
Es gibt Themen und Aufreger, die tauchen immer wieder auf. Die Waschbetonkübel in der Münsterstraße gehören dazu. Denn seit Jahren stehen sie in der Kritik – hässlich, unpraktisch, defekt und zumeist nur spärlich bepflanzt. Die Hoffnung der Politik: Im Zuge der Neugestaltung der Münsterstraße würde sich das Thema erledigen. Da die aber aber noch viele Jahre auf sich warten lässt, gibt es nun einen neuen Vorstoß der neu formierten Fraktion „Vernunft und Gerechtigkeit“ in der Bezirksvertretung der Innenstadt-Nord.
Erneute Forderung nach der Entfernung der alten Kübel
Cornelia Wimmer und Michael Gründel hatten schon zur letzten Sitzung der Nordstadt-BV bis auf wenige Ausnahmen die Entfernung der mehr als 30 großen Pflanzbehälter gefordert. Das Gremium wollte aber vor einer Entscheidung noch mehr Informationen haben und hatte Vertreter:innen von Grünflächen- bzw. Tiefbauamt zur Berichterstattung eingeladen.

In der letzten Sitzung machten diese deutlich, dass es verschiedene Optionen gebe: „Als Grünflächenamt können wir sie einfach entfernen. Es wird aber schwierig, die Bäume rauszunehmen und umzupflanzen. Wenn sie wegkommen, dann kommt alles weg“, betonte Katharina Ritter vom Grünflächenamt.
„Wir haben aber auch die Möglichkeit, die Behälter zu reinigen und über Stadtteilwerkstatt neu anstreichen zu lassen. Zudem könnten wir die Baumscheiben-Patenschaften öffentlicher machen“, so Ritter. In der Nordstadt gibt es bereits eine Vielzahl von Baumscheiben und Pflanzkübeln, die von ehrenamtlichen Pat:innen bepflanzt und gepflegt werden.
Forderungen nach modernen Lösungen wie in der Brückstraße
„Es gibt Lösungen, die man von vornherein verwerfen kann. Es gibt etliche Gewerbetreibende, die sich verzweifelt und rührend bemühen, sie zu bepflanzen. Die Freiwilligen geben nach einer Weile auf – das kann da so nicht laufen”, betont Antragstellerin Cornelia Wimmer.

„Vom Bemalen würde ich ganz furchtbar abraten. Das würde den Dilettantismus der Stadtgestaltung auf eine noch höhere Ebene heben“, wies die den Vorschlag zurück, die großen Waschbetonkübel neu gestalten zu lassen.
Viel häufiger sei zudem die Füllung das Problem: „Die Erde ist sowas von durch. Da kann auch gleich Schotter einfüllen, um Pflanzen zu ernähren“, so Wimmer.
Ihr Fraktionskollege Michael Gründel plädierte erneut für einen Abtransport: Wenn man an solchen Bepflanzungen festhalten wolle, dann doch bitte in angemessener und attraktiver Form: „In der Brückstraße sind viel ansprechendere Behältnisse aufgestellt worden”, warb er für neue Wege. Außerdem müsse man nicht alle Flächen wieder zustellen: „Es gibt auch Flächen, die man vielleicht auch der Gastronomie zur Verfügung stellen kann“, verwies er auf die Platznot in der Münsterstraße.
Die Gastronomie könnte vom Abbau der Kübel profitieren
Das unterstrich auch Julia Rüding (Die Partei): „Ich würde nicht sagen, dass da überall wieder etwas hin muss. Es gäbe ja vielleicht auch die Option, eine Bank oder eine Bank-Grün-Kombination auftzustellen. Das müsste man von Fall zu Fall entscheiden“, warb sie für eine flexiblere und individuellere Regelung.

Es gebe ja auch kleine Gastro-Betriebe, die sich mit ihrer Außengastronomie zwischen die Kübel quetschen müssten: „Die können auch gut zwei Quadratmeter mehr gebrauchen.” Die Sorge der Grünen, dass nach einer Entfernung auch diese Flächen zugeparkt würden, teilte Rüding nicht pauschal.
Denn Marco Unterauer (Grüne) hatte zuvor nachgehakt, die dann frei werdenden Flächen dann „abgepollert“ würden oder dann noch mehr Raum zum Parken gebe: „Das ist nicht das Ziel, was wir verfolgen. Wir wollen die Münsterstraße schöner und lebenswerter machen, bis sie hoffentlich sehr zeitnah umgebaut wird.“
Die Aussage „sehr zeitnah“ ließ Brigitte Jülich (SPD) auflachen – sie erinnerte an die Aussagen zur Zeitplanung, dass dort noch viele Jahre ins Land gehen würden. Daher plädierte sie dafür, entfernte Behälter durch mobile Lösungen zu ersetzen. „Dann sind wir wesentlich flexibler. Das würde auch den Gastronomien helfen, wenn es entsprechende Bedarfe für Außengastronomie gibt“, so die SPD-Politikerin.
BV will nun alle 32 Standorte begehen und vor Ort entscheiden
Bert Rozowski (Linke), Nachrücker für die neue Bundestagsabgeordnete Sonja Lemke in der Nordstadt-BV, konnte sich auch mehrere größere Fahrradständer vorstellen oder andere attraktive Stadtmöbel. „Es ist nicht entscheidend, was hinkommt, sondern dass Ersatz hinkommt. Sonst werden auch diese Flächen in der Münsterstraße sofort zugeparkt“, betonteTobias Habermann (Grüne).

Da sich die BV auf keine pauschale Lösung für alle 32 Standorte verständigen konnte, warb Thomas Oppermann (SPD) für eine Begehung aller Standorte. Dann könne man „standortscharf“ entscheiden, was dort passieren soll. Dies hatte die Fraktion „Vernunft und Gerechtigkeit“ bereits eine Sitzung zuvor erfolglos gefordert. Jetzt gab es aber dafür eine Mehrheit in der BV.
Ritter warnte aber vor übertriebenen Erwartungen: Dass Entfernen sei zwar zeitnah möglich, nicht aber die Neu-Möblierung: „Neue Citymöbel wie die in Brückstraße haben wir nicht vorrätig. Das muss ausgeschrieben werden.
Außerdem müsste bei der Bepflanzung und Pflege bedacht werden, dass die bisherigen stationären Kübel von EDG „gepflegt“ würden. Für die mobilen Citymöbel sei die EDG nicht zuständig. Das müsse dann bei den Arbeitsprogrammen des Grünflächenamtes berücksichtigt werden. „Das muss dauerhaft gepflegt werden, damit es auch dauerhaft schön bleibt.“

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