Die Flucht endet in Handschellen: Neonazi Steven Feldmann wurde in Bulgarien festgenommen

Der Dortmunder Rechtsextremist wird nach Deutschland ausgeliefert

Neonazi Steven Feldmann vor Gericht. Doch vor dem Haftantritt setzte er sich ins Ausland ab. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

„Urlaub beendet“: Nach fast 1,5 Jahren auf der Flucht hat die bulgarische Polizei den international gesuchten Dortmunder Rechtsextremisten Steven Feldmann von einem Spezilakommando festgenommen. Die Neonazi-Splitterpartei „Die Heimat“ kommentierte das als „Ende eines Auslandsurlaubs“.

Der Neonazi lebte mit seiner Freundin in einem Studentenwohnheim

„Durch eine intensive Zusammenarbeit der „Soko Rechts“ des Polizeipräsidiums Dortmund mit dem Bundeskriminalamt und der bulgarischen Polizei konnte der Aufenthaltsort des per Haftbefehl gesuchten Steven Feldmann in Bulgarien ermittelt werden“, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei auf Nachfrage von Nordstadtblogger mit. Die bulgarische Polizei nahm Feldmann am 22. April 2025 in der Provinz Veliko Tarnovo im Studentenwohnheim Gorna fest. Bulgarische und deutsche Behörden bereiten die Überstellung nach Dortmund vor.

Die Rechte ließ in Marten „Freiheit für Feldmann“ skandieren.
Es ist nicht das erste Mal, dass Steven Feldmann in Haft sitzt. Hier eine Soli-Demo in Dortmund. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Das Amtsgericht Dortmund verurteilte den bereits mehrfach vorbestraften Steven Feldmann am 23. März 2023 wegen vorsätzlicher Körperverletzung, Betrugs, gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit Beleidigung und einer Bedrohung in Tateinheit mit Beleidigung zu einer weiteren Freiheitsstrafe von zwei Jahren und vier Monaten.

Dem Urteil des Amtsgerichts Dortmund und der Anklage durch die Staatsanwaltschaft Dortmund gingen Ermittlungen der „Soko Rechts“ des Polizeipräsidiums Dortmund voraus. Die Kriminalinspektion Staatsschutz bearbeitete die von dem Rechtsextremisten begangenen Straftaten mit einem Intensivtäterkonzept.

Der Neonazi muss noch 501 Tage Restfreiheitsstrafe verbüßen

Nachdem das Urteil des Amtsgerichts Dortmund am 8. August 2023 rechtskräftig geworden war, hätte Feldmann die Haftstrafe antreten müssen. Der Verurteilte flüchtete jedoch und suchte seitdem mit Online-Veröffentlichungen immer wieder die Öffentlichkeit. Die Staatsanwaltschaft Dortmund erließ am 17. November 2023 einen Vollstreckungshaftbefehl. Am 13. Dezember 2023 stellte das Amtsgericht Dortmund  auf Grundlage des Vollstreckungshaftbefehls der Staatsanwaltschaft einen europäischen Haftbefehl zur Vollstreckung von 501 Tagen Restfreiheitsstrafe aus.

Polizeipräsident Gregor Lange Foto: Anja Cord für Nordstadtblogger.de

„Der lange und unermüdliche Atem der Polizei Dortmund im Kampf gegen den Rechtsextremismus zahlt sich wieder aus. Flucht schützt auch in diesem Fall vor dem Zugriff des Staates nicht. Mit der Festnahme in Bulgarien und der Vollstreckung des Haftbefehls setzen die Behörden international erfolgreich geltendes Recht gegen einen bekennenden Rechtsextremisten durch“, betonte Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange.

„Wiederholt zeigt sich: Die Demokratie ist der stärkste Gegner von Extremisten. Ich danke deshalb allen Beteiligten für diesen Ermittlungserfolg, der ohne den internationalen Fahndungsdruck auf europäischer Ebene nicht möglich gewesen wäre“, so Lange.

„Der nette Nazi von nebenan“ – Steven Feldmann und seine mediale Strategie

Steven Feldmann war spätestens seit seinen Social-Media-Auftritten das junge Gesicht aus Dortmund-Dorstfeld. Er nahm an Demonstrationen teil und zählt zum harten Kern der schwindenden Szene. Zuletzt fungierte er als Bindeglied zwischen den älteren Mitgliedern der „Heimat Dortmund“ – ehemals „Die Rechte“ – und Jugendlichen. Essentieller Bestandteil dieser Arbeit: Die mehr oder weniger „Sozialen“ Netzwerke.

Steven Feldmanns Medienpräsenz soll neue, junge Kameraden anwerben. Screenshot YouTube

Sowohl auf Instagram, als auch auf TikTok, gab Feldmann vor seiner Flucht Einblicke in seinen Alltag als überzeugter Neonazi. Regelmäßige Livestreams schaffen Nähe zwischen „Habibi Steven“ und seinen jungen Follower:innen, unter ihnen auch Migrant:innen. ___STEADY_PAYWALL___

Seine bürgerliche Medienstrategie zeigte sich auch auf YouTube: Der mehrfach vorbestrafte Gewalttäter und Rechtsextremist trat in der Vergangenheit neben nicht einschlägig bekannten Influencern auf, gab sich normal – als „netter Nazi von nebenan“.

Es fiel auf, dass er immer wieder betonte, keinesfalls konkreten Hass gegen die migrantischen Personen in seiner Nachbarschaft zu hegen, sondern vielmehr das System verurteile. Öffentlich lehnte er auch rassistisch motivierte Gewalttaten ab. Auch auf der Flucht meldete sich Feldmann regelmäßig online zu Wort. Das dürfte sich nun vorerst ändern…


Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

Unterstütze uns auf Steady

 Mehr auf dazu auf Nordstadtblogger:

Untergetaucht: Wo ist Neonazi Steven Feldmann?

Neonazi Steven Feldmann flüchtig: Ursprünglicher Haftantritt liegt bereits drei Wochen zurück

Reaktionen

  1. Kommentar der Autonomen Antifa 170 (PM)

    Der militante Neonazi Steven Feldmann in Bulgarien festgenommen.
    In Deutschland erwarten ihn mehrere Jahre im Gefägnis. Die Autonome
    Antifa 170 ist wenig verwundert über den Festnahmeort.

    „Seit Jahren sind die guten Verbindungen Dortmunder Neonazis nach
    Bulgarien bekannt. Dass Steven Feldmann dort untergetaucht ist, lässt
    vermuten, dass die Verbindungen zwischen Dortmunder und bulgarischen
    Neonazis weiterhin eng sind“, bewertet Kim Schmidt, Pressesprecherin der
    Autonomen Antifa 170 aus Dortmund, „Bei Aufmärschen bulgarischer
    NationalistInnen traten in der Vergangenheit Dortmunder Neonazis als
    RednerInnen auf, wie z.B. Matthias Deyda, der bei einem Auftritt Hitler
    zitierte. Dass in diesem Umfeld ein rechter Schläger wie Feldmann gute
    Bedingungen zum Untertauchen findet, verwundert nicht“. Dortmunder
    Neonazis besuchten in den letzten Jahren wiederholt den sogenannten „Tag
    der Ehre“ in Budapest, bei dem zum Teil Neonazis in SS-Uniformen
    auftraten. Es waren auch wiederholt bulgarische Delegationen
    Ultrarechter in Dortmund, wie am 14.04.2018 bei einem Naziaufmarsch
    unter dem Motto „Europa Erwache“.

    Die Autonome Antifa 170 ist auf eventuelle Aktionen der Neonazis
    vorbereitet: „Wir achten auf erwartbare Solidaritätsbekundungen in
    Dortmund. Der Ex-Dortmunder Neonazi Michael Brück sagte mal, dass es in
    Dortmund ungemütlich für Neonazis ist. Wir werden dafür sorgen, dass es
    dabei bleibt“, So Schmidt.

    Bereits für das Wochenende rufen auch Antifa-Gruppen zum Protest um 12
    Uhr an den Katharinentreppen gegen einen rechten Aufmarsch im
    Innenstadtbereich auf.

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert