Am Samstag alles nur Theater: Mit einem Fest im „Megastore“ startet das Dortmunder Theater in die neue Spielzeit

Ebenfalls beliebt bei den Zuschauern, ebenfalls unter den Wiederaufnahmen: „Die Borderline Prozession“. (Foto: Birgit Hupfeld/ Theater Dortmund)
Ebenfalls beliebt bei den Zuschauern: „Die Borderline Prozession“. Fotos (5): Birgit Hupfeld/ Theater Dortmund

Von Rolf Pfeiffer

Sie geht zu Ende, die theaterlose Zeit. In den Häusern regt sich wieder künstlerisches Leben, Überall kündigen sich Spielzeiteröffnungsfeste an, mit denen die Schauspielhäuser sich und ihr buntes Schaffen in Erinnerung bringen wollen.

Dortmund startet im Reigen der heimischen Spielzeiteröffnungsfeste

Dortmund ist ziemlich weit vorne mit dabei, jedenfalls kalendarisch: am Samstag, 3. September, wird das Fest gefeiert, rund um den „Megastore“, die Ausweichspielstätte an der Nortkirchenstraße. Das Grillo-Theater Essen, zum Vergleich, feiert am 10. September, das Bochumer Schauspielhaus am 22 September.

„Die Show“ hat Chancen auf einen Publikumspreis und ist weiter im Programm. Szene mit Julia Schubert und Frank Genser. (Foto: Birgit Hupfeld/Theater Dortmund)
„Die Show“ hat Chancen auf einen Publikumspreis. Szene mit Julia Schubert und Frank Genser.

Das gute Wetter, alter Veranstalterscherz, ist bestellt und war ziemlich teuer. Start des „Kulturprogramms“, wenn man in Unterscheidung zu einigen anderen Belustigungen einmal so sagen darf, ist um 16.15 Uhr mit der Vorführung des Films „Das verlorene Paradies“, später folgen öffentliche Proben zu „La Révolution“ und „Kasimir und Karoline“.

Die Ensemblemitglieder Bettina Lieder und Carlos Lobo werden Märchen vorlesen, und selbstverständlich wird der Spielplan für 2016/2017 vorgestellt. Achtung, sagt Djamak Homayoun von der Theater-Pressestelle: Für Veranstaltungen, die im Saal stattfinden, muß man sich vorher Eintrittkarten am Infostand abholen. Die kosten zwar nichts, sind aber limitiert, wg. begrenzter Raumkapazitäten.

Und ungefragt will ich gerne noch hinzufügen, daß Leuten, die kostenlose Eintrittskarten zusammenraffen ohne nachher in die Veranstaltungen zu gehen, ausgesprochen unsympathische Zeitgenossen sind, ja, schlechte Menschen geradezu! Aber dies nur am Rande.

 Open-Air-Auftritte von drei Bands vor dem „Megastore“ des Theaters in Hörde

Musiker und Komponist Tommy Finke ist musikalischer Leiter des Dortmunder Schauspiels. Foto: Tim Kramer/ Veranstalter
Musiker und Komponist Tommy Finke ist musikalischer Leiter des Schauspiels. Foto: Tim Kramer

Zweiter Schwerpunkt im Kulturellen sind die Open-Air-Auftritte von drei Bands. Thomas Truax, den Chefdramaturg Michael Eickhoff als „Anti-Folk-Musiker“ bezeichnet, was in der kleinen Presserunde zunächst aber keiner versteht, eröffnet das musikalische Geschehen um 17 Uhr.

Für seine eigenen Songs baut sich dieser Musiker die Instrumente selber, die Namen wie „Hornicator“, „Mother Superior“ oder Sister Spinster“ tragen.  Ihm folgt um 19 Uhr Hausmusikus von Finckenstein, der in der Ankündigung allerdings bescheiden als „Tommy Finke & Band“ firmiert. Bekanntlich switcht er gerne einmal zwischen lockerer Form und Adelstitel.

Schluss- wie Höhepunkt ist dann ab 21 Uhr Käptn Peng, hinter dem sich Robert Gwisdek verbirgt, welcher der Sohn der doch recht prominenten Schauspieler Michael Gwisdek und Corinna Harfouch ist. Er macht, wie zu hören ist, ganz besonders intelligenten HipHop, hat eine Begleitband dabei und präsentiert überdies noch einen Überraschungsgast.

Das „Dortmunder Food-Festival Delinale“ lädt zur Schnippeldisco ein

Bettina Lieder (hier in der Rolle der Kassandra) liest beim Spielzeiteröffnungsfest Märchen vor (Foto: Birgit Hupfeld/ Theater Dortmund)
Bettina Lieder (hier in der Rolle der Kassandra) liest beim Spielzeiteröffnungsfest Märchen vor.

Womit das Kulturelle im Groben abzuhaken wäre. Wenngleich natürlich auch Essen und Trinken kulturelle Taten sind. Oder doch sein könnten. Am Megastore jedenfalls wird am 3. September kulinarische Ambition spürbar, wenn „das Dortmunder Food-Festival Delinale“ ab 16 Uhr zur Schnippeldisco lädt.

Geboten wird die Mitgliedschaft in der Eintopf-Community, mitzubringen sind Gemüse von zu Hause (gerne auch „einsames“ Gemüse, das einfach keine Freunde findet und oft einen stillen, langsamen Tod in der Null-Grad-Zone des Kühlschranks stirbt), Hümmelchen (vulgo: kleines Küchenmesser), Brettchen und Suppenteller.

Zwei große, große Eintöpfe, die Rede ist von fast einem Meter Durchmesser, warten auf Füllung, ein Profikoch wird die Kelle schwingen. Beim Gemüsekleinschneiden kann man gut den Bands lauschen oder dem, was DJ FloMrzdk auflegt. Außerdem und unter anderem sind noch Kettcar-Parcours und Basketballkorb im Kinderprogramm. Und Schminken, unter Beteiligung der Maskenbildnerinnen des Theaters.

Preise für die Besten: Die Publikumspreise werden um 20 Uhr verliehen

Dritte Nominierung, ebenfalls weiter im Spielplan: „Das Bildnis des Dorian Gray“ mit dem beliebten Dortmunder Sprechchor. (Foto: Birgit Hupfeld/ Theater Dortmund)
Dritte Nominierung: „Das Bildnis des Dorian Gray“ mit dem beliebten Dortmunder Sprecherchor.

Publikumspreise werden um 20 Uhr verliehen. Kandidaten sind die Stücke „Die Show“, „Die Borderline Prozession“ und „Das Bildnis des Dorian Gray“. Hitliste der Schauspieler (bzw. –innen): Dortmunder Sprechchor, Julia Schubert und Merle Wasmuth.

Wer in den Abteilungen „Schauspieler/in des Jahres“, „Inszenierung des Jahres“ und „Kritikerpreis“ die mit jeweils 500 Euro dotierten Auszeichnungen einer Kritikerjury erhält, soll erst am Abend bekanntgegeben werden. Der Sonderpreisträger allerdings steht schon fest: Die Theaterpartisanen für ihre Inszenierung „Watch me!“ auf der Studiobühne.

Ja, das alles ist geplant für den 3. September rund um den Megastore. Eickhoff rechnet mit insgesamt rund 2000 Gästen im Tagesverlauf und Besucherspitzen von 500 bis 600 Personen. Wer alles mitbekommen will, sollte beizeiten kommen.

Verzögerungen bei den Bauarbeiten: Theater bleibt im Megastore

Der Stern leuchtet im Megastore wohl noch etwas länger. Foto: Marcel Schaar
Der Stern leuchtet im Megastore wohl noch etwas länger – die Bauarbeiten verzögern sich. Foto: Marcel Schaar

Es ist dies die erste Spielzeitparty in der Ausweichspielstätte; ob es auch die letzte sein wird, ist aber gar nicht mehr so sicher, denn die Modernisierung des Schauspielhauses und der dazugehörigen Werkstätten in der Innenstadt verzögert sich.

Eine Rückkehr im Lauf der Saison 2016/2017, die vor Beginn der Bauarbeiten einmal angeträumt war, erscheint unwahrscheinlich. Die Dramaturgie richtet sich darauf ein, alle geplanten Produktionen werden hier, im Gewerbegebiet mit Hochofenblick, herausgebracht- ohne Drehbühne, Ober- und Untermaschinerie, dafür mit Lagerhallenakustik.

Und selbst hier könnte das Theater nicht ewig bleiben (will es ja auch gar nicht), denn die Expansionspläne des Heizungspumpenherstellers Wilo in allernächster Nachbarschaft reichen weit. Nüchtern betrachtet hat man noch nicht mal einen gültigen Mietvertrag für die ganze kommende Spielzeit.

Aber wir wollen nicht unken. Sondern lieber feiern. Glück auf!

Einige Termine im Tagesverlauf – ohne Gewähr der Vollständigkeit und der Richtigkeit:

Carlos Lobo - hier in „Geächtet“ - liest Märchen vor. In Wirklichkeit sieht er sympathischer aus.
Carlos Lobo – hier in „Geächtet“ – liest Märchen vor. In Wirklichkeit sieht er sympathischer aus.

Drinnen

  • 16.15 Uhr Film „Das verlorene Paradies“
  • 18.00 Uhr Öffentliche Probe „La Révolution“
  • 18.20 Uhr Öffentliche Probe „“Kasimir und Karoline“
  • 17.00 Uhr Märchen-Lesungen
  • Noch ohne Zeitangabe: Spielplanvorstellung

Draußen

  • Ab 16.00 Uhr Schnippel-Disco, Hüpfburg, Kinder-Schminken, Basketball, Kettcar-Parcours

Musik

  • 17.00 Uhr Open Air-Bühne Thomas Truax
  • 19.00 Uhr Open Air-Bühne Tommy Finke & Band
  • 21.00 Uhr Open Air-Bühne Käptn Peng und Überraschungsgast

Mehr Informationen: www.theaterdo.de

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  1. Theater DO

    Ein voller Erfolg: Großes Theaterfest und Preisverleihung

    Das Schauspiel Dortmund veranstaltete am vergangenen Samstag ein großes Theaterfest zum Spielzeitstart im und am MEGASTORE in Dortmund-Hörde. Das Schauspiel bot seinen Besuchern ein buntes Programm für Groß und Klein und gewährte mit Spielplanvorstellungen, Führungen und öffentlichen Proben der nächsten Premieren „Triumph der Freiheit #1“ und „Kasimir und Karoline“ einen Blick hinter die Kulissen.

    Für die kleinen Gäste gab es unter anderem eine Hüpfburg, Märchenlesungen und Kinderschminken. Kulinarisch standen verschiedenste Food-Trucks mit Köstlichkeiten und eine Schnippeldisco bereit. Abends lockten Thomas Truax, Tommy Finke und Käptn Peng mit einem vielseitigen Musikprogramm zahlreiche Fans an. Das Theaterfest am Megastore wurde mit vollen Veranstaltungen und einem begeisterten Publikum zu einer gelungenen Premiere.

    Im Rahmen der Veranstaltung verlieh der Förderverein „Dortmunder für ihr Schauspiel“ in Kooperation mit den Ruhr Nachrichten den traditionellen Publikumspreis. Als besten Schauspieler wählte das Publikum den Dortmunder Sprechchor, der in der Spielzeit 2015/16 insbesondere in „Das Bildnis des Dorian Gray“ mitwirkte. „Die Borderline Prozession“ wurde zur besten Inszenierung der Spielzeit 2015/16 gewählt. Für die Inszenierung von Schauspielintendant Kay Voges gab es über die Dortmunder Grenzen hinaus sehr positive Resonanz. In seiner Laudatio sagte Theaterkritiker Sascha Westphal: „Wer wissen will, was Kunst bewirken kann, sollte sich die Inszenierung ansehen … wenn möglich gleich mehrfach. (…) Wer sich dieser Prozession anschließt, der setzt sich einem Erlebnis und einer Erfahrung aus, die über das reine Sehen und Hören weit hinausgehen.“

    Der Preis der Kritikerjury für herausragende Leistungen in der Spielzeit 2015/16 ging dieses Jahr nicht an die Kunst, sondern an die Technische Leitung des Schauspiels, Thomas Bohl und Thomas Pohlmann, für ihre großartige Arbeit während des Umzugs in den Megastore. „Statt bedruckter T-Shirts verlassen nun beeindruckte Seelen den Megastore“, sagte Ruhr Nachrichten-Redakteur Tilman Abegg in seiner Laudatio. Alle drei verliehenen Preise erhielten ein Preisgeld von jeweils 500,- Euro und wurden vom Förderverein „Dortmunder für ihr Schauspiel“ gestiftet.

    Zudem gab es erstmalig einen Sonderpreis, bei dem der Jugendclub „Theaterpartisanen“ für seine Arbeit ausgezeichnet wurde. Gestiftet wurde das Preisgeld in Höhe von ebenfalls 500,- Euro von einem anonymen Mitglied des Fördervereins „Dortmunder für ihr Schauspiel“.

  2. nachtkritik

    Schauspiel Dortmunds „Borderline Prozession“ unter den Besten bei nachtkritik

    Kay Voges’ Inszenierung „Die Borderline Prozession“ ist auf Platz drei der 10 besten Inszenierungen im deutschsprachigen Raum beim Theatertreffen von nachtkritik.de gewählt worden. Zur Auswahl standen 50 herausragende Produktionen, die von der nachtkritik-Redaktion vorgestellt wurden.

    Bereits zum 10. Mal veranstaltet nachtkritik dieses virtuelle Theatertreffen. „Die Borderline Prozession“ ist seit einem Jahr in der Ausweichspielstätte Megastore in Dortmund zu sehen, die nächsten Termine im Februar und März sind ausverkauft.

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