Das Pornokino „Studio X“ ist Geschichte – Der Eigentümer setzt auf eine städtebauliche Aufwertung am Burgtor

Das „Studio X“war wohl das bekannteste Dortmunder Pornokino. Jetzt ist es geschlossen.
Das „Studio X“ am Burgtor war wohl das bekannteste Dortmunder Pornokino. Jetzt ist es geschlossen.

Von Alexander Völkel

Das Studio X am Burgtor ist wohl das bekannteste Sexkino in Dortmund. Seit geraumer Zeit ist es geschlossen – der Betreiber hat Insolvenz angemeldet. Doch ein neues Kino – schon gar nicht in der Schmuddel-Variante – soll nach Willen des Gebäudeeigentümers nicht mehr einziehen. Ihm schwebt ein großer städtebaulicher Wurf für die Nordstadt vor, der auch zwei städtische Grundstücke mit einschließt.

Noch ist keine neue Nutzung für den Kino-Komplex in Sicht – Eigentümer will keine Schmuddel-Lösung

Das „Studio X“war wohl das bekannteste Dortmunder Pornokino. Jetzt ist es geschlossen.
Der Eigentümer könnte sich vorstellen, dass Wohn- und Geschäftshaus abzureißen, um einer attraktiveren Neunutzung Platz zu machen. Fotos: Alex Völkel

Conrad Dreier ist Eigentümer der Immobilie. Sein Vater hat nach dem Zweiten Weltkrieg das Trümmergrundstück gekauft und dort eine große Immobilie gebaut, in der das „Decla-Kino“ neu eröffnet wurde, aber auch ein Restaurant und mehrere Wohnung Platz fanden.

Die ursprünglichen Decla-Lichtspiele waren 1912 im umgebauten Apollo-Theater entstanden. Doch dieses Kino und die Nachbargebäude wurden im Verlauf des Zweiten Weltkriegs total zerstört.

Dreier war nicht der einzige Bauherr auf dem weitläufigen Grundstück: Weitere Gebäude standen in unmittelbarer Nachbarschaft, dazu gehörte das als Diskothek „Time“ genutzte Gebäude südlich – mittlerweile eine städtische Grünfläche. Nördlich der Dreier-Immobilie stand das deutlich kleinere Kino „Lux Intim“ – heute ist dort ein im Umbau befindliches türkisches Restaurant.

Conrad Dreier schwebt noch keine konkrete Neunutzung vor. Klar ist nur, dass er bereit ist, Geld in die Hand zu nehmen und zu investieren. Auch einen Abriss und einen Neubau – zum Beispiel eines Wohn- und Geschäftshauses – kann er sich vorstellen. Gleiches gilt für die Nutzung der Fläche für einen weiteren Kindergarten.

Dem Eigentümer schwebt eine städtebauliche Aufwertung des Areals vor

Doch spruchreif ist das noch alles nicht. „Wir sind in Gesprächen mit der Stadt“, so Dreier. Denn erhaltenswert findet er den jetzigen Gebäudekomplex nicht. „Es ist kein schöner Anblick – fast schon unangenehm“, räumt der Eigentümer ein. Denn das Grundstück ist – je nach Blickwinkel – das Eingangstor zur City beziehungsweise zur Nordstadt.

So sah das Decla-Kino nach der Eröffnung aus.
So sah das Decla-Kino nach der Neueröffnung in den 1950er bzw. 1960er Jahren aus. Foto: privat

Daher schwebt ihm eine städtebauliche Aufwertung vor – inklusive der beiden städtischen Grundstücke. Die Grünfläche südlich an der Kreuzung Leopold- und Münsterstraße und der Parkplatz mit der Umweltmessstation nördlich an der Heiligegartenstraße umrahmen Dreiers Gebäudekomplex.

Ursula Trost und Josef Böddeker eröffneten dort in den 1950er Jahren das Decla-Kino neu. Sie hatten zuvor schon das Nordtheater betrieben, welches jedoch dem Neubau der Bornstraße weichen musste. Das von Dreier erbaute und von dem Ehepaar betriebene Decla-Kino war ein Schmuckstück: 998 Plätze und die größte Leinwand Dortmunds.

In den 60ern platzte der Traum: Ursula Trost wurde krank, lag monatelang im Krankenhaus. Außerdem ging die Ehe in die Brüche. Josef Böddeker behielt das Kino, sie kümmerte sich um das Balkan-Restaurant im selben Haus. Doch letztendlich durchkreuzte die Gesundheit die Träume.  Beides – weder Restaurant noch Kino – waren letztendlich zu halten. Ihr Decla-Kino-Kapitel schloss. 1967 wurde es vom neuen Mieter als „Europa-Palast“ neu eröffnet – mit noch größerer Leinwand und dafür einem Viertel weniger Plätzen.

Erfolg der privaten „Pantoffel-Kinos“ besiegelten das Ende des „Europa-Palastes“

Der Parkplatz gegenüber der Polizei gehört der Stadt, das kleine graue Gebäude einem weiteren Eigentümer.
Der Parkplatz gegenüber der Polizei gehört der Stadt, das kleine graue Gebäude einem weiteren Eigentümer.

Doch mit dem „Pantoffel-Kino“ – dem Erfolgszug des Fernsehens – in den 1970er Jahren schlossen viele Filmtheater. So auch der „Europa-Palast“. Große Säle rechneten sich nicht mehr – selbst Sexfilme retteten das große Haus nicht mehr.

Daher wurde das große Kino in vier kleine Kinosäle aufgeteilt. 1978 eröffnete das „Studio X“ als Pornokino. 2005 hörte der Pächter, der zeitweise auch das benachbarte kleinere Kino „Lux Intim“ betrieb, auf.

Nach umfangreichen Investitionen – unter anderem in den Brandschutz – eröffnete ein neuer Mieter das „Studio X“ erneut. Doch nach elf Jahren endet dieses Kapitel der Dortmunder Kino-Geschichte – nun mit einer Insolvenz. Damit könnte endgültig das Kino-Kapitel geschlossen sein. Wie es stattdessen weiter geht, ist offen. Dieses Drehbuch ist noch nicht geschrieben.

Stadt begrüßt die Initiative – belastbare Planungen erst im kommenden Jahr

„Die Stadt begrüßt, dass der Immobilienbesitzer in dieser Sache aktiv ist und erste Gespräche haben bereits stattgefunden. Auch weiterhin ist die Stadt Dortmund interessiert daran, diese Gespräche fortzuführen“, betont Stadtsprecher Maximilian Löchter. Der Bereich, in dem sich das Grundstück befindet, gehört mit zum städtebaulichen Ideenwettbewerb „Umfeld Hauptbahnhof Nord“. „Daher können belastbare Aussagen zu einer möglichen Planung erst Anfang nächsten Jahres getätigt werden“, so Löchter.

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  1. Nordstadt-CDU

    „Endlich verschwindet der Schandfleck am Eingang der Nordstadt“, sind sich der neue Vorsitzende der CDU Innenstadt-Nord Marcus Bäckerling und die ehemalige Vorsitzende und jetzige Ehrenvorsitzende Gerda Horitzky einig.

    Lange Jahre wurde das Image der Nordstadt vom Burgwall kommend durch eine dunkle, stets verkommen aussehende Brücke und kleine Ladenlokale, die ebenfalls mehr oder weniger vernachlässigt aussahen, und das besagte Pornokino geprägt.

    Der Eigentümer der Immobilie ist für neue Ideen zugänglich. Die CDU Innenstadt-Nord auch. Marcus Bäckerling: „Wir könnten uns auch einen Kindergarten gut vorstellen, da im Norden immer noch Plätze fehlen und auch Wohnen für Senioren“. Die Vorteile liegen auf der Hand: Eine gute Anbindung an die Stadtmitte und die Nähe zur Polizei, die den Senioren ein Gefühl von Sicherheit geben würde.

    „Jede andere Lösung, die einer soliden Lösung nahekommt, werden wir akzeptieren“, sind sich die beiden Nordstädter einig. Vorab wäre sicher ohne großen finanziellen Aufwand die Entfernung der Hinweisschilder und ein Übermalen der Graffiti möglich.

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