SPD verteidigt beide Wahlkreise - die AfD legt stark zu und holt zwei Sitze

Die SPD bleibt trotz Verlusten in Dortmund stärkste Kraft – die Linke stellt neue Abgeordnete

Foto: Helmut Sommer für nordstadtblogger.de

Dortmund ist künftig wieder mit vier  mit fünf Bundestagsabgeordneten in Berlin vertreten. Doch statt eines Grünen sitzt künftig mit Sonja Lemke eine Linke im Bundestag. Jens Peick und Sabine Poschmann (beide SPD) konnten ihre Direktmandate bei der Bundestagswahl verteidigen. Peick holte im Wahlkreis Dortmund 30 Prozent der Stimmen, und landete dabei rund sechs Prozentpunkte vor Sarah Beckhoff von der CDU. Im Wahlkreis Dortmund II setzte sich Sabine Poschmann erneut mit 32,5 Prozent durch, Michael Depenbrock (CDU) konnte 25 Prozent der Erststimmen holen. Die SPD blieb auch in beiden Wahlkreisen bei den Zweitstimmen stärkste Kraft mit 24,6 Prozent im Wahlkreis Dortmund II und 23 Prozent in Dortmund I. Ebenfalls wieder im Parlament vertreten ist Matthias Helferich von der AfD. Ihm zur Seite steht künftig auch der AfD-Kreisvorsitzende Peter Bohnhof.

Die SPD jubelt: „Dortmund bleibt rot“

„Die Erststimmen-Ergebnisse stehen fest: Wir haben beide Wahlkreise in Dortmund gewonnen“, freute sich der stellvertretende SPD-Unterbezirksvorsitzende Thomas Westphal. „Es wird sichtbar, dass das auch das Ergebnis eures Wahlkampfs ist”, sagte er unter dem Applaus der Mitglieder im Ratssaal.

Sabine Poschmann nimmt die Glückwünsche ihrer Partei zum verteidigten Sitz entgegen. Foto: Helmut Sommer für nordstadtblogger.de

„Ganz herzlichen Dank an euch alle, die geholfen haben, dass Dortmund rot bleibt”, rief Sabine Poschmann unter em Applaus der Genoss:innen im Rathaus. Sie wird erneut für Dortmund im Bundestag sitzen.

Doch der Winterwahlkampf hat Spuren hinterlassen: „Das war nicht einfach. Nicht für euch, nicht für mich und nicht für Jens. Uns wurde immer wieder gesagt, dass es knapp wird und wir Dortmund nicht bekommen. Aber wir lassen uns nicht beirren und haben gewonnen”, so Poschmann, die seit elf Jahren im Bundestag sitzt.

„Wir haben im Wahlkampf alles gegeben. Aber wir haben auch vorher alles gegeben. Wenn sich einer gekümmert hat, dann waren wir das. Das haben uns die Leute angerechnet, denn die anderen waren nicht da”, verwies Poschmann auf die Arbeit der Abgeordneten vor Ort im Wahlkreis.

„Das Wahlergebnis ist bedrückend, wenn eine rechtsextreme Partei zweitstärkste Kraft wird”

Auch Jens Peick dankte den engagierten Wahlkämpfer:innen: „Wir haben einen tollen Wahlkampf vor Ort gemacht. Wir sind immer ansprechbar, aber es war nicht leicht. Wir haben das Bundesergebnis gesehen – das macht betroffen. Aber es gab viel emotionalen Support von euch. Das hat gut getan –  ihr habt toll gekämpft”, so Parteichef Peick, der ebenfalls wieder in den Bundestag einzieht. „Und wir machen weiter. Denn Wahlergebnisse sind immer auch ein Vertrauensvorschuss. Wir machen weiter  – wir sind die Kümmererpartei in Dortmund. Hier kommt es drauf an, hier muss Politik erklärt werden.”

Jens Peick freut sich mit seinen Parteifreunden. Foto: Helmut Sommer für nordstadtblogger.de

Trotz des Wahlerfolgs in Dortmund blickt Peick sorgenvoll auf die Wahlergebnisse: „Die Stimmungslage ist nicht gut. Das Wahlergebnis ist bedrückend, wenn eine rechtsextreme Partei zweitstärkste Kraft wird, dann ist das schlecht fürs Land. Genau wie dass die SPD nur an dritter Stelle ist, obwohl wir die richtigen Themen hatten: Rente, Arbeitsplätze, starke Wirtschaft und Infastruktur. Aber es freut uns, dass die Arbeit in Dortmund gewertschätzt wird”, so Peick.

„Das hat mit der engagierten Arbeit zu tun. Wir sind tief im Wahlkreis verwurzelt. Wir machen die Arbeit vor Ort und sind für die Menschen da – wir beschließen ja nicht nur in Berlin Gesetze. Das honorieren die Menschen”, glaubt Peick.

Er schaut positiv auf die Kommunalwahl. „Ich glaube, dass wir bei der Kommunalwahl die Stärke, die wir vor Ort haben und die sich in Erstimmenergebnissen zeigen, vor Ort nutzen können und dass die Menschen uns wieder das Vertrauen geben, die Zukunft der Stadt für die Menschen zu gestalten, wie wir das lange getan haben“, betont der SPD-Unterbezirksvorsitzende.

Sonja Lemke geht nach Berlin und freut sich über neue Parteimitglieder

Aus Dortmund haben es noch Sonja Lemke von der Linken in das Parlament geschafft. „Ich werde morgen nach Berlin fahren!“ sagte sie. Die Linke erhielt in Dortmund I 11,8 Prozent der Stimmen, in Dortmund II kam sie auf zehn Prozent. „Das Ergebnis, das wir haben, das haben wir uns selber erarbeitet“, so eine sichtlich glückliche Sonja Lemke.

Sonja Lemke feiert ihr neues Mandat in Berlin. Foto: Karsten Wickern für nordstadtblogger.de

Es zeige aber, dass die klare Kante der Linken gegen den Rechtsruck etwas ausmache und vielen Menschen auch unheimlich wichtig sei. Außerdem hätten sie viele Gespräche geführt und dabei die richtigen Themen wie die hohen Mieten in Dortmund angesprochen. „Das sind Themen, bei denen wir Antworten haben, und deswegen haben wir ein gutes Ergebnis eingefahren.“

Vorerst bleibt Lemke im Dortmunder Rat und bereitet die kommende Kommunalwahl vor. „Wir haben unsere Mitgliederzahl in diesem Wahlkampf mehr als verdoppelt. Deshalb glaube ich, haben wir so viele Genoss:innen, die super motiviert sind, dass wir auch eine sehr gute Ratsliste aufstellen werden und einen krassen Kommunalwahlkampf fahren werden.“

UPDATE: Die AfD Dortmund ist mit zwei Abgeordneten in Berlin vertreten

Matthias Helferich zieht erneut über die Landesliste in den Bundestag ein. Foto: Leopold Achilles für nordstadtblogger.de

Platz drei unter den Parteien in Dortmund belegte die AfD, die im Wahlkreis Dortmund I 15,5 Prozent der abgegebenen Zweitstimmen erhielt, im Wahlkreis Dortmund II kam sie sogar auf 17,9 Prozent.

Matthias Helferich zieht erneut über die Landesliste NRW in den Deutschen Bundestag ein – er stand auf Platz 5 der Liste.

Erstmal wird zudem der Dortmunder AfD-Kreisvorsitzende Peter Bohnhof in den Bundestag einziehen. Bei ihm zog wegen des guten Ergebnisses auch noch Platz 20 der Landesliste. Aus NRW werden 26 AfD-Mitglieder in Berlin vertreten sein – darunter allerdings nur eine Frau.

Zweiter Platz für die CDU, aber erneut kein Bundestagsmandat

Die CDU konnte den zweiten Platz auch bei den Zweitstimmen holen. Im Wahlkreis Dortmund I erlangte die Partei von Friedrich Merz 22,2 Prozent der Stimmen, in Dortmund II erhielt sie 23,6 Prozent. „Wir liegen gleichauf mit der SPD in der Zweitstimme“, sagte der unterlegene CDU-Direktkandidat Michael Depenbrock.  Dennoch konnte keiner der Dortmunder ein Bundestagsmandat über die NRW-Liste erringen.

Trotz zweiten Platzes in Dortmund gab es kein Bundestagsmandat für die CDU. Foto: Leopold Achilles für nordstadtblogger.de

Die CDU-Direktkandidat:innen Michael Depenbrock und Sarah Beckhoff wirken nach der endgültigen Ergebnis, dass sie das Direktmandat nicht gegen die SPD geholt haben, enttäuscht, aber nicht geknickt. „Die Leute haben sich offensichtlich entschieden“, sagt Depenbrock. Das liege daran, dass eher linke Wähler:innen die SPD unterstützt haben.

Trotzdem verzeichne die CDU Zuwächse in den Stimmen, betonte Beckhoff. „Erschreckend“ seien die großen Stimmenzuwächse der AfD. Diese hätte „noch nie irgendwas“ Gutes für Dortmund gemacht. Sie hofft auf Verbesserungen auf Bundesebene durch das insgesamt vergleichsweise gute Abschneiden ihrer Partei, auch wenn es noch keine eindeutige Koalition gebe.

Grüne haben keine Abgeordnete und konzentrieren sich auf Dortmund

Für die Grüne Bezirksbürgermeisterin der Nordstadt, Hannah Rosenbaum, hat es indes nicht gereicht. Sie zieht nicht in den Bundestag ein. „Wir kommen ja aus einer sehr schwierigen Regierungskonstellation, aber wir haben es geschafft mit unseren Themen Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit bei den Wählerinnen und Wählern etwas Vertrauen zurückzugewinnen“, kommentierte sie das Ergebnis. Die Grünen konnten 11,3 Prozent der Zweitstimmen (Dortmund II) und 15,4 Prozent (Dormtund I) holen.

Kreisspecher Marek Paul Kirschniok sieht sich in den Themen der Grünen bestätigt. Foto: Helmut Sommer für nordstadtblogger.de

„Das Thema Migration war aufgeladen und wir haben unsere Positionen nicht stark genug kommuniziert“, sagt Sprecher des Vorstands Marek Paul Kirschniok. Hinzu komme das Grünen-Bashing, dem man nicht genügend stark entgegengetreten sei.

Sozialversicherungsbeiträge aus exorbitanten Zins- und Zinseszinserträgen, eigentlich eine längst überfällige Idee, wurde im Wahlkampf insbesondere durch die CDU/CSU entstellt diskutiert, so Kirschniok. Friedrich Merz als neuer Bundeskanzler müsse jetzt Verantwortung übernehmen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, kommentierte Hannah Rosenbaum.

„Wir vertreten progressive Positionen und differenzierte Lösungen. Das werden wir verstärkt weiterhin tun. In Dortmund gestalten wir die Politik nachhaltig und erfolgreich“, betont Kirschniok, worauf es jetzt ankomme. Im Herbst treten die Grünen mit einer eigenen Kandidatin für das Amt der Oberbürgermeisterin an. Damit, so ist man sich sicher, wird die bürgernahe Politik verstärkt, für die sich die Grünen in Dortmund besonders engagieren.

Aus dem Rathaus berichten Solveig Wright, Lukas Pazzini, Xenia Libert, Erik Latos, Peter Krause, Sergii Kucherov, Helmut Sommer, Leopold Achilles, Karsten Wickern und Alexander Völkel


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Reaktionen

  1. Bundestagswahl in Dortmund: Wahlleiter zieht zufriedenes Fazit (PM)

    Deutschland hat gewählt, Dortmund hat gewählt. Wahlleiter Norbert Dahmen ist mit dem Ablauf der Bundestagswahl 2025 sehr zufrieden.

    „Trotz der engen zeitlichen Vorgaben hat Dortmund die vorgezogene Bundestagswahl erfolgreich gemeistert. Dies verdanken wir nicht nur der hervorragenden Arbeit des Kommunalen Wahlbüros, sondern auch der Unterstützung der vielen freiwilligen Wahlhelferinnen und Wahlhelfer, die mit großer Hingabe und Einsatzbereitschaft für einen reibungslosen Ablauf gesorgt haben. Diese gute Zusammenarbeit war entscheidend, um dieser Herausforderung gerecht zu werden und unsere Demokratie vor Ort zu stärken“, sagt Norbert Dahmen, Rechts- und Ordnungsdezernent der Stadt Dortmund.

    Nach dem vorläufigen Ergebnis für die Bundestagswahl 2025 in Dortmund ergeben sich folgende Fakten und Zahlen:

    – 319.746 von 399.163 Wahlberechtigten haben ihre Stimmen abgegeben. Das ergibt eine Wahlbeteiligung von 80,10 Prozent (2021: 73,80 Prozent).

    – Die höchste Wahlbeteiligung in den Stadtbezirken lag mit 86,09 Prozent in Hombruch, die niedrigste mit 61,94 Prozent in der Innenstadt-Nord.

    – Es gab 316.858 gültige und 2.888 ungültige Erststimmen sowie 317.785 gültige und 1.961 ungültige Zweitstimmen.

    – Insgesamt hatten 130.199 Wahlberechtigte Briefwahlunterlagen angefordert. Im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 sind das 25.903 Briefwahlanträge weniger.

    Am Mittwoch, 26. Februar, kommt der Stadtwahlausschuss zusammen, um das endgültige amtliche Wahlergebnis festzustellen.

    Weitere Statistiken zur Bundestagswahl in Dortmund sind heute, 24. Februar, ab 14 Uhr auf dortmund.de/statistik zu finden.

  2. Die Grünen in Dortmund wollen die soziale Gerechtigkeit wieer stärker in den Fokus rücken (PM)

    Deutschland hat gewählt – die vorgezogene Bundestagswahl 2025 ist vorbei. Es zeichnet sich ein Sieger ab, und zwar die CDU mit dem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz. An dieser Stelle richten wir einen Glückwunsch aus. Mit einem bundesweiten Ergebnis von 11,6% für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN schließen wir die Wahl ab und verbleiben mit einem riesigen Dankeschön an alle Wahlkämpfer*innen.

    Hannah Rosenbaum, Direktkandidatin der GRÜNEN im Wahlkreis Dortmund 2, kommentiert das Ergebnis: „Zwar sind wir die Ampelpartei, die mit Abstand am wenigsten Stimmen verloren hat, trotzdem kann uns dieses Ergebnis natürlich nicht zufriedenstellen. In den nächsten Tagen werden wir uns hier auch gemeinsam mit unseren Mitgliedern genau damit auseinandersetzen. Unser Dank gilt jetzt allen Dortmunder*innen, die an uns geglaubt und uns ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Trotz der manchmal schwierigen Lage haben wir so viel Unterstützung in diesem Wahlkampf erfahren wie noch nie. Dafür der allergrößte Respekt und Dank an die vielen Wahlkämpfer*innen. Gemeinsam werden wir uns weiter für soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz einsetzen!“

    Der Wahlkampf in Dortmund war geprägt von positiver Energie und Kraft. Mit einem Mitgliederzuwachs von 50% in einem halben Jahr sind die GRÜNEN Dortmund mit 1050 Mitgliedern so groß wie nie. Das war deutlich spürbar: Zahlreiche aktive Mitglieder – und sogar auch Nicht-Mitglieder – haben Flyer verteilt, plakatiert, an Haustüren geklingelt und unsere grünen Werte in der Stadt verteilt.

    Tina Wilken, Direktkandidatin der GRÜNEN im Wahlkreis Dortmund 1 sagt dazu: „Diese positive Energie so vieler aktiver Menschen nehmen wir mit in die Kommunalwahl. Wir sind zuversichtlich, dass wir hier in Dortmund im Wahlkampf neue Akzente setzen können, die klar machen, wie wir Dortmund in der Zukunft als Stadt für alle gestalten wollen. Und da gehören eben auch diejenigen zu, die im Bundestagswahlkampf von vielen Parteien vergessen wurden.“

    Bei der anstehenden Kommunalwahl werden die GRÜNEN Dortmund weiterkämpfen – für soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und Demokratie!

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