Große Evakuierung erfolgreich durchgeführt: Entschärfungseinsatz endet früher als erwartet

Trotz Fund war eine Entschärfung oder Sprengung nicht notwendig

Eine 500-Kilo-Fliegerbombe wurde an der Friedrich-Uhde-Straße gefunden. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Vier Bombenverdachtspunkte sorgten am Sonntagvormittag (6. April 2025) für großflächige Räumungen in der südlichen Innenstadt von Dortmund. Von der Evakuierung waren mehr als 8.600 Menschen betroffen, darunter Bewohner:innen der Seniorenwohnheime „Wohnstift auf der Kronenburg“ und „Pflegezentrum am Westfalentor“. Zwar war eine Entschärfung letztlich nicht notwendig, doch konnte der Kampfmittelbeseitigungsdienst zwei Funde sichern.

Luftbildauswertungen lokalisierten vier Verdachtspunkte

Es ist ein eher ungewöhnlicher Anblick für einen Sonntagmorgen in Dortmund: Während die B1 aufgrund der Sperrung des Entschärfungseinsatzes völlig leer ist, trafen um kurz nach acht Uhr die ersten Menschen im Goethe-Gymnasium ein, das an diesem Tag als Betreuungsstelle für Anwohner:innen des Evakuierungsgebiets diente. Konkret lagen die Verdachtspunkte in der Märkischen Straße/Wenkerstraße, am Rheinlanddamm in Höhe des Kaiserhainteichs, in der Friedrich-Uhde-Straße und am Florianturm im Westfalenpark.

Im Goethe-Gymnasium hatte die Stadt eine Betreuungsstelle für von der Evakuierung Betroffene eingerichtet. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

„Vor jeder Baumaßnahme müssen im Vorfeld Luftbildauswertungen durchgeführt werden. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hat dabei auch Luftbilder aus dem Zweiten Weltkrieg, auf denen sie nach Einschlägen suchen.

In diesem Fall wurden so die vier Verdachtspunkte lokalisiert, an denen möglicherweise eine Bombe liegen könnte“, erklärte Mario Niedzialkowski, Pressesprecher des Ordnungsamtes und Einsatzleiter des Entschärfungseinsatzes.

Trotz einer möglichen Entschärfung oder gar Sprengung zeigte sich eine Anwohnerin der Feldstraße, die Teil des Evakuierungsgebiets ist, zuversichtlich, dass die Räumungen gut verlaufen werden. „Ich denke, das Ganze wird zwei Stunden dauern, und dann können wir wieder nach Hause“, berichtet sie optimistisch und wenig besorgt.

Rechts- und Ordnungsdezernent zeigt sich zuversichtlich und lobt hohe Zahl der Einsatzkräfte

Auch Norbert Dahmen, der um zehn Uhr am Verdachtspunkt in der Friedrich-Uhde-Straße anzutreffen war, zeigte sich zuversichtlich: „Es gibt immer wieder Besonderheiten, die passieren können, aber wir haben hier Fachleute vor Ort, die eine hohe Professionalität aufweisen“, so der Rechts- und Ordnungsdezernent der Stadt Dortmund.

Die B1 war für die Zeit des Einsatzes gesperrt. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Laut Dahmen waren schätzungsweise etwa 600 bis 800 Personen im Einsatz. Davon waren rund 400 Kräfte auf der Straße unterwegs, darunter 270 Mitarbeiter der Feuerwehr und Polizei.

Zur gleichen Zeit gab Niedzialkowski den Zwischenstand des Einsatzes für zehn Uhr bekannt: Zu diesem Zeitpunkt war bereits 60 Prozent des Evakuierungsradius geräumt, und es befanden sich 112 Personen in der Evakuierungsstelle. Ob bereits Sprengkörper an den Verdachtspunkten gefunden wurden, konnte der Pressesprecher zu diesem Zeitpunkt weder bestätigen noch widerlegen.

Luftbildauswertungen erfolgten erst nach dem Bau des Florianturms

Dass ein Verdachtspunkt unmittelbar neben dem Florianturm im Westfalenpark lag, warf für viele Anwesende die Frage auf, weshalb nicht bereits vor dem Bau des Turms nach möglichen Sprengkörpern untersucht wurde. Für Niedzialkowski gibt es dafür eine simple Erklärung:

Hier am Florianturm im Westfalenpark fanden die Einsatzkräfte keine Bombe, nur einen 40cm langen Nagel. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

„Bis 1970 wurden solche Auswertungen, wie die von Luftbildern, nicht durchgeführt. Es gab bis zu diesem Zeitpunkt keine statistischen Aufzeichnungen, in denen man das vermerkt hätte.

Ab 1970 begann man dann langsam, Luftbilder der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg zu erhalten, und nach und nach wurden diese bei Baumaßnahmen berücksichtigt” so der Pressesprecher.

Laut Niedzialkowski wurde es erst 2006, mit der Änderung des Landesbaugesetzes, verpflichtend, vor jeder Baumaßnahme Luftbildauswertungen durchzuführen. Seither seien auch immer mehr Blindgänger aufgetaucht. Der Florianturm wurde jedoch bereits 1959 anlässlich der Bundesgartenschau errichtet. Dabei sei dieser in einem Bereich des Westfalenparks bebaut worden, der im Krieg besonders stark bombardiert wurde. Dem zufolge sei dort laut Niedzialkowski auch viel abgeworfen worden.

Entwarnung in den Mittagsstunden ermöglichte Rückkehr in die Wohnungen

Um kurz vor zwölf erreichte die Anwohner:innen eine überraschende Nachricht: Sie konnten wieder in ihre Wohnungen zurückkehren, da die Evakuierung aufgehoben wurde.

Ordnungsdezernent Norbert Dahmen mit Einsatzleiter Mario Niedzialkowski sowie Sprengmeister Arne Brinkmann-Walter. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Zwar hatte der Kampfmittelbeseitigungsdienst zwei Bomben gefunden, doch mussten diese nicht entschärft werden.

Es handelte sich einerseits um eine 500-Kilo-Fliegerbombe an der Friedrich-Uhde-Straße, die keinen Zünder mehr hatte, und andererseits um eine Brandbombe am Rheinlanddamm in Höhe des Kaiserhainteichs.

Laut Arne Brinkmann-Walter, Einsatzleiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes, werde die Fliegerbombe nun in ein Zwischenlager transportiert und anschließend über einen Sammeltransporter zum Zerlegebetrieb des Landes NRW gebracht, um dort fachgerecht vernichtet zu werden.

Die 500-Kilogramm-Fliegerbombe ohne Zünder. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

„Als wir feststellten, dass alles in Ordnung ist und die Bombe keine akute Gefahr darstellt, konnten wir die Evakuierung schnell beenden.

Eine 500-Kilo-Bombe ist jedoch etwas, das man in der Dortmunder Innenstadt selten findet und das auch großen Schaden hätte anrichten können. Deshalb bin ich froh, dass wir alles so zügig und unkompliziert abschließen konnten“, zog Dahmen ein positives Fazit zum Abschluss des Einsatzes.


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