
„Urlaub beendet“: Nach fast 1,5 Jahren auf der Flucht hat die bulgarische Polizei den international gesuchten Dortmunder Rechtsextremisten Steven Feldmann von einem Spezilakommando festgenommen. Die Neonazi-Splitterpartei „Die Heimat“ kommentierte das als „Ende eines Auslandsurlaubs“.
Der Neonazi lebte mit seiner Freundin in einem Studentenwohnheim
„Durch eine intensive Zusammenarbeit der „Soko Rechts“ des Polizeipräsidiums Dortmund mit dem Bundeskriminalamt und der bulgarischen Polizei konnte der Aufenthaltsort des per Haftbefehl gesuchten Steven Feldmann in Bulgarien ermittelt werden“, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei auf Nachfrage von Nordstadtblogger mit. Die bulgarische Polizei nahm Feldmann am 22. April 2025 in der Provinz Veliko Tarnovo im Studentenwohnheim Gorna fest. Bulgarische und deutsche Behörden bereiten die Überstellung nach Dortmund vor.

Das Amtsgericht Dortmund verurteilte den bereits mehrfach vorbestraften Steven Feldmann am 23. März 2023 wegen vorsätzlicher Körperverletzung, Betrugs, gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit Beleidigung und einer Bedrohung in Tateinheit mit Beleidigung zu einer weiteren Freiheitsstrafe von zwei Jahren und vier Monaten.
Dem Urteil des Amtsgerichts Dortmund und der Anklage durch die Staatsanwaltschaft Dortmund gingen Ermittlungen der „Soko Rechts“ des Polizeipräsidiums Dortmund voraus. Die Kriminalinspektion Staatsschutz bearbeitete die von dem Rechtsextremisten begangenen Straftaten mit einem Intensivtäterkonzept.
Der Neonazi muss noch 501 Tage Restfreiheitsstrafe verbüßen
Nachdem das Urteil des Amtsgerichts Dortmund am 8. August 2023 rechtskräftig geworden war, hätte Feldmann die Haftstrafe antreten müssen. Der Verurteilte flüchtete jedoch und suchte seitdem mit Online-Veröffentlichungen immer wieder die Öffentlichkeit. Die Staatsanwaltschaft Dortmund erließ am 17. November 2023 einen Vollstreckungshaftbefehl. Am 13. Dezember 2023 stellte das Amtsgericht Dortmund auf Grundlage des Vollstreckungshaftbefehls der Staatsanwaltschaft einen europäischen Haftbefehl zur Vollstreckung von 501 Tagen Restfreiheitsstrafe aus.

„Der lange und unermüdliche Atem der Polizei Dortmund im Kampf gegen den Rechtsextremismus zahlt sich wieder aus. Flucht schützt auch in diesem Fall vor dem Zugriff des Staates nicht. Mit der Festnahme in Bulgarien und der Vollstreckung des Haftbefehls setzen die Behörden international erfolgreich geltendes Recht gegen einen bekennenden Rechtsextremisten durch“, betonte Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange.
„Wiederholt zeigt sich: Die Demokratie ist der stärkste Gegner von Extremisten. Ich danke deshalb allen Beteiligten für diesen Ermittlungserfolg, der ohne den internationalen Fahndungsdruck auf europäischer Ebene nicht möglich gewesen wäre“, so Lange.
„Der nette Nazi von nebenan“ – Steven Feldmann und seine mediale Strategie
Steven Feldmann war spätestens seit seinen Social-Media-Auftritten das junge Gesicht aus Dortmund-Dorstfeld. Er nahm an Demonstrationen teil und zählt zum harten Kern der schwindenden Szene. Zuletzt fungierte er als Bindeglied zwischen den älteren Mitgliedern der „Heimat Dortmund“ – ehemals „Die Rechte“ – und Jugendlichen. Essentieller Bestandteil dieser Arbeit: Die mehr oder weniger „Sozialen“ Netzwerke.

Sowohl auf Instagram, als auch auf TikTok, gab Feldmann vor seiner Flucht Einblicke in seinen Alltag als überzeugter Neonazi. Regelmäßige Livestreams schaffen Nähe zwischen „Habibi Steven“ und seinen jungen Follower:innen, unter ihnen auch Migrant:innen. ___STEADY_PAYWALL___
Seine bürgerliche Medienstrategie zeigte sich auch auf YouTube: Der mehrfach vorbestrafte Gewalttäter und Rechtsextremist trat in der Vergangenheit neben nicht einschlägig bekannten Influencern auf, gab sich normal – als „netter Nazi von nebenan“.
Es fiel auf, dass er immer wieder betonte, keinesfalls konkreten Hass gegen die migrantischen Personen in seiner Nachbarschaft zu hegen, sondern vielmehr das System verurteile. Öffentlich lehnte er auch rassistisch motivierte Gewalttaten ab. Auch auf der Flucht meldete sich Feldmann regelmäßig online zu Wort. Das dürfte sich nun vorerst ändern…
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Neonazi Steven Feldmann flüchtig: Ursprünglicher Haftantritt liegt bereits drei Wochen zurück
Reaktionen
Kommentar der Autonomen Antifa 170 (PM)
Der militante Neonazi Steven Feldmann in Bulgarien festgenommen.
In Deutschland erwarten ihn mehrere Jahre im Gefägnis. Die Autonome
Antifa 170 ist wenig verwundert über den Festnahmeort.
„Seit Jahren sind die guten Verbindungen Dortmunder Neonazis nach
Bulgarien bekannt. Dass Steven Feldmann dort untergetaucht ist, lässt
vermuten, dass die Verbindungen zwischen Dortmunder und bulgarischen
Neonazis weiterhin eng sind“, bewertet Kim Schmidt, Pressesprecherin der
Autonomen Antifa 170 aus Dortmund, „Bei Aufmärschen bulgarischer
NationalistInnen traten in der Vergangenheit Dortmunder Neonazis als
RednerInnen auf, wie z.B. Matthias Deyda, der bei einem Auftritt Hitler
zitierte. Dass in diesem Umfeld ein rechter Schläger wie Feldmann gute
Bedingungen zum Untertauchen findet, verwundert nicht“. Dortmunder
Neonazis besuchten in den letzten Jahren wiederholt den sogenannten „Tag
der Ehre“ in Budapest, bei dem zum Teil Neonazis in SS-Uniformen
auftraten. Es waren auch wiederholt bulgarische Delegationen
Ultrarechter in Dortmund, wie am 14.04.2018 bei einem Naziaufmarsch
unter dem Motto „Europa Erwache“.
Die Autonome Antifa 170 ist auf eventuelle Aktionen der Neonazis
vorbereitet: „Wir achten auf erwartbare Solidaritätsbekundungen in
Dortmund. Der Ex-Dortmunder Neonazi Michael Brück sagte mal, dass es in
Dortmund ungemütlich für Neonazis ist. Wir werden dafür sorgen, dass es
dabei bleibt“, So Schmidt.
Bereits für das Wochenende rufen auch Antifa-Gruppen zum Protest um 12
Uhr an den Katharinentreppen gegen einen rechten Aufmarsch im
Innenstadtbereich auf.