Yoko und Horst Schlütermann engagieren sich seit vielen Jahren im deutsch-japanischen Länderkreis der Auslandsgesellschaft NRW. Sie wollen den Deutschen die japanische Kultur näher bringen und Vorurteile abbauen. Die Atomkatastrophe hat sie bewegt, vor drei Jahren ein sehr erfolgreiches Hilfsprojekt auf die Beine zu stellen, das bis jetzt 222.000 Euro eingespielt hat.
Frage: Was hat sie bewegt, dieses Hilfsprojekt zu starten?
Als wir die schrecklichen Bilder der Katastrophe gesehen haben, waren wir zuerst schockiert. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass das Realität war. Ich habe sofort Bekannte und Freunde in betroffenen Gebieten angerufen bzw. ihnen E-Mails geschickt.
Erst ein paar Tage später kamen die ersten Antworten. Die Betroffenen hatten keinen Überblick über das Ausmaß der Katastrophe, da sie eine Zeit lang keinen Strom hatten und deswegen keine Informationen aus den Medien bekamen. Wir in Deutschland hatten viel mehr Informationen, insbesondere über das havarierte Fukushima Daiichi-AKW.
Auf Anregung des Präsidenten der Auslandsgesellschaft NRW, Herrn Klaus Wegener, haben wir eine Spendenaktion eingeleitet. Die Resonanz war überwältigend. Ich war überzeugt, dass katastrophengewohnte Japaner den enormen Schaden, der durch das Erdbeben und den anschließenden Tsunami entstanden ist, irgendwann überwinden würden und den Wiederaufbau der zerstörten Häuser und der Städte schaffen würden.
Aber einen Atomunfall dieses Ausmaßes? Da müssen Schwangere und Mütter mit Kleinkindern sofort weg. So habe ich dem langjährigen Freund, Seiji Fukushima, der eine Jugendherberge in der Stadt Naha auf der Insel Okinawa leitet, eine E- Mail geschickt um zu fragen, ob wir nicht gemeinsam ein Projekt starten sollten, um den Opfern des atomaren Desasters zu helfen. Er war sofort damit einverstanden. So stand unser Projekt „Hilfe für Japan“ schon am 18. März 2011 offiziell fest.
Was haben sie bisher in den vergangenen drei Jahren erreicht?
Bis heute sind rund. 222.000 Euro an Spenden eingegangen und insgesamt 545 Kinder konnten in fünf Camps Ferien auf Okinawa verbringen. Das 6. und 7. Camp findet auch in diesem Frühling und Sommer statt. Da werden abermals je 100 Kinder nach Okinawa eingeladen.
Schaffen sie es auch noch drei Jahre danach, neue Spender zu finden? Bekommen sie dazu Hilfe von anderen oder müssen sie das alleine stemmen?
Es kommen natürlich nach drei Jahren nicht mehr so viele Spenden zusammen. Aber es gibt immer noch Menschen, die die dreifache Katastrophe nicht vergessen haben und uns bei der Arbeit unterstützen und/oder Benefizveranstaltungen organisieren, um Spenden für uns zu sammeln.
Wir sind ihnen sehr, sehr dankbar. Außerdem bekommen wir eine große finanzielle Unterstützung von Caritas International, ohne die wir längst nicht so viele Kinder hätten einladen können.
Wie langfristig werden sie sich engagieren können und müssen?
Wir setzen das Projekt fort, so lange wie nötig, vielleicht auch im kleineren Rahmen. Denn es kommen immer wieder Hiobsbotschaften, so z.B. das Gesundheitsamt der Präfektur Fukushima gab im September 2013 eine Statistik bekannt.
Demnach sind inzwischen 59 Schilddrüsenkrebs bzw. krebsverdächtige Fälle bei den untersuchten ca. 226.000 Fukushima-Kindern festgestellt und bei 40% der Kinder wurden Knoten bzw. Zysten festgestellt. Und es leben 275.000 Kinder in Fukushima.
Wie kann man Sie unterstützen?
Bitte empfehlen Sie unser Projekt weiter. Interessenten können in unseren Blog schauen, da erfährt man alles über unser Projekt, wie Spendenaktionen, Spendeneingänge, Feriencamps auf Okinawa und aktuelle Lage in Fukushima und vieles mehr: www.hilfefuerjapan2011.de
Weitere Informationen zum Thema:
Eröffnung der Europäischen Aktionswochen
Fukushima – Aktivitäten zum Jahrestag