Yasmin Fahimi und Jens Südekum stimmen auf „schwieriges“ Jahr ein

OB Thomas Westphal lädt zum Neujahrsgespräch: Der Fokus liegt auf Arbeit und Wirtschaft

Geladene Gäste beim Neujahrsgespräch in der Stahlhalle der DASA Anna Tenholt | Nordstadtblogger

Von Lukas Pazzini

Rund 150 Gäste aus Dortmunder Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik folgten der Einladung von Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) zum dritten Neujahrsgespräch. Zwei Vorträge von Yasmin Fahimi, Bundesvorsitzende des DGB, und Prof. Dr. Jens Südekum (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) lieferten Denkanstöße zum Thema des Abends, „Arbeit und Wirtschaft“. In der Stahlhalle der DASA Arbeitswelt Ausstellung kamen die Besucherinnen und Besucher ins Gespräch: An den Tischen wurde nach den Vorträgen lebhaft über die vorgetragenen Themen diskutiert. Die Atmosphäre war von reger Beteiligung, freundlicher Offenheit und der Suche nach konkreten Handlungsansätzen geprägt.

Oberbürgermeister Westphal: „Dortmund bleibt Stadt der Nachbarn“

In seiner Begrüßung betonte Oberbürgermeister Westphal die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Dortmund und erinnerte daran, dass trotz anstehender Wahlkampfzeiten das Motto „Dortmund – Stadt der Nachbarn“ fest verankert bleiben müsse.

Thomas Westphal bei der Begrüßung zujm Neujahrsgespräch 2025 Lukas Pazzini

Er verwies auf aktuelle Herausforderungen, die für die Dortmunder Wirtschaft und Arbeitsplätze bedeutend seien, und dankte zugleich allen Akteuren, die zur Weiterentwicklung der Stadt beitragen.

Besonders wandte er sich an die im Publikum anwesenden Vertreterinnen und Vertreter des Betriebsrats von Thyssenkrupp Steel Europe. Unter dem Eindruck der drohenden Stellenstreichungen bekundete Westphal die Solidarität der Stadt Dortmund mit der Belegschaft: „Sie sind hochgefährdet, doch Dortmund steht hinter Ihnen“.

DGB-Vorsitzende Fahimi warnt vor der Aufkündigung der Sozialpartnerschaft

Yasmin Fahimi führte das Publikum in ihrem Vortrag in die aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt ein und warnte vor einem „schwierigen Jahr“. Zwar seien in Deutschland ausreichend Instrumente und Potenziale vorhanden, um wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen zu begegnen, allerdings bleibe nur wenig Zeit, um die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.

Die Vorsitzende des DGB, Yasmin Fahimi, zu Gast in Dortmund Anna Tenholt | Nordstadtblogger

Als zentrales Beispiel für ausbleibende Sozialpartnerschaft nannte sie Thyssenkrupp Steel Europe, wo über Nacht ein drastischer Stellenabbau von 11.000 Arbeitsplätzen angekündigt wurde – und das unmittelbar vor Weihnachten.

Fahimi forderte „mehr Mitbestimmung und mehr Lösungen“, um solche Schieflagen zu vermeiden. Darüber hinaus plädierte sie für milliardenschwere Investitionen, die nur mit einer Reform der Schuldenbremse zu schultern seien. Diese Investitionen würden nicht nur für Wachstum sorgen, sondern vor allem das Vertrauen der Menschen in die Demokratie stärken – ein Vertrauen, das angesichts maroder Infrastruktur und prekärer Arbeitsbedingungen vielerorts bröckle.

Zum Abschluss machte Fahimi deutlich, dass die Gewerkschaften jederzeit bereit seien, auch „zu Arbeitskampf-Maßnahmen“ zu greifen, sollten weitere Einschnitte in soziale oder arbeitnehmerrechtliche Standards drohen.

„Beschleunigte Deindustrialisierung erfordert hohe Investitionen“, erklärt Jens Südekum

Prof. Dr. Jens Südekum stellte in seinem Beitrag fest, dass sich in Deutschland eine „beschleunigte Deindustrialisierung“ vollziehe, die langfristig zu einer dauerhaften Stellenreduktion führen werde. Gleichzeitig wüchsen der Pflege- und Gesundheitssektor, sei aber häufig schlechter bezahlt – eine zusätzliche Herausforderung für die klammen Kassen der Kommunen.

Jens Südekum, Professor in Düsseldorf, über Wirtschaftspolitik und die Schuldenbremse Anna Tenholt | Nordstadtblogger

Mit Blick auf globale Veränderungen – vor allem durch protektionistische Tendenzen in den USA unter Donald Trump – warnte Südekum, dass Deutschland als exportorientiertes Land
vor gewaltigen Umbrüchen stehen könnte.

Eine Studie des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) gehe davon aus, dass bis 2030 rund 1,4 Billionen Euro in die Modernisierung und Transformation investiert werden müssten. Ebenso wie Fahimi sieht Südekum in der Reform der Schuldenbremse einen wesentlichen Hebel, um diese finanziellen Herausforderungen zu meistern. „Eine neue Bundesregierung müsste sich dem dringend annehmen“, lautete seine klare Forderung.


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