Dortmund soll mehr Leihfahrräder bekommen. Allerdings sollen die neuen Räder ohne Fahrradstationen auskommen. Aus Sicht der Verwaltung können so genannte „Freefloater“ („frei herumtreibend“), das sind stationslose Verleihsysteme, die ausschließlich per App genutzt werden, das vorhandene stationsgebundene System von Nextbike („metropolradruhr“) durchaus ergänzen.
Nordstadt-BV sieht zwar mögliche Probleme, begrüßt aber dennoch das Angebot
„Das Radpotenzial in Dortmund ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft und lässt weitere Anbieter zu. Die Systeme können sich ergänzen und voneinander profitieren“, heißt es dazu vom Verwaltungsvorstand. In der Bezirksvertretung der Innenstadt-Nord, gab es jedoch ein differenziertes Bild: „Ich kann nicht nachvollziehen, dass die Mieträder nach Ergänzung schreien. Es sind immer genug da“, fand Cornelia Wimmer, Vorsitzender der Fraktion von Linken und Piraten in der Nordstadt.
„Wir müssen darauf drängen, dass die nicht einfach wie Müll irgendwo in der Stadt rumliegen“, spielte CDU-Fraktionschef Dorian Marius Vornweg auf die negativen Erfahrungen in anderen Städten an. Doch dagegen will die Stadt mit den möglichen Betreibern eine Vereinbarung treffen.
„Ich sehe einen Reiz, die Fahrräder da zu lassen, wo ich hinwill. Aber es muss sichergestellt sein, dass dies verkehrssicher passiert“, betont SPD-Fraktionschefin Brigitte Jülich. „Aber in der Vereinbarung steht das ja drin. Also sollten sie das ruhig versuchen.“
„Man kann die Bedenken durchaus vorbringen. Aber ich sehe das nicht so sekeptisch. Aus negativen Erfahrungen kann mann lernen“, ergänzte Rico Koske, Fraktionssprecher der Grünen. Einer Ergänzung stand er durchaus positiv gegenüber. „Die Metropol-Räder sind nicht so zahlreich.“
„Freefloater“ werden ausschließlich über eine Handy-App ausgeliehen
Ganz formal argumentierte Andreas Urbanek (AfD): „Wenn die Stadt es einem Anbieter gestattet, muss man anderen Anbietern auch einen Zugang geben. Wenn im Vorfeld Vereinbarungen treffen kann, ist das nicht schlecht. Ich sehe da vom Prinzip keine Probleme.“
Wie funktionieren die „Freefloater“ eigentlich? Die Räder werden frei im öffentlichen Raum abgestellt. Die Ausleihe erfolgt ausschließlich über eine App. Die Räder sind durchgängig einfach, hohe Stückzahlen führen zu niedrigen Produktionskosten. Sieben Anbieter haben bislang ein konkretes Interesse an Dortmund bekundet, mit vier Anbietern hat die Verwaltung erste Gespräche geführt.
Zum Start des neuen Angebots: Jeweils fünf Räder an insgesamt 100 Orten im Stadtgebiet
Zwei Anbieter (ofo und oBike) wollen mit Beginn der Fahrradsaison Anfang April in Dortmund starten. Beabsichtigt ist, zunächst mit je 500 Rädern zu beginnen und Schritt für Schritt die Anzahl zu erhöhen.
Am Starttag sollen je Anbieter jeweils fünf Räder an insgesamt 100 Orten aufgestellt werden. Ofo beginnt zunächst im Bereich Innenstadt, Dorstfeld, Universität und im Veranstaltungsbereich, oBike in der Innenstadt (auch Innenstadt Nord) und den östlich angrenzenden Bereichen.
Beide Anbieter sehen ihr Geschäftsfeld aber im gesamten Stadtgebiet und wollen sukzessiv alle Stadtbezirke bedienen. Da Freefloater keine festen Stationen haben, ändert sich die räumliche Verteilung und Verfügbarkeit der Räder ständig. Die registrierten NutzerInnen finden die verfügbaren Räder jeweils über ihre App.
Marktentwicklung als Entscheidungsgrundlage
Der Anbieter muss dafür sorgen, dass große Ansammlungen von Rädern an einem Punkt aufgelöst werden und die Räder an unterversorgte Orte verteilen.
Die Freefloating-Systeme sind „lernende“ Systeme: Anhand der Ausleihvorgänge können die Bedarfe der NutzerInnen erkannt und die Räder entsprechend im Raum verteilt werden. Die Marktentwicklung wird zunächst beobachtet. Diese Beobachtung ist die Grundlage für weitere Schritte der Verwaltung.