sehen sein.
Im großen Aquarium haben heimische Fischarten aus der Möhnetalsperre die Umbauarbeiten gut verkraftet. Rechtzeitig wird sich das Museum um frischen Nachwuchs bemühen und ebenso verstärkt Wasserpflanzen setzen, damit sich die Tiere in dem riesigen runden Bassin wohl fühlen. Doch bis alles fix und fertig den interessierten Naturfreunden anschaulich präsentiert werden kann, müssen nochmal gut zwölf Monate vergehen. Einfach abwarten und sich – angenehm – überraschen lassen…
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Reader Comments
Gerry BE
2 Mio teurer als geplant, weil der Elektiker insolvent war? 3 Jahre längere Bauzeit weil kein Ersatz für einen Elektiker zu bekommen war? Top Projektmanagement der Stadt! Mit solchen Dingen muss man doch rechnen, gibt es da keinen Plan B? Warum konnte man darauf nicht reagieren? Passiert das einem privaten Bauherrn? Hat schon mal jemand gehört, das ein Firma 3 Jahre schließen musste, da der Umbau des Firmenzentrale 3 Jahre länger dauert als geplant? Wer trägt eigentlich die Verantwortung für dieses Projektmanagement? Und wer trägt die Kosten? Ach ja der Steuerzahler, ja dann ist ja nicht so schlimm. Bitte Verantwortliche zur Kasse bitten, Verwaltungsstrukturen optimieren und flexibilisieren, Personelle konsequenzen ziehen, und nicht weg befördern (Davon wir es nicht besser, sondern auch beim nächsten Projekt wieder scheitern)