In der Nordstadt wird es zu keinen Straßenumbenennungen wegen belasteter Namensgeber kommen. Die Bezirksvertretung hat sich, nachdem das Thema vor fast einem Jahr erstmals diskutiert wurde, dagegen entschieden. Aktuell ging es um die mögliche Umbenennung der Nettelbeck- und der Speestraße. Die beiden Straßen wurden „exemplarisch“ vom Stadtarchiv vorgeschlagen, weil die beiden Namensgeber wegen ihrer kolonialistischen bzw. militaristischen Vergangenheit in der Kritik stehen. In anderen Stadtbezirken standen ebenfalls Umbenennungen an – allerdings hier wegen der nationalsozialistischen Vergangenheit der Namensgeber.
Ein Seefahrer und ein Militarist als Namensgeber für Nordstadtstraßen
Dr. Stefan Mühlhofer, Leiter des Dortmunder Stadtarchivs, hatte die Erkenntnisse seinerzeit den Nordstadt-Politikerinnen und Politikern vorgestellt: Joachim Christian Nettelbeck (1738-1824) war Seefahrer, Kapitän eines Sklavenschiffs und habe am Handel mit Sklaven verdient. Außerdem habe er sehr offensiv den deutschen Kolonialismus propagiert, verdeutlichte Mühlhofer.
Er wurde auch als Verteidiger Kolbergs gegen Napoleon gefeiert. Dies animierte die Nationalsozialisten, Nettelbeck literarisch sowie in einem glühenden Propaganda-Film zu verewigen.
Admiral Maximilian von Spee (1861-1914) wird wegen seiner militaristischen Vergangenheit kritisiert. Die Nazis hatten in Dortmund 1939 eine Grundschule nach ihm benannt, die bereits 1945 wieder umbenannt wurde. Warum dann aber 1975 eine Straße nach ihm benannt wurde, konnte Mühlhofer nicht mehr nachvollziehen: Die Unterlagen dazu liegen nicht vollständig vor.
Nur über die Speestraße wurde erfolglos abgestimmt
Die Bezirksvertreter hatten nicht entscheiden müssen. Allerdings kam das Thema durch eine Anfrage erneut auf die Agenda. Jedoch fand sich keine Fraktion, die einen Umbennungsantrag für die Nettelbeckstraße stellen wollte. Nur für die Umbenennung der Speestraße stellten die Grünen einen Antrag.
Wobei „Umbenennung“ der falsche Begriff ist. Sie wollten die kostengünstige Alternative, nämlich die Straße einem anderen „Spee“ widmen: „Es gab einen katholischen Barockdichter mit dem Namen Spee, der als erster massiv die Hexenverfolgung angegangen ist“, hatte Mühlhofer vorgeschlagen.
Würde also Friedrich von Spee die Straße gewidmet, würden Verwaltung und Anlieger massiv Kosten sparen – es gäbe lediglich einen kleinen Hinweis unter die Straßenschilder, der auf den Namenspatron verweisen würde. Doch auch die muss die Stadt nicht beschaffen. Gleichwie: nur zwei Grüne sowie zwei Mitglieder der Fraktion Linke und Piraten waren dafür – der Antrag wurde abgelehnt. Einen positiv besetzten Nettelbeck als Namenspatron konnte das Stadtarchiv übrigens nicht bieten…