Von Gerd Wüsthoff
Eine sehenswerte Ausstellung ist am heutigen Freitagabend (24. 11.2017) im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) in Dortmund eröffnet worden. Der Südafrikaner Pieter Hugo zeigt dort „Between the Devil and the Deep Blue Sea“. Der im Oktober 1976 in Johannesburg geborene Fotograf befasst sich in seiner Arbeit hauptsächlich mit Portraits und Dokumentationen aus seiner Heimat Südafrika, USA, China und Afrika – Ghana, Rwanda, Nigeria. „Es sind die Dissonanzen, die mich antreiben“, sagt Hugo.
International beachteter und gefragter Fotograf stellt in Dortmund aus
Pieter Hugo, vielfach mit Preisen ausgezeichnet, lebt mit seiner Familie und arbeitet in einem Loft in Kapstadt mit Blick auf das Wahrzeichen von Kapstadt, den Tafelberg. Die Fotoarbeiten von Hugo sind bebilderte Reportagen. Eindrücklich, unter die Haut gehend und durch ihre Dimensionen alleine tiefe Eindrücke hinterlassend. Was trennt, was verbindet uns? Diese Fragestellung treibt Hugo in seinen Arbeiten an.
Der Südafrikaner hatte bereits große Einzelausstellungen in The Hague Museum of Photography, Musée de l’Elysée in Lausanne, Ludwig Museum in Budapest, Fotografiska in Stockholm, dem MAXXI in Rome, im Institute of Modern Art Brisbane und Kunstmuseum Wolfsburg. Und es ist genau diese Ausstellung, welche nun hier in Dortmund im Museum für Kunst und Kulturgeschichte vom 25. November 2017 bis zum 15. Mai 2018 zu sehen ist.
Neben diesen Ausstellungen war Hugo war er an zahlreichen Gruppenausstellungen beteiligt, so in der Tate Modern, dem Folkwang Museum, der Fundação Calouste Gulbenkian, und zur São Paulo Bienal in Brasilien. Seine Arbeiten sind sowohl in privaten Sammlungen von Rang zu finden, wie auch in großen Museen für moderne Kunst und Fotografie.
Der Fotograf lässt seinen Models in jeder Situation ihre Würde
Pieter Hugo inszeniert seine Fotografien, was in einer Videoinstallation in der Ausstellung zu beobachten ist. Minutenlang stehen seine Modelle, Menschen von der Straße, in ihrer Pose, angespannt, und erst in dem Moment als sie die Geduld zu verlieren scheinen und sich dabei öffnen schießt Pieter Hugo sein Foto.
Dabei lässt er seinen Models in jeder Situation ihre Würde, selbst wenn Hugo einen jungen Mann mitten in den surreal wirkenden Abfallhalden von Agbogbloshie, nahe Accra, Ghana, ablichtet. Dort bei Accra landet der größte Teil des modernen Elektroschrottes, welcher von den dort lebenden Menschen so weit es geht recycelt wird – moderne Jäger und Sammler. Es ist diese Diskrepanz zwischen Tradition und Moderne, welche sich wie eine roter Faden durch seine Fotoarbeiten zieht.
„1994 war ein wichtiges Jahr für mich. Ich war fertig mit der Schule und ging von zu Hause weg. In den ersten demokratischen Wahlen Südafrikas wurde nach Jahrzehnten der Apartheid Nelson Mandela zum Präsidenten gewählt. Es war auch das Jahr des Völkermordes in Ruanda, ein Ereignis, das mich sehr erschütterte. Zehn Jahre später sollte ich seine Nachwirkungen fotografieren und über sein Vermächtnis rätseln“, sagt Pieter Hugo.
Berührende Fotografien: Menschen und ihre Emotionen aus einem geschundenen Kontinent
Es sind nicht nur diese Fotografieren, die berühren, unter die Haut gehen, sondern auch solche die Menschen und ihre Emotionen in einem geschundenen Kontinent zeigen, zerrissen zwischen Tradition und Moderne. Dieses gilt auch für seine Fotos von weißen Südafrikanern, welche nicht auf der Sonnenseite des neuen demokratischen Südafrika leben – Hugo dokumentiert auch sie mit Würde.
Die Ausstellung in Dortmund zeigt verschiedene Fotoarbeiten und Serien von Hugo – „1994“, „Rwanda 2004: Vestiges of a Genocide“, „Looking Aside“, „Kin“, „The Hyena & Other Men“, „Permanent Error“, „There´s a Place in Hell for Me and My Friends“ und „Nollywood“. Mit „The Hyena & Other Men“ wurde Hugo international bekannt.
„Nollywood“ zeigt die sozialen Unterschiede in der Gesellschaft Südafrikas. „Califonian Wildflowers“ ist die einzige Serie in Hugos Fotoarbeiten, welche eher journalistische Fotografie repräsentiert.
Weitere Informationen:
- Pieter Hugo: „Between the Devil and the Deep Blue Sea“ – vom 25. November 2017 bis 13 Mai 2018 im Museum für Kunst und Kulturgeschichte
- Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Freitag, Sonntag 10 bis 17 Uhr; Donnerstag 10 bis 20 Uhr; Samstag 12 bis 17 Uhr, Montag geschlossen (Feiertage: 24./25./31. Dezember sowie Neujahr geschlossen)
- Eintrittspreise: Erwachsene (ab 18 Jahren) sechs Euro, ermäßigt drei Euro. Gruppen ab zehn Personen: pro Person vier Euro (ermäßigt zwei Euro); Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei
- Führungen: Jeden 2. und 4. Sonntag im Monat um 11.30 Uhr – drei Euro zzgl. Eintritt; Führungen (90 Min). Gruppenpreis 10 bis 20 Personen: 54 Euro zzgl. Eintritt
- Kontakt: Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastr. 3, 44137 Dortmund, 0231 50-25522 oder 50-25511, mkk@stadtdo.de
- Ausstellungskatalog – 296 Seiten (24 x 30 cm) – ist entweder im Museumsshop oder im Buchhandel erhältlich: „Between the Devil and the Deep Blue Sea“, Prestel, München 2017, ISBN 978-3-7913-8352-1.
Mehr zum Thema auf Nordstadtblogger.de:
Reader Comments
MKK Dortmund
Führung durch die Foto-Ausstellung von Pieter Hugo im Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Männer mit Hyänen, Horrorfilm-Darsteller, Obdachlose oder Kinder aus Ruanda: In rund 200 spektakulären Stillleben, Porträts und Landschaftsbildern zeigt der südafrikanische Fotograf Pieter Hugo derzeit im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) die Spuren und Narben der Menschen und ihres Landes. Dabei gilt sein Augenmerk den Subkulturen, Außenseitern und der Kluft zwischen Ideal und Realität.
Die Schau „Between the Devil and the Deep Blue Sea” ist noch bis Mai 2018 an der Hansastraße 3 zu sehen. Am Sonntag, 14. Januar, 11.30 Uhr gibt es eine öffentliche Führung durch die Ausstellung. Sie kostet 3 Euro zuzüglich Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 3 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei.
http://www.mkk.dortmund.de
https://www.facebook.com/mkkdortmund/
Nordstadtblogger-Redaktion
Afrika-Woche im Museum für Kunst und Kulturgeschichte: den Kontinent mit allen Sinnen erleben
Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte wird zum afrikanischen Hotspot: Ab Sonntag, 4. März dreht sich an der Hansastraße 3 eine Woche lang alles um den zweitgrößten Kontinent. Zum Programm gehören Ausstellungen afrikanischer Künstler, Vorträge, afrikanisches Essen und „Lunch Lectures“: In Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Verein AfricanTide tauchen Besucherinnen und Besucher in afrikanische Länder ein und genießen dazu afrikanische Spezialitäten.
Los geht die Afrika-Woche am Sonntag, 4. März mit einer Finissage: Zum letzten Mal besteht Gelegenheit, die Ausstellung des kongolesischen Künstlers Aimé Mpane im Studio anzusehen. Die Schau „Ich habe vergessen zu träumen“ beschäftigt sich vor allem mit dem Erbe des Kolonialismus in Afrika und dessen Spuren. Sie ist zwischen 10 und 17 Uhr zu sehen und kostet 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro.
Vom 6. bis 9. März sind jeweils ab 13 Uhr Mitglieder der afrikanischen Gemeinde in Dortmund zu Gast, um die Länder Nigeria (6.3.), die Elfenbeinküste (7.3.), Kamerun (8.3.) und Ghana (9.3.) vorzustellen. Die „Lunch Lecures“ werden moderiert von Dr. Rosalyn Dressman, Vorsitzende von AfricanTide. Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei, vor- oder nachher gibt es einen afrikanischen Imbiss im Museumscafé. Die Lunch Lectures schließen mit einem Workshop am Sonntag, 11. März um 15 Uhr.
Um die „Kunst aus Südafrika zur Zeit der Apartheid“ geht es in einem Vortrag am Donnerstag, 8. März, 18 Uhr: Julia Friedel, Kustodin am Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main, spricht über die Afrika-Sammlung an ihrem Haus und über die spezielle Situation der Künstler in einer von Segregation geprägten Gesellschaft.
Während der gesamten Afrika-Woche ist im MKK die spektakuläre Ausstellung des südafrikanischen Foto-Künstlers Pieter Hugo zu sehen. Unter dem Titel „Between the devil and the deep blue sea“ macht er in seinen großformatigen Porträts, Stillleben und Landschaftsbildern auf die sichtbaren und unsichtbaren Spuren der Menschen und ihres Landes aufmerksam. Der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Der Verein AfricanTide engagiert sich seit 2010 in Dortmund und in Afrika, um Integration durch Bildung und gleichberechtigte Teilhabe zu fördern sowie Fluchtursachen zu bekämpfen. Als zertifizierter Bildungsträger entwickelt AfricanTide Weiterbildungsprogramme für Menschen mit Migrationshintergrund.
http://www.mkk.dortmund.de
MKK Dortmund
Kunst aus Afrika zur Zeit der Apartheid: Vortrag im Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Um die „Kunst aus Südafrika zur Zeit der Apartheid“ geht es in einem Vortrag am Donnerstag, 8. März, 18 Uhr im Museum für Kunst und Kulturgeschichte: Julia Friedel, Kustodin am Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main, spricht an der Hansastraße 3 über die Afrika-Sammlung an ihrem Haus. Mitte der 1980er Jahre kamen etwa 600 Werke von Künstlern aus Südafrika in die Sammlung des heutigen Weltkulturen Museums. Die Arbeiten geben Einblick in die besondere Entstehungsgeschichte der Sammlung und erzählen von der speziellen Situation der Künstler in einer von Segregation geprägten Gesellschaft. Der Eintritt zum Vortrag ist frei.
Der Vortrag gehört zum Rahmenprogramm der Foto-Ausstellung „Pieter Hugo: Between the devil and the deep blue sea“ im MKK. Noch bis zum 13. Mai präsentiert das Museum rund 200 spektakuläre Stillleben, Porträts und Landschaftsbilder des südafrikanischen Fotografen. Pieter Hugo legt seinen Fokus auf die Spuren und Narben der Menschen und ihres Landes. Dabei gilt sein Augenmerk den Subkulturen, Außenseitern und der Kluft zwischen Ideal und Realität. Die Ausstellung ist eine Übernahme des Kunstmuseums Wolfsburg.
MKK
Mach dir ein Bild – von Afrika: Fotografin Marie Köhler spricht im MKK
„Mach dir ein Bild“ ist der Titel eines Foto-Projekts für Kinder und Jugendliche in Afrika und Europa. In Workshops arbeitet jedes Kind mit einer eigenen Kamera. Über drei Monate durchleuchten sie ihr Umfeld schrittweise und mit zunehmender Intensität, vom Makro- bis in den Mikrokosmos. Die Idee dazu stammt von der Kölner Fotografin Marie Köhler. Ihr Ziel: die Perspektive auf Afrika zu verändern und den stereotypen Bildern eine andere Sicht entgegenzusetzen. Am Donnerstag, 22. März, 18 Uhr erzählt Marie Köhler im Museum für Kunst und Kulturgeschichte über ihr Projekt. Der Eintritt zu dem Vortrag „Muzungu – Against Stereotype“ ist frei.
Im Jahr 2013 konnte Marie Köhler in Christoph Schlingensiefs Operndorf in Burkina Faso ihren ersten Fotoworkshop realisieren. Jedes teilnehmende Kind erhielt eine eigene analoge Kamera für eine bestimmte Zeit, mit der es sein Umfeld fotografisch erkunden konnte. Schnell wurde die Kamera zum ständigen Wegbegleiter. Es folgten Workshops in Ruanda und Reisen in die DR Kongo. Mehr als 50.000 Fotografien entstanden.
„Die ersten Bilder haben mich (…)umgehauen. Sie waren allesamt wunderbar komponiert, unglaublich detailreich und bilden sehr viele Situationen ab, zu denen ich oder vermutlich auch jeder andere professionelle Fotograf nicht oder nur sehr schwer Zugang erhalten hätte“, sagt Marie Köhler. In Europa wurde eine Auswahl erstmals 2017/ 2018 im Museum Fünf Kontinente in München gezeigt.
Marie Köhler studierte Fotografie an der FH Dortmund und ist Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Die Arbeit wurde unterstützt von der UNESCO, dem Auswärtigen Amt, dem Goethe Institut und dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW sowie der Deutschen Botschaft.
Der Vortrag gehört zum Rahmenprogramm der Foto-Ausstellung „Pieter Hugo: Between the devil and the deep blue sea“ im MKK. Noch bis zum 13. Mai präsentiert das Museum rund 200 spektakuläre Stillleben, Porträts und Landschaftsbilder des südafrikanischen Fotografen.