Preisträger im Depot: Ein Theaterabend, wo einfach nichts zusammengehört – und der trotzdem funktioniert

Depot - Petra-Meurer-Theatertage - Junge Tanzwerkstatt Dortmund
Im Depot zeigten frühere Preisträger des Petra-Meurer-Theaterpreises ihr Können. Fotos: Alex Völkel

Für nordstadtblogger.de berichtet Kulturedakteur Rolf Pfeiffer

Depot - Petra-Meurer-Theatertage- Rainer Holl
Rainer Holl war Organisator, Moderator und Kurator.

Manchmal geschieht in den Theatern dieser Welt Eigentümliches. Dort kommt zusammen, was überhaupt nicht zusammengehört, und das Scheitern der Begegnungen ist völlig unausweichlich. Doch dann, o Wunder, nehmen die Abende (meistens sind es ja Abende) eine gänzlich unerwarteten Verlauf. Das Publikum, eh nicht durch überzogene Erwartungen ins Parkett getrieben, entwickelt Interesse am heterogenen Bühnengeschehen, zeigt Offenheit und Freude und ist am Ende recht zufrieden.

So war es auch am Freitagabend (7. Februar), als sich im Theater im Depot die Preisträger des Petra-Meurer-Preises 2013 präsentierten. Nicht natürlich mit ihren Vollprogrammen, sondern mit jeweils etwa halbstündiges Ausschnitten daraus. Moderator, Organisator und Kurator des Abends war Rainer Holl.

Preis erinnert an eine geachtete Theaterwissenschaftlerin

Als eher seltener Besucher des Depots und der TU Dortmund muss man erst einmal nachgooglen, und weiß jetzt: Die Namenspatronin war eine sehr beliebte, sehr geachtete Theaterwissenschaftlerin der Dortmunder Uni, die 2010 viel zu früh verstorben ist und an die der postum gestiftete Theaterpreis erinnern soll. Es ist ein Preis für die Jungen, die Newcomer, die noch bekannter werden wollen.

Da es sich sämtlich um Förderpreisträger handelt, soll die Kritik verhalten bleiben. Ganz generell wünschte man sich häufig mehr Perfektion und Professionalität. Aber das kann ja noch kommen.

Sebastian23: Ein talentierter Verseschmied mit junger Fan-Gemeinde

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Poetry-Slammer Sebastian23.

Am professionellsten agierte an diesem Abend sicherlich Sebastian 23, Poetry-Slammer aus Bochum mit einigen Meriten und Youtube-Video und ganz generell, wie man sicherlich sagen kann, ein talentierter Verseschmied. Eine der Stimmlage nach überwiegend weibliche Fangemeinde bejubelte im Publikum Schüttelreime à la „Ist die Kollegin fett und bärtig, bleib morgens doch im Bett und fertig“ (oder so ähnlich).

Die oft derben Inhalte stehen in einem gewissen Gegensatz zum filigranen Sprach- und Sprechwerk Sebastian 23s (Genitiv-„s“!). Angeraten wäre daher mehr Präzision im Vortrag für ein besseres Textverständnis.

Fräulein Nina: Eine Eskalationskünstlerin mit Startschwierigkeiten

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Fräulein Nina mit ihrem Kleinkunstwagen.

Fräulein Nina, Eskalationskünstlerin nach eigener Definition und unterwegs mit ihrem Kleinkunstwagen, braucht viel Anlauf, bis sie zum Klang der angeblich vom Onkel geerbten Hammond-Orgel ihr erstes Lied singt – über das Glück, endlich ihren ungetreuen Lebenspartner los zu sein.

Ja, es ist lustig, daß die Orgel 99 Klangfarben zwischen Klarinette und Klavier (oder was auch immer) hat, es ist auch lustig, dass alle ihre Lieder mit den gleichen Tastengriffen auf dem Instrument untermalt werden müssen, weil (angeblich) die Band nicht gekommen ist. Doch bis zum ersten Lacher dauert es arg lange, und die Lieder sind kleinkunstmäßig betrachtet bestenfalls medium.

Teatro Monumental: Visueller Minimalismus und Hartmetall-Gewummer

Depot - Petra-Meurer-Theatertage -Teatro Monumental
Teatro Monumental war erst zum dritten Mal zu erleben.

Vier Männer machen Geräusche, auf hängenden tönernen Blumentöpfen zunächst, später und streckenweise ohrenbetäubend mit Schlagzeug, Bass und Elektronik. Das Bühnenbild wird dominiert von einem Gebilde aus aufgeblasenen, durchsichtigen Plastiksäcken, die sehr phantasievoll illuminiert werden – mal mit punktuell gesetzten Lichtern, mal mit Projektionen. Man vermeint, Fabelwesen zu erkennen, Gesichter, amorph Bedrohliches. Eine (allerdings etwas überfordert wirkende) Nebelmaschine tut das ihre, die Eindrücke zu verstärken.

„Son et lumière“, wie oft an französischen Schlössern steht, Klang und Beleuchtung, Multimediales; allerdings laufen visueller Minimalismus und Hartmetall-Gewummer nach einiger Zeit doch arg auseinander und werden zu zwei Ereignissen, die zwar zeitgleich auf der Bühne stattfinden, sich jedoch immer weniger berühren. Gut gemeint, dieses „Teatro Monumental“, das, wie zu hören ist, in drei Jahren immerhin dreimal aufgeführt wurde.

Heimspiel: Sehenswerte Tanzwerkstatt war nur schwer zu sehen

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Die Junge Tanzwerkstatt Dortmund war gut – nicht aber das Beleuchtungskonzept.

Bleibt, von der Tanzwerkstatt im Depot zu berichten, deren junge Tänzerinnen den vierten Programmpunkt gestalteten. Wenn ein dem Selbstverständnis nach vor allem pädagogisches Projekt zu so vorzeigbaren Resultaten gelangt, wie an diesem Abend im Depot zu besichtigen, verdient das Anerkennung. Deshalb soll kritisch lediglich angemerkt werden, dass es etwas schade war, die Akteurinnen einen Großteil der Zeit in relativer Dunkelheit tanzen und spielen zu sehen. Das war unnötig. Denn erst gegen Ende steckten sie sich bunt strahlende Leuchtdioden auf ihre Fingerspitzen, die im Halbdunkel geheimnisvolle Leuchtbilder erzeugten, zumal dann, wenn sie bei schnellen Bewegungen im Nachbild bunte Lichtschweife zogen.

Heute Preisverleihung im Depot

Kleinkunstabend, Tanzshow, Poetry Slam und Konzert: Eine schräge Mischung aus Sachen, die nicht zusammengehören. Aber ein Preisträgerabend. Und wie gesagt, hat er gut funktioniert.

Wer mehr sehen will: Am heutigen Samstag (8. Februar) findet am 19.30 Uhr die Verleihung der neuen Petra-Meurer-Preise statt. Die ausgezeichneten Künstlerinnen und Künstler werden dann auch Ausschnitte ihrer Programme zeigen. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos: http://www.depotdortmund.de/136.html

 

Reader Comments

  1. ralf.w@gmx.de

    man könnte meinen der dieser „nordstadtblogger“ käme aus new york. milder artikel eines milden bloggers. dann doch lieber gmx-nachrichten.

  2. #FUSIONEN: Am Wochenende gibt es die fünfte Auflage der Petra-Meurer-Theatertage im Theater im Depot – Nordstadtblogger

    […] Preisträger im Depot: Ein Theaterabend, wo einfach nichts zusammengehört – und der trotzdem funk… […]

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