SERIE Dortmunder Gründerszene (4): „Neues Schwarz” – Zwei Brüder bringen eine neue Kaffeekultur nach Dortmund

Benedikt Heitmann betreibt seine Kaffeerösterei „Neues Schwarz” in Dortmund. Foto: Magdalena Spinn
Benedikt Heitmann betreibt seine Kaffeerösterei „Neues Schwarz” in Dortmund. Foto: Magdalena Spinn

Unwiderstehlicher Kaffeeduft strömt durch die geöffnete Ladentür an der Saarlandstraße 33. Man kann gar nicht anders, als durch diese Tür zu gehen, immer dem Duft entgegen. Dort wartet schon Benedikt Heitmann hinter der Theke mit einem frisch gebrühten Kaffee seiner eigenen Röstung. Im März 2015 hat der 33-jährige Gründer hier seine Kaffeerösterei „Neues Schwarz” eröffnet, um in Dortmund eine ganz neue Kaffeekultur zu etablieren.

Die Idee: Kaffee als ein anderes Produkt präsentieren

Kaffee wird bei Neues Schwarz nicht konsumiert, sondern zelebriert. Das fängt schon bei der Zubereitung an. Filterkaffee kommt hier nicht aus der Maschine, sondern wird von Hand gebrüht, wie man es vielleicht noch von der Oma kennt.

Das „Kännchen” ist bei Neues Schwarz eine schicke Glaskaraffe, die man zusammen mit einem kleinen bauchigen Kaffee-Glas auf einem Holzbrettchen serviert bekommt. Milch und Zucker? Fehlanzeige. „Das wäre so, als ob man Milch in Champagner gießt“, sagt Benedikt mit verschmitztem Grinsen, aber einem Gesichtsausdruck, der es durchaus ernst meint.

Mit seiner Rösterei möchte er Kaffee als anderes, ganz neues Produkt präsentieren – nicht so, wie man es normalerweise kennt.

Ungeahnte Aromenvielfalt beim Kaffee – von fruchtig bis schokoladig

Nicht nur die Qualität der Bohnen, sondern vor allem die Röstung macht den Unterschied. Foto: Magdalena Spinn
Nicht nur die Qualität der Bohnen, sondern vor allem die Röstung macht den Unterschied. Foto: Magdalena Spinn

Der erste Schluck überrascht. Mit dem Geschmack, den man vom Morgenkaffee aus der heimischen Maschine kennt, hat das hier wenig zu tun: Gar nicht bitter, dafür erstaunlich fruchtig.

Den Unterschied zum Kaffee aus dem Supermarkt macht nicht nur die Qualität der Bohnen, sondern vor allem auch die Art und Weise, wie Benedikt den Kaffee röstet. „Es gibt bis zu 1000 verschiedene Kaffee-Aromen”, sagt er. Von fruchtig über nussig bis hin zu schokoladig.

Gehen mit der eher dunklen, industriellen Röstung die meisten Aromen verloren, verfolgt Benedikt einen anderen Ansatz: den der hellen Röstung. „Unsere Philosophie ist, nur so weit zu rösten, dass der Ursprung an Aromen erhalten bleibt”.

Geschäftsidee aus Nürnberg mitgebracht

Die Geschäftsidee, eine eigene Kaffeerösterei mit Ausschank, der sogenannten Brewbar, zu starten, hat Benedikt aus Nürnberg mitgebracht. Als studierter Raumplaner hatte er dort eigentlich einen Job in einem Planungsbüro.

Vom permanenten Kaffeeduft aus der benachbarten Rösterei angelockt, wurde Benedikt dort erst zum Stammkunden. „Dabei mochte ich Kaffee gar nicht. Der Geschmack war mir immer zu bitter.“ In der Kaffeerösterei eröffnete sich ihm dann eine ganz neue Welt der Aromen.

Filterkaffee kommt hier nicht aus der Maschine, sondern wird von Hand gebrüht, wie man es vielleicht noch von der Oma kennt.
Filterkaffee kommt hier nicht aus der Maschine, sondern wird von Hand gebrüht, wie man es vielleicht noch von der Oma kennt. Foto: Carmen Radeck

Mit der Zeit entwickelte sich Benedikt vom Stammkunden zunehmend zum echten Kaffeeexperten, und es folgte der nächste logische Schritt: Er fing in der Kaffeerösterei einen Job an, lernte alles über Aromen, Kaffeekirschen, verschiedene Qualitäten von Bohnen und vor allem über das Rösten.

Doch nicht nur das lernte er in Nürnberg. Bei Eröffnung einer weiteren Filiale war Benedikt maßgeblich an der Planung mitbeteiligt und bekam Benedikt einen Eindruck davon, was nötig ist, um eine eigene Rösterei zu starten und mit welchen Kosten man rechnen muss. „Eine Siedemaschine kostet so viel wie ein Kleinwagen“, erzählt Benedikt.

Als für Benedikt feststand, dass er wieder zu Familie und Freunden ins Ruhrgebiet zurückkehren will, nahm die Idee Form an, in Dortmund mit einer eigenen Rösterei zu starten. Mit ins Boot holte er seinen Bruder Johannes für die Finanzen und seine Freundin Felicitas fürs Corporate Design.

Um das Gründungsprojekt auch wirklich durchzuziehen, suchten die drei Gründer nach einem Gründerwettbewerb: mehr als persönliche Challenge, um den Businessplan in der vorgegebenen Frist auch wirklich fertigzustellen, als mit dem Ziel den Wettbewerb zu gewinnen.

Am Ende hatten sie nicht nur einen Businessplan, sondern belegten gleich noch den mit 5000 Euro dotierten dritten Platz bei start2grow.

Gründungswettbewerb start2grow als Türöffner für Kredit und Ladenlokal

Ruhrgründer„start2grow war für uns ein Türöffner“, sagt Benedikt. Neben dem Preisgeld bekam das Team einen Gründerkredit der KfW-Bank bewilligt und erhielt den Zuschlag für ihr Wunsch-Ladenlokal an der Saarlandstraße: Ein großer, heller Raum, hohe Decken, viele Fenster.

Die Einrichtung ist rustikal-schick mit viel Holz und offenem Blick über die Theke hinaus zur Röstmaschine und den typischen Jutesäcken mit Kaffeebohnen.

Für die Planung der Einrichtung ihres Ladens haben Benedikt und sein Team einen Ladenbau-Studenten engagiert, der das Projekt zu seiner Bachelorarbeit gemacht hat. Die Umsetzung in die Wirklichkeit hat das Team selbst übernommen.

„Wir haben hier alles selbst gemacht“, sagt Benedikt: Wände gestrichen, die Holzeinrichtung gebaut, Kupferrohre an die Wände angebracht, die Beleuchtung an die hohe Decke angebracht. Bis zum letzten Tag vor der Eröffnung haben sie gewerkelt

Das Ziel der Gründer: In Dortmund eine neue Kaffeekultur etablieren

Benedikt Heitmann betreibt seine Kaffeerösterei „Neues Schwarz”in der Saarlandstraße. Foto: Carmen Radeck
Benedikt Heitmann betreibt seine Kaffeerösterei „Neues Schwarz”in der Saarlandstraße. Foto: Carmen Radeck

Seit März letzten Jahres können sich die Dortmunder davon überzeugen, wie echter Gourmet-Kaffee schmecken kann. Als Zielgruppe hat Benedikt vor allem das jüngere Publikum im Visier, das sich gern etwas gönnt, Kaffee nicht konsumiert, sondern genießt und dabei auf hohe Qualität setzt.

Beim Marketing setzt er vor allem die Social Media Kanäle Facebook und Instagram mit stimmungsvollen Bildern und Geschichten aus der Brewbar. Seinen selbst gerösteten Kaffee verkauft er in seinem Laden, wenn gewünscht auch mit dem nötigen Equipment.

Ein Weilchen hat es gedauert, das Publikum von dieser anderen Art der Röstung und dem besonderen Geschmack zu überzeugen. „Das hatte ich ein bisschen unterschätzt“, gibt Benedikt zu. Doch inzwischen finden immer mehr Dortmunder Geschmack an den aromatischen Röstungen.

Wer den Unterschied mal schmecken möchte, kann sich bei einem der offenen Cuppings, so werden die Kaffee-Verkostungen genannt, die regelmäßig im Neues Schwarz veranstaltet werden, durch die Aromenvielfalt schlürfen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf RuhrGründer.de.

Alle Serienteile auf nordstadtblogger.de:

SERIE Dortmunder Gründerszene (1): „MySugardaddy” – Neben dem Konzern-Job das eigene Startup gegründet

SERIE Dortmunder Gründerszene (2): Das Label „Bambule“ bietet Mode für Kinder mit und ohne Behinderung an

SERIE Dortmunder Gründerszene (3): Mit „Tablesoccer.TV“ macht Tischfußballer Jens Uhlemann sein Hobby zum Beruf

SERIE Dortmunder Gründerszene (4): „Neues Schwarz” – Zwei Brüder bringen eine neue Kaffeekultur nach Dortmund

Write a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert