SAV – wer diese drei Buchstaben trägt, gehört zur „Champions-League“ der Unfallchirurgie in Deutschland. Die Abkürzung SAV steht für Schwerstverletztenartenverfahren. Daran beteiligt werden jene Kliniken, die eine herausragende Expertise in der Behandlung Schwerstverletzter haben. Zu Beginn des Jahres 2014 haben die Berufsgenossenschaften (BG) nun erstmalig in Deutschland die Kliniken benannt, die am SAV der Deutschen gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) beteiligt sind. Die Unfallklinik des Klinikums Dortmund in der Nordstadt hat die strengen Beteiligungskriterien gleich auf Anhieb geschafft. Darüber hinaus dürfen sich in NRW nur fünf weitere Kliniken SAV-Zentrum nennen, unter ihnen lediglich eine Universitätsklinik.
Behandlungsqualität nach Arbeitsunfällen soll deutschlandweit optimiert werden
Mit der Benennung dieser Zentren wollen die gesetzlichen Unfallversicherungsträger die Behandlungsqualität nach Arbeitsunfällen deutschlandweit optimieren und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Versicherten möglichst lange am Erwerbs- leben teilhaben können. „Die Berufsgenossenschaften sind schließlich nicht nur Kostenträger für die Behandlung Verletzter, sondern auch Rentenversicherungsträger bei verbleibenden Unfallfolgen der Versicherten. Deshalb schauen die ganz genau hin, wie behandelt wird. Das ist aber natürlich auch ganz im Sinne des Patienten“, erklärt Dr. Jens-Peter Stahl, Direktor der Unfallklinik im Klinikum Dortmund.
„Der Radius an Zuweisungen wird sich merklich vergrößern.“
Für seine Klinik bedeutet die Beteiligung am SAV, dass künftig noch mehr Schwerstverletzte hier zu behandeln sein werden. „Der Radius an Zuweisungen wird sich erwartungsgemäß merklich vergrößern“, sagt Dr. Stahl. Zudem sind er und sein Team von nun an auch verstärkt in die Heilverfahrenskontrollen einbezogen. Das heißt, die Dortmunder Mediziner überprüfen im Auftrag der BG, ob der Heilverlauf andernorts behandelter Verletzter den Erwartungen entspricht, oder ob sich etwa Heilungsstörungen eingestellt haben, die eine besondere Behandlung erforderlich machen. Letztlich übernehmen sie gegebenenfalls Patienten mit Komplikationen aus anderen Häusern und kümmern sich dann weiter um sie.
Nur sechs SAV-Kliniken gibt es in Nordrhein-Westfalen
Nur rund 80 solcher SAV-Zentren gibt es in ganz Deutschland, davon sechs in NRW. Neben Dortmund sind die BG-Unfallkliniken in Duisburg und Bochum, Köln-Mehrheim, die Heliosklinik Wuppertal sowie die Universitätsklinik in Münster beteiligt. Übrigens, in ganz Berlin gibt es nur ein SAV-Zentrum, nämlich die BG-Unfallklinik in Marzahn.
Handverletzungen, Verbrennungen, Vergiftungen
Als so genannte „D-Fälle“, die der gesetzlichen Unfallversicherung unterliegen, zählen Unfälle, die am Arbeitsplatz oder in der Schule sowie auf dem Weg dorthin und von dort wieder nach Hause, aber auch im Rahmen der Hilfeleistung geschehen. In 20 bis 40% der Fälle handelt es sich um Verletzungen der Hand, die dann in der Hand- und Mikrochirurgie der Unfallklinik behandelt werden. Im Einzugsgebiet der Unfallklinik Dortmund gehören häufig auch Unfälle am Arbeitsplatz infolge von Verpuffungen oder sogenannte Kohlenmonoxid-Vergiftungen dazu. Diese werden ebenso wie Verbrennungen im Zentrum für Schwerbrandverletzte der Unfallklinik intensivmedizinisch behandelt.