Menschlichkeit und Vernunft sind die vermittelten Grundwerte

Feste des Lebens auch ohne Kirche feiern: Die Jugendfeier des Humanistischen Verbandes

Die Jugendfeier 1964 in Dortmund. Foto: Humanistischer Verband

Markant ist der Übergang von der Kindheit zur Jugend. Daran erinnert sich jeder Mensch. Und schon immer wird in allen Kulturen dieser biografische Übergang festlich begangen. Aber nur wenige wissen, dass es dafür auch außerhalb der religiösen Gemeinschaften ein Angebot gibt.

Dafür, dass alle Menschen frei und selbstbestimmt leben können

In einer Studie des BMU zu den Zukunftsvorstellungen junger Menschen wird hervorgehoben, dass sich dieses Lebensalter „zwischen globaler Vernetzung und individuellen Herausforderungen“ ereignet, und dass Jugendliche grundsätzlich gesellschaftliche Entwicklungen mitgestalten wollen.

Die Jugendweihe 1971 im Fritz-Henáler-Haus. Foto: Humanistischer Verband

„Ein funktionierendes demokratisches Gemeinwesen erkennen sie als hohes Gut an“, heißt es weiter. In deutschen Großstädten geht es beispielsweise darum, ein friedliches Miteinander vieler Kulturen zu ermöglichen und zu bewahren.

Für viele junge Menschen lässt sich das nur bedingt mit den engen Rahmenbedingungen traditioneller Religionsgemeinschaften verbinden. Aber was kann unter solchen Vorzeichen anstelle der altüberlieferten Riten und Sakramente eine Umgebung dafür sein, im gemeinsamen Austausch Leitlinien für das Leben zu entwickeln? Wie können biografische Ereignisse wie die Geburt, das Erwachsenwerden und die Ehe gebührend gefeiert werden?

Die Jugendfeier in der heutigen Zeit. Foto: Thomas Oppermann

Bereits im 19. Jahrhundert tauchten derlei Fragen auf. Man wollte sich von verstaubten kirchlichen Traditionen lösen und im frischen Geist der Aufklärung für ein Welt- und Menschenbild eintreten, dass auf allgemeinen, interreligiösen Grundwerten beruht.

Daraus entstand schließlich die „Humanistische Vereinigung“, die, in Deutschland seit fast einhundert Jahren als „Körperschaft des öffentlichen Rechts“ anerkannt, auch in Dortmund als „Humanistischer Verband Dortmund-Ruhr-Lippe“ vertreten ist.

Menschlichkeit und Vernunft sind Grundwerte: Die Humanistische Vereinigung

Das Angebot mutet an wie das der Kirchen – es gibt pädagogische Einrichtungen, ehrenamtliche Sozialarbeit in unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens und Feiern für die markanten Abschnitte des Lebens –, aber es geht auch ohne Gott.

Thomas Oppermann (SPD)
Thomas Oppermann, Landesgeschäftsführer vom Humanistischen Verband in Nordrhein-Westfalen. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Von der Wiege bis zur Bahre ist die humanistische Gemeinde präsent. Sie verfügt über ausgebildete (meist ehrenamtliche) Redner:innen, die in eigenen Lehrgängen geschult und danach geprüft werden.

„So werden sie Amtspersonen, was wir als Körperschaft mit einer Urkunde bestätigen“, berichtet Thomas Oppermann, Landesgeschäftsführer vom Humanistischen Verband in Nordrhein-Westfalen. Und obwohl das Angebot dem der religiösen Gemeinschaften sehr ähnelt, sieht er keine Konkurrenz zu den Kirchen: „Wir sind ja für diejenigen da, die sich nicht mit der Kirche verbinden wollen.“

Die Sprecher:innen der Humanistischen Vereinigung. Foto: Lutz Kampert

Menschlichkeit und Vernunft sind Grundwerte, auf die es mehr denn je ankommt. Für die Humanistische Vereinigung sind sie von zentraler Bedeutung.

So heißt es auf ihrer Website: „Humanismus, wie wir ihn verstehen, ist eine Weltanschauung, die sich an den Interessen, den Werten und der Würde des einzelnen Menschen orientiert. Er ist ein Sammelbegriff für Ideen, deren Ziel es ist, die Grundlagen für das menschliche Dasein zu verbessern und insbesondere die Menschlichkeit (humanitas) voranzubringen.“

„Gewissensfreiheit, Anerkennung der gesellschaftlichen Pluralität und Gewaltfreiheit sind wichtige humanistische Prinzipien, die sich im solidarischen Zusammenwirken aller Menschen in nachhaltiger sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Verantwortung entfalten sollen.“

Die Jugendfeier in Dortmund

Für junge Menschen gibt es die Möglichkeit, sich eine Zeit lang intensiv mit dieser Gedankenwelt zu befassen, bevor in einem festlichen Rahmen die „Jugendfeier“ begangen wird.

Plakat für die Anmeldung zur Jugendfeier 1963. Foto: Humanistischer Verband

Die Familien und Freunde sind dazu eingeladen, denn auch für sie ist es ein besonderer Moment, wenn der Übergang von der Kindheit zur Jugend symbolisch vollzogen wird.

Thomas Oppermann begleitet die vorbereitenden Treffen der jungen Leute in Dortmund. Nach einem landesweit organisierten Wochenendtreffen, folgen fünf Samstage, an denen sich die Gruppe auf ihre Jugendfeier vorbereitet. Aus vieljähriger Erfahrung weiß Oppermann, dass „es spannend ist, was die jungen Leute mitbringen.“

Daraus ergibt sich das Programm der Zusammenkünfte, und schließlich auch das Konzept der Feier. „Die besprochenen Inhalte und Themen gehen in die Feier ein. Hinzu kommen musikalische Beiträge, Grußworte usw.“, sagt er.

Am 28. November findet von 17 bis 18 Uhr im Humanistischen Zentrum, Küpferstr. 1, 44135 Dortmund eine Informationsveranstaltung zur Jugendfeier 2025 statt. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen!

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