Machbarschaft Borsig11 e.V. heißt der Preisträger der Auslobung „faktor kunst“ 2013. „Public Residence: Die Chance“ ist der Titel ihres ungewöhnlichen Projektkonzepts, das von der Montag-Stiftung Kunst und Gesellschaft (Bonn) eine Umsetzungsförderung von bis zu 200.000 Euro erhält.
Bei dem Projekt arbeiten KünstlerInnen und BewohnerInnen mitten im marginalisierten Dortmunder Norden zusammen. Es geht darum, die Lebensqualität und das soziale Miteinander in ihrem Quartier verbessern zu helfen. Die Stiftung unterstützt und begleitet den Preisträger der Auslobung bei der Realisierung, die 2014 beginnen wird. Insgesamt gingen 204 Einsendungen von KünstlerInnen und Initiativen aus dem ganzen Bundesgebiet ein. Die Auswahl traf ein achtköpfiges Gremium in einem mehrstufigen Juryverfahren.
Vorgegebenes Projektthema der Stiftung: „Jeder Fünfte. Armut in der Stadt“
Das Thema von „faktor kunst“ 2013 lautete „Jeder Fünfte. Armut in der Stadt“. Armut ist am Borsigplatz, wie fast überall in der Dortmunder Nordstadt allgegenwärtig. „Der Borsigplatz ist wie ein Brennglas, in dem sich gesellschaftliche Entwicklungen bündeln.
Und Kreativität ist hier überall vorhanden, deshalb geht es uns darum, mit kulturellen, sozialen und ökonomischen Praktiken die Gegebenheiten vor Ort aufzunehmen und neue Handlungsmöglichkeiten sichtbar zu machen“, sagen Volker Pohlüke und Guido Meincke vom Verein Machbarschaft Borsig11 e.V.: „Es ist ein Experiment mit der Wirklichkeit“. Der Verein ist in der Nachfolge von „2-3 Straßen. Eine Ausstellung in Städten des Ruhrgebiets“, dem einjährigen Kunstprojekt von Jochen Gerz entstanden, das im Kulturhauptstadtjahr 2010 stattfand.
Beteiligung ist Voraussetzung und Ziel des Nordstadt-Projekts
Bei ihrem Projekt sollen vier KünstlerInnen aus verschiedenen Ländern und Sparten ein Jahr lang mietfrei in der Public Residence am Borsigplatz wohnen. Sie bekommen ein Grundgehalt und jeder realisiert ein partizipatorisches Kunstprojekt im öffentlichen Raum. Das Budget dafür wird von den BewohnerInnen des Quartiers zugewiesen. Ihre Beteiligung ist Voraussetzung und Ziel der Arbeit.
Wer mitmachen will, erhält die Option auf 100 Chancen, 1 Chance = 1 Euro. So können die BewohnerInnen des Viertels direkt mitentscheiden, in welche Projekte „ihr“ Fördergeld investiert wird. Im Idealfall packen sie selbst mit an und lassen sich ihre Mitarbeit mit neuen „Chancen“ entlohnen. Auf diese Weise soll eine Kunstwährung aus zirkulierenden „Wertpapieren“ entstehen. Ein Kreislauf, der öffentliches Engagement belohnt und den Stadtteil belebt.
Wir zeichnen hier ein Projekt aus, das Kunst und Teilhabe auf vorbildliche Weise verbindet. Trotz eindeutiger Vorgaben und Rahmenbedingungen gewährt es KünstlerInnen und QuartiersbewohnerInnen einen großen Freiraum und es ist offen für Strategien aus allen Kunstsparten“, erklärt Ingrid Raschke-Stuwe, Vorstand der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft.
Mit ihren Auslobungen will die Stiftung soziale Prozesse anstoßen und engagierte KünstlerInnen unterstützen, die im Handlungsfeld Kunst und Gesellschaft aktiv sind, denn ihnen fehlen häufig noch öffentliche Wahrnehmung, Akzeptanz und Anerkennung. Die Auszeichnung soll hier ein Zeichen setzen. Der Förderpreis „faktor kunst“ 2013 wurde am 14. November auf dem Campus der Montag Stiftungen in Bonn vergeben.
Ein Portrait zum Verein Borsig11 lesen Sie auf nordstadtblogger.de:
HINTERGRUND-INFORMATIONEN
„faktor kunst“ – die Auslobung
Die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft lobte ihren Förderpreis „faktor kunst“ 2013 zum Thema „Jeder Fünfte. Armut in der Stadt“ aus. Mit der Auszeichnung will sie soziale Verantwortung und kulturelle Förderung verbinden und Wertschätzung für das gesellschaftliche Engagement von Kulturschaffenden ausdrücken. Ausgezeichnet wird ein Kunstprojekt mit Veränderungspotential, das echte Teilhabe ermöglicht, impulsgebend wirkt und auf Nachhaltigkeit angelegt ist. Die Stiftung stellt für die Umsetzung bis zu 200.000 Euro zur Verfügung. Sie begleitet und unterstützt die Projektarbeit.
Die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft
Die Stiftung gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen mit Sitz in Bonn. Die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft setzt sich dafür ein, dass prinzipiell jeder Mensch die Möglichkeit erhält, die vielfältigen Ausdrucksformen der Kunst kennenzulernen und ihr Potential für sich zu nutzen. Sie unterstützt KünstlerInnen, die sich für die Entwicklung einer chancengerechten Gesellschaft einsetzen und konzentriert sich dabei auf Kunstprojekte mit Veränderungspotential und echter Teilhabe aus den Bereichen Bildende Kunst, Tanz, Theater, Musik und spartenübergreifende Projekte. Diese sollten neue Wege gehen, in sozialen Konfliktfeldern wirksam sein, sich besonders an benachteiligte Bevölkerungsgruppen richten und neue Perspektiven für die Beteiligten eröffnen.
Weitere Informationen: montag-stiftungen.de – faktor-kunst.de