„Aufmüpfigkeit war ihre Haltung zum Leben“ – Dortmund erinnert an Sigrid Metz-Göckel

Rund 150 Menschen kamen zur Gedenkveranstaltung ins Rathaus

„Ein bisschen Größenwahn steht jeder Frau“: Dortmund erinnert an Sigrid Metz-Göckel. Foto: Stadt Dortmund / Andreas Buck

Die Wissenschaftlerin, Stifterin und Feministin Sigrid Metz-Göckel ist am 5. Februar nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 84 Jahren verstorben und hinterlässt ein beeindruckendes Erbe – wissenschaftlich, politisch und menschlich. Bei einer Gedenkveranstaltung im Rathaus haben rund 150 Menschen ihrer gedacht.

Maresa Feldmann: „Ihre Aufmüpfigkeit muss zur politischen Richtschnur werden“

Weggefährt:innen, Freund:innen, Kolleg:innen und Mitstreiter:innen kamen zusammen, um die Soziologin, Pionierin der Frauen- und Geschlechterforschung und Stifterin der Stiftung Aufmüpfige Frauen zu ehren.

Oberbürgermeister Thomas Westphal würdigte die Lebensleistung der engagierten Feministin. Foto: Stadt Dortmund / Andreas Buck

Oberbürgermeister Thomas Westphal eröffnete die Veranstaltung mit sehr persönlichen Worten. Schon in seiner Studienzeit war ihm Metz-Göckels Name ein Begriff, ihre Arbeit habe sein Denken geprägt. Später sei sie ihm als engagierte Stifterin und kluge Impulsgeberin für das Dortmunder Stiftungswesen begegnet: „Sie hat unsere Stadt klüger, gerechter und widerständiger gemacht.“

Im Anschluss erinnerte Maresa Feldmann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dortmund und Vorständin der Stiftung Aufmüpfige Frauen, an Metz-Göckels unermüdliches Engagement für eine geschlechtergerechte Gesellschaft – immer klug, freundlich und bestimmt: „Diese Gedenkfeier würdigt nicht nur ihr Wirken, sondern ist auch ein Aufruf, das weiterzutragen, was sie begonnen hat. Angesichts gegenwärtiger Angriffe auf Geschlechtergleichheit und Wissenschaftsfreiheit muss ihre Aufmüpfigkeit zur politischen Richtschnur werden.“

Ein bewegender Blick zurück im Dortmunder Rathaus

In den folgenden Beiträgen warfen zwei langjährige Weggefährtinnen – Prof. Dr. Anne Schlüter und Prof. Dr. Ursula Müller – einen bewegenden Blick zurück auf die Anfänge der feministischen Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen. Beide waren von Beginn an dabei, als sich durch Netzwerke und politischen Druck eine neue Forschungslandschaft entwickelte.

Sigrid Metz-Göckel 2023 auf der Jahrestagung des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW an der Universität Duisburg-Essen. Foto: Bettina Steinacker

„Sigrid hat uns zusammengebracht – über Projekte, Buchreihen, die Stiftung, die Zeitschrift „Gender“. Es ist nicht gleichgültig, wie Menschen ihre Führungspositionen ausfüllen“, so Anne Schlüter. „Sigrid tat das freundlich, offen, mit Ausdauer und einem klaren Kompass.“

Ursula Müller erinnerte sich an ihre erste Begegnung mit Metz-Göckel im Jahr 1976 als „eine Begegnung auf Augenhöhe mit einer zart wirkenden, aber sehr entschlossenen Frau“. Es folgte eine jahrzehntelange enge Kooperation, etwa bei einer richtungsweisenden Studie zur Männerrolle in der Gesellschaft. „Sie verfügte über eine besondere Mischung aus Aufmüpfigkeit und Freundschaftlichkeit – an die sich viele erinnern“, sagte Müller. Gemeinsam setzten sie Meilensteine, etwa mit dem ersten DFG-Graduiertenkolleg zur Geschlechterforschung in Deutschland.

Für einen besonderen Augenblick sorgte ein Videoeinspieler

Prof. Dr. Felicitas Sagebiel, ebenfalls langjähriges Vorstandsmitglied der Stiftung Aufmüpfige Frauen, schilderte lebendig die Anfänge der Stiftungsarbeit: Leidenschaftliche Debatten, produktive Reibung – und viele Momente von Genuss und Humor.

Bei der Gedenkveranstaltung im Rathaus kam Sigrid Metz-Göckel am Ende in einem Film-Beitrag auch selbst zu Wort. Foto: Stadt Dortmund / Andreas Buck

Die Stiftung, so Sagebiel, war für Sigrid Metz-Göckel ein Instrument, feministische Impulse in die Gesellschaft zu tragen – und das bleibt sie auch heute.

Einen besonders nahen Augenblick ermöglichte ein Videoeinspieler, der Sigrid Metz-Göckel selbst noch einmal in den Raum holte. Sie berichtete von den Anfängen der Wissenschafts- und Hochschulforschung an der TU Dortmund und verknüpfte diese mit feministischen Fragestellungen.

Posthum erschienenes autobiografisches Vermächtnis

In einer anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Andrea Blome, teilten Regina Hunschock, Kristina Hänel, Dr. Sławomira Walczewska und Marion Kamphans ihre persönlichen Erinnerungen. „Etwas Besseres, als Sigrid kennenzulernen, konnte mir nicht passieren“, fasste Hunschock zusammen.

Engagiert und aktiv bis an ihr Lebensende, Prof. Sigrid Metz-Göckel. Foto: Stiftung aufmüpfige Frauen

Walczewska erinnerte an das besondere deutsch-polnische Verhältnis Metz-Göckels: In Oberschlesien geboren, sprach sie als Kind Polnisch und blieb der Region zeitlebens verbunden.

Vorgestellt wurde auch das posthum erschienene Buch „Wie ich lernte, aufmüpfig zu sein“ – ein autobiografisches Vermächtnis, das Metz-Göckel noch aus dem Hospiz freigab.

Unterstütze uns auf Steady

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert