„Eigensinn“: Autonom und subversiv – neue Austellung im Künstlerhaus Dortmund eröffnet am Freitagabend

Erich Füllgrabe, Installation "Wissenschaftliches Kunstlabor"
Erich Füllgrabe, Installation „Wissenschaftliches Kunstlabor“

Von Gerd Wüsthoff (Text) und Carmen Körner (Fotos)

Die Ausstellung EIGENSINN im Künstlerhaus Dortmund thematisiert besonders die Autonomie der verschiedenen künstlerischen Zielsetzungen und Arbeitsweisen. Die Arbeiten basieren auf ihren jeweils eigenen Regeln. Die Auseinandersetzung mit den Intentionen der KünstlerInnen und ihren einzelnen Werken wird in der direkten Begegnung separat stattfinden. Die Ausstellung läuft vom 17. März bis 22. April 2018. Die Eröffnung findet am heutigen Freitag (16. März 2018) um 20 Uhr im Sunderweg in der Nordstadt statt.

Die Maxime: Alles kann Kunst sein – muss es aber nicht

Die von Willi Otremba und Elly Valk-Verheijen kuratierte aktuelle Ausstellung der KünstlerInnen im Künstlerhaus Dortmund stellen Arbeiten von Eva Chytilek (Wien), Peter Dobroschke (Berlin), Erich Füllgrabe (Herne), Paul Hempt (Düsseldorf/Wien), Michael Johansson (Berlin), Charlotte Mumm (Amsterdam) und Julia Oschatz (Berlin) mit den Medien Video, Zeichnung, Fotografie, Skulptur und Installationen aus.

Paul Hempt, Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf und freier Künstler
Paul Hempt, Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf und freier Künstler

„Ich bin der Diskussion überdrüssig was Kunst ist, ich denke alles, selbst die Luft im Raum kann Kunst sein“, doziert Hempt, der in seiner Skulpturen-Installation Seeschifffahrts Gefahren-Zeichen nachgebildet hat.

In der Regel organisiert das Künstlerhaus Dortmund ausschließlich thematische Gruppenausstellungen. Dabei arbeiten die KünstlerInnen nicht für die Ausstellung, sondern präsentieren ihre aktuellen Werke.

Ein vorgegebenes Thema, bzw. ein formaler, medialer oder inhaltlicher Rahmen fasst verschiedene Werke zusammen, um übergreifende Gemeinsamkeiten aufzudecken. Der inszenierte Dialog zwischen den einzelnen Arbeiten steht dabei im Vordergrund.

Dieser Dialog lädt zum Vergleichen der Einzelpositionen ein, damit sie im Zusammenhang scheinbar verständlicher werden. Zugleich relativiert sich in der Gesamtschau die autonome Wirkung des einzelnen Werkes.

Der Versuch einer sinnvollen Einordnung in ein verbindendes Ausstellungskonzept kann also den Blick auf die jeweilige Eigenständigkeit verstellen.

Die KünstlerInnen der aktuellen Künstlerhaus-Ausstellung und ihre Sujets

Eva Chytilek, Stahl mit bemalter Folie
Eva Chytilek, Stahl mit bemalter Folie

Eva Chytilek aus Wien stellt eine Zeichnung im Raum dar. Chytilek hat auf transparenter Plastikfolie gemalt und Fotos aufgetragen und mit Stahlgestellen versehen, die im ersten Eindruck einen Bruch im Raum-Zeit-Kontninuum darstellen könnten.

Peter Dobroschke aus Berlin, stellt seine 2013 erstellte Zweikanalinstallation „Etudes à Deux“ aus, die seine gespiegelte Hand beim Zeichnen zeigt. Das sich spiegelnde Werk basiert auf seiner Lebenserfahrung mit seinem Zwillingsbruder. Ein Bildschirm jeweils zeigt seine rechte oder liinke Hand.

Erich Füllgrabe aus Herne führt Kunst, Wort, Bild, Wissen und Kunst in einer Art Wissenschaftslabor Installation zusammen und verdeutlicht damit, dass nach seiner Ansicht Kunst Wissen schafft. Verstehen und lernen sind wissenschaftlich belegbar, wie es durch seine Installation verdeutlicht wird, die auf Sensor dem Betrachter „antwortet“. „Wort und Sprache sind wissenschaftliche belegbare Frequenzen“, sagt Füllgrabe.

Paul Hempt arbeitet in Düsseldorf und Wien. Von der Fotographie kommend, hat er einen Objektansatz in seinen raumgreifenden Installationen gewählt. Im Künstlerhaus stellt er seine See-Schifffahrts-Warnzeichen aus, welche er nachgebaut hat. Die Warnzeichen weisen auf Untiefen in und an Schifffahrtsrinnen hin, die dem Seeverkehr gefährlich werden können.

Sie stellen für Hempt Eck- und Vermessungspunkte der menschlichen Zivilisation dar. Sie könnten aber auch als eine Installation zur Warnung vor den aktuellen Untiefen und Warnanzeichen gesehen werden.

Fiktionale Realität in Kuben – verschlossen und interessant zugleich

Michael Johansson, Altagsgegenstände präzise in neuer kubischer Form gestapelt
Michael Johansson, Altagsgegenstände präzise in neuer kubischer Form gestapelt

Michael Johansson aus Berlin stellt seine Kuben – gleichseitige Quader – in der Nordstadt aus. Diese Kuben sind aus unterschiedlichsten Kartons, Dosen, Büchsen, Büchern, Monitoren etc. zusammen gestellt, und ergeben eine neue fiktive Realität aus veralteten Gegenständen. Diese fiktive Realität ist aber „verschlossen“ und erscheint in der massivität ungewöhnlich, trotz der normalität einzelnen darin eingefügten Objekte.

Charlotte Mumm aus Amsterdam ertastet sich in ihren Objekten die Zwischenräume des Materials ihrer Skulpturen und Objekte von Raummalerei. Die abstrakten Strukturen ergeben in sich als Ganzes eine Skulptur mit minimal erkennbarer Tiefe in der Oberfläche, womit Mumm widersprüchliche Wahrnehmungen und und Paradoxien aufzeigt.

Julia Oschatz aus Berlin zeigt Arbeiten im Totenraum des ehemaligen Zechenhauses, welche auf der Grablegung Christi von Capachio beruhen. Sie hat das Original Sujet von Capachio in verschiedene Teile aufgespalten in Skulpturen und Video Installationen, aber auch neuen Gemälden mit mehr als überraschenden Perspektiven – einmal aus der Vogelperspektive und einmal aus der Sicht aus der „Unterwelt“. Oschatz kreiert damit eine in der Wahrnehmung widersprüchliche neue surreale Bilderwelt.

Mehr Informationen:

  • Künstlerhaus Dortmund, Sunderweg 1, 44147 Dortmund
  • Titel: Eigensinn – autonom und subversiv
  • Vernissage: Freitag, 16. März 2018, 20 Uhr
  • Die Ausstellung läuft vom 17. März bis 22. April 2018
  • Zusehen ist sie jeweils donnerstags bis sonntags von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Die Ausstellung im Künstlerhaus Dortmund wird unterstützt von Kulturbüro Dortmund, Sparkasse Dortmund, DEW 21

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