Endspurt für „Einfach frei?!“, einem integrativen Theaterprojekt an dem 30 Laiendarstellerinnen mitwirken. Es ist eine gemischte Truppe aus Migrantinnen und gebürtigen Dortmunderinnen. Mehr noch: Die Frauen aus 15 Ländern haben das Stück rund um das Thema Freiheit gemeinsam entwickelt und dazu ihre unterschiedlichen Erfahrungen zusammengetragen.
Neu-Dortmunderinnen entwickelten mit Alt-Eingesessenen ein Stück
Dazu eingeladen hatten das Ev. Bildungswerk Dortmund und die Ev. Erwachsenenbildung Westfalen und Lippe. Nach den Proben im Reinoldinum fanden nun die letzten Proben im Theater im Depot statt, wo auch am Freitag (5.Mai) die Premiere des Stücks sein wird. Entsprechend groß ist die Nervosität. Denn weder sind sie Profis, noch adaptieren sie ein bekanntes Werk.
Es ist ein einmaliges Projekt, für das es keine Vorlage gab. Das Theaterstück erzählt von Flucht, Träumen und (Zu)Wanderung. Auf der Bühne stehen Sprachschülerinnen und Frauen, die sich auf einen Aufruf – u.a. via Nordstadtblogger – gemeldet haben.
Der größte Teil der Frauen sind Schülerinnen des Evangelischen Bildungswerkes, die einen deutschen Schulabschluss nachholen. „Mitte letzten Jahres haben wir vorgestellt, was wir vorhaben und welche Idee dahinter steht.
Insbesondere mit DeutschlehrerInnen und LehrerInnen für Berufsvorbereitung haben wir gesprochen“, erinnert sich Katrin Köster vom Ev. Bildungswerk Dortmund (EBW). Letztendlich wurden zwei aus acht Kursen ausgesucht, die sprachlich besonders weit waren.
Schauspieler und Theaterpädagogin als Anleiter der bunten Truppe
Der Schauspieler Kai Bettermann und die Theaterpädagogin Lene Harlan haben die bunte Truppe angeleitet und literarische Impulse gegeben – beispielsweise mit Zitaten aus Wilhelm Tell von Schiller oder dem Gedicht „der Panther“ von Rainer Maria Rilke. Die Frauen haben die Anregungen selbst in Bilder oder kleine Szenen umgesetzt. So ist ein intensives und faszinierendes Theaterstück entstanden.
Doch zumindest für die MacherInnen vor und hinter den Kulissen ist es noch wichtiger, was das Stück mit den Frauen gemacht hat. „Man merkt, wie die Frauen wachsen, wie sie sich trauen, frei zu sprechen“, freut sich
Als besonders positiv hat sich die Idee erwiesen, auch Frauen von außerhalb einzubeziehen. Denn neben dem Theaterspielen entstanden persönliche Kontakte – daraus entstanken kleine Nachhilfestunden, gemeinsames Essen von Spezialitäten und auch die Hilfe beim Überstezen von Behördenschreiben. „Es war ein schönes soziales Miteinander“, so Köster.
Schulische Leistungen durften unter den Theaterproben nicht leiden
„Es sind kraftvollen Frauen“, betont Schauspieler Kai Bettermann. „Diese Wahnsinnsgesichter und die spielerische Freude“ haben ihn besonders beeindruckt. Gemeinsam haben sie biografisch gearbeitet und die Frauen schrittweise ans Theater herangeführt, berichtet Theaterpädagogin Lene Harlan.
Denn für viele der Neu-Dortmunderinnen war „Theater“ etwas unbekanntes – fern von ihrer Lebenswirklichkeit. Von innen gesehen hatten sie noch nie eins. Nach Besuchen im KJT und im Depot bekamen sie zumindest einen Eindruck. Jetzt stehen sie selbst auf der Bühne und spielen ihr eigenes Stück.
Allerdings – und das war den Frauen besonders wichtig – durften die schulischen Leistungen nicht darunter leiden. Sie wollten ihren Schulabschluss und die beruflichen Perspektiven nicht gefährden.
Daher standen in den vergangenen drei Monaten auch nur einmal pro Woche drei Stunden für Proben zur Verfügung. „Wir mussten um jeden Tag ringen“, gestehen die Theaterprofis. Denn auch ganztägige Proben, abends oder am Wochenende waren kaum zu realisieren, da dies Probleme mit der Kinderbetreuung gab. Während des Unterrichts am Vormittag ist das geregelt. Auch für die Auftritte im Depot wird für die kleinen Kinder eine Betreuung organisiert.
Teilnehmerinnen haben auch für das wahre Leben ihre Stimme gefunden
Die älteren Familienmitglieder sollen ihre Mütter, Schwestern oder Frauen allerdings auf der Bühne erleben. Für Angehörige gab es Freikarten. Aber „normale“ BesucherInnen müssen Eintritt bezahlen. Das ist auch ein Teil der Wertschätzung, die sie erfahren sollen – ihre Leistung ist anderen „etwas wert“.
„Es ist schön, sie erblühen zu sehen, Sie haben eine ganz anderes Auftreten, eine andere Körperhaltung und auch eine andere Ausdrucksweise“, berichtet Köster mit Blick auf die Entwicklung der Frauen.
„Sie haben es verinnerlicht. Sie sind dadurch auch erstmals zur Elternpflegschaft und haben sich zu Wort gemeldet. Sie haben erkannt, ihre Möglichkeiten wahrzunehmen. Das fand ich total eindrücklich.“
Davon können sich auch die BesucherInnen überzeugen. nach dem knapp einstündigen Stück gibt es eine Gesprächs- und Fragerunde geben. Auch dazu lädt Felix Eichhorn vom Ev. Erwachsenenbildungswerk die Gäste ein.
Mehr Informationen:
- „Einfach frei ?! – ein integratives Theaterstück“: 5. und 6. Mai, jeweils 20 Uhr.
- Theater im Depot, Immermannstraße 29, 44147 Dortmund.
- Karten im Vorverkauf 12 Euro (8 Euro ermäßigt) sowie an der Abendkasse 14 Euro (10 Euro ermäßigt). K
- Kartenvorverkauf im Theater im Depot, unter info@ebwwest.de oder Tel. 0231-540942.
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Zonta Club
1.200 Euro für Theaterstück mit Migrantinnen
Der Zonta Club of Dortmund spendete 1.200 Euro für das Theater-Projekt „Einfach frei“ des Ev. Erwachsenenbildungswerks Westfalen und Lippe und des Ev. Bildungswerks Dortmund.
Bühnenbild und Requisite, Kostüme und professionelles Training kosten Geld. Dafür stellte jetzt der Zonta-Club die Spende zur Verfügung. Er engagiert sich u.a. für das interkulturelle Miteinander und fördert Mädchen sowie junge Frauen in Dortmund.
Gemeinsam mit den Organisatoren freuen sich die künstlerische Leitung und die Darstellerinnen über die großzügige Spende, die im Rahmen der Generalprobe überreicht wurde. Aufmerksam geworden auf das Projekt ist der Zonta Club über das Dortmunder Spendenparlament Spendobel.