„…wenn dein starker Arm es will“: Die „Heimat Dortmund“ informiert über die Arbeitskämpfe in den Hüttenwerken

Mit den jüngsten Arbeitskämpfen beschäftigt sich die neue Ausgabe von Heimat Dortmund, vorgestellt von Prof. Karl Lauschke, Adolf Miksch, Horst Delkus und Dr. Stefan Mühlhofer. Fotos: Joachim vom Brocke
Mit den jüngsten Arbeitskämpfen beschäftigt sich die neue Ausgabe von Heimat Dortmund, vorgestellt von Prof. Karl Lauschke, Adolf Miksch, Horst Delkus und Dr. Stefan Mühlhofer. Fotos: Joachim vom Brocke

Von Joachim vom Brocke

Es hat gewollt etwas länger gedauert. Nach gut zwei Jahren – die erste Ausgabe erschien im März 2014 – liegen die Nachfolgegeschichten über Arbeitskämpfe in Dortmund vor. Die neuste Ausgabe von „Heimat Dortmund“, der Zeitschrift des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark, ist erschienen. Titel: „…wenn dein starker Arm es will“. Im zweiten Teil wird ausführlich über die Arbeitskämpfe in den Dortmunder Hüttenwerken berichtet.

Jüngere Dortmunder Geschichte wird lebendig – Viele Fotos stammen von Erich Grisar

„Die Geschichte musste einfach weitergeschrieben werden“, sagte Adolf Miksch, Vorsitzender des Historischen Vereins: „Einige Streiks habe ich selbst miterlebt, wenn auch von der anderen Seite“, so erinnerte er sich bei der Vorstellung des Heftes.

„Es ging damals längst nicht nur um Lohnerhöhungen“, so Herausgeber Prof. Dr. Karl Lauschke: „Viele Streiks dienten der Zukunfts- und Standortsicherung der Stahlunternehmen“. Doch die blieben, wie man weiß, allerdings erfolglos. „Hier wird jüngere Dortmunder Geschichte lebendig“, betonte der Journalist Horst Delkus aus Kamen und Mitherausgeber der neuesten Ausgabe.

Auf 71 reich bebilderten Seiten – einige davon stammen aus dem umfangreichen Fotoschatz von Erich Grisar – befasst sich Autor Udo Steinmetz mit dem „Ruhreisenstreit“ im Jahr 1928 und seinen Ausprägungen in Dortmund. Der harte Tarifkonflikt damals führte zu einer Aussperrung von 30 500 Arbeitern; allein in Hörde waren es 7000 Beschäftigte. Hanneliese Palm erinnert in ihrem Beitrag an den „Ruhreisenstreit“ im Roman von Bruno Gluchowski. In mehreren seiner Romane schildert der Schriftsteller das Schicksal der Familie dring rund um den Bergarbeiterstreik 1912 und die Not im und nach dem Ersten Weltkrieg.

Große Unsicherheit nach dem Zweiten Weltkrieg – „Wilder Streik“ für 14 Pfennig mehr 

Titel Heimat DortmundIm „Kampf gegen die Demontage in Hörde“ informiert Prof. Karl Lauschke über das Hörder Hüttenwerk, dessen Fortbestehen nach Ende des Zweiten Weltkriegs lange Zeit völlig offen war. Aufatmen konnte damals die Belegschaft erst, als am 19. April 1951 der erste Spatenstich für eine neue 3-Meter-Grobblechstraße vorgenommen wurde. Den Kampf der Gewerkschaften für die paritätische Mitbestimmung in Dortmund von 1950 bis 1956 behandelt in dieser Ausgabe Peter Döring. Sein Titel hinterfragt: „Anfang einer neuen Wirtschaftsverfassung?“

„So ein Tag, so wunderschön wie heute“ hieß es Anfang September 1969. Seinerzeit legten die Belegschaften der drei Dortmunder Hoesch-Werke die Arbeit Neider, ohne von der Gewerkschaft dazu aufgerufen worden zu sein. Nach zwei Tagen erkämpften sie sich eine außertarifliche Lohn- und Gehaltserhöhung, die die Belegschaft anderer Werke ermunterte, ebenfalls in den Streik zu treten. Was sich vor und hinter den Kulissen abspielte, recherchierte Karl Lauschke.

Einen „wilden Streik“ für 14 Pfennig mehr, der 60 Stunden dauerte, gab es bei Hoesch im Februar 1973. Doch die Forderungen erfüllten sich nicht, es gab lediglich eine lineare Zulage von fünf Pfennig, wie zuvor von der Unternehmensleitung angeboten. Doch Ruhe gab es im Werk nicht, denn der Hoesch-Vorstand hatte acht Entlassungen angekündigt, wie Horst Delkus in seinem Beitrag schreibt. Die Folgen: Protestaktionen, Großkundgebungen, Solidaritätsbekundungen. Schließlich wurden die Entlassenen wieder eingestellt.

Früherer WR-Chefredakteur Frank Bünte schreibt über „Hoffen, bangen und Vertröstungen“ ab 1966

Streik und Aussperrung folgten in den Jahren 1978/79 beim „Kampf um die Verkürzung der Arbeitszeit“. Nach Jahren des Booms brach die Produktion in der Eisen- und Stahlindustrie ein. Über die hart geführten Auseinandersetzungen schreibt Karl Lauschke im neuen Heft von „Heimat Dortmund“.

„Hoffen, bangen und Vertröstungen“ ist der Bericht von Frank Bünte, dem langjährigen Chefredakteur der Westfälischen Rundschau, überschrieben. Schon Anfang der 1970er Jahre wurden bei Hoesch die Weichen gegen ein neues Stahlwerk auf der Westfalenhütte gestellt, heißt es darin. Erinnert wird an die dramatischen Jahre von 1966 bis 1984, die begleitet waren von Hoffnungen und Vertröstungen, von Durchhalteparolen und Beschwichtigungsformeln.

Mehr Informationen:

  • Das Heft Heimat Dortmund „…wenn dein starker Arm es will“ ist zum Preis von zehn Euro beim Stadtarchiv (Märkische Straße 14) zu haben, aber auch in allen Buchhandlungen oder im Hoesch-Museum an der Eberhardstraße.

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