Die St. Martin Laternenumzüge in Dortmund haben eine bewegte Geschichte, die eng mit der mutigen Katholikin Käthe Kaufhold verbunden ist. Käthe Kaufhold war eine engagierte Lehrerin und lebte mit Ihrem Mann und ihren sieben Kindern in der Dortmunder Gartenstadt. 1924 zog sie das erste Mal mit ihren Kindern singend und Laternen schwingend durch den Garten. Spontan schlossen sich Kinder aus der Nachbarschaft an. Der erste Dortmunder Martinszug war geboren. Zu Ehren der Initiatorin Käthe Kaufhold veranstaltet die Dortmunder Pfarrgemeinde Sankt Martin am 9. November ein Patronatsfest mit verschiedenen Programmpunkten. Ab 17 Uhr startet dann der traditionelle Laternenumzug. Weitere Umzüge wird es wie immer im gesamten Stadtgebiet unter anderem im Westfalenpark (ausverkauft) und im Borsigplatz-Quartier in der Nordstadt geben. In Dortmund-Lanstrop findet außerdem vom 8. bis zum 10. November wieder der beliebte Martinsmarkt statt.
Kindern die Werte von Gemeinschaft und Nächstenliebe vermitteln
Sankt Martin ist vor allem für seine Tat der Nächstenliebe bekannt. Laut der Legende teilte er als römischer Soldat seinen Mantel mit einem bettelnden, frierenden Mann am Straßenrand. Diese Geste des Teilens gehört zu den bekanntesten Legenden des heiligen Martin; die Erinnerung daran wird in jedem Martinszug lebendig.
Käthe Kaufhold hatte den Brauch des Martinszuges aus dem Rheinland, ihrer Heimatstadt Duisburg, mitgebracht. Im nächsten Jahr meldeten sich bereits 35 Kindern an, um teilzunehmen, darauf das Jahr schon 70 Kinder. Schnell wurde der Garten zu klein und der Martinszug zog durch die Straßen der Gartenstadt.
Er nahm rasch die Form an, wie wir sie heute kennen und der Gemeinde St. Martin jedes Jahr feiern. Käthe Kaufhold wollte den Kindern in der Stadt eine Freude bereiten und gleichzeitig die Werte von Gemeinschaft und Nächstenliebe vermitteln, die mit dem heiligen Martin von Tours verbunden sind.
Mit Mut und Entschlossenheit zeigte Kaufhold Zivilcourage in dunklen Zeiten
Die Nazis erkannten jedoch schnell das Potenzial der Laternenumzüge für ihre eigene Propaganda. Sie begannen, die Umzüge zu instrumentalisieren, um ihre Ideologie zu verbreiten und die Bevölkerung zu indoktrinieren. So schickten sie 1934 ungebeten einen Spielmannzug der Hitlerjugend. Die ursprüngliche Botschaft von Gemeinschaft und Nächstenliebe sollte dabei für die Zwecke des Regimes missbraucht werden.
1938 wollte die NS-Frauenschaft den Umzug übernehmen. Doch Käthe Kaufhold weigerte sich und wurde später von der Kriminalpolizei (vermutlich der Gestapo) zum Verhör abgeholt. Der Umzug wurde verboten. Daraufhin lud Käthe Kaufhold die Kinder wieder in ihren Garten ein.
Trotz dieser schwierigen Zeiten blieb Käthe Kaufhold ihrer Überzeugung treu und setzte sich weiterhin für die Kinder und die Tradition der Laternenumzüge ein. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit sind bis heute ein inspirierendes Beispiel für Zivilcourage und den Widerstand gegen Unterdrückung. Bis in die 1970er Jahre organisierte sie die Umzüge.
Käthe Kaufhold zu Ehren soll eine Martinsstele enstehen
In den 1950er Jahren erfolgte dann eine Verlegung des Umzugs in den Westfalenpark, als dieser als Veranstaltungsort für größere Umzüge entdeckt wurde. Seitdem finden die Laternenumzüge jedes Jahr im Westfalenpark statt, wo sie zu einem festen Bestandteil des dortigen Kulturlebens geworden sind. Jedes Jahr finden annähernd 100 Martinsumzüge in Dortmund statt.
Etwas Besonderes war für Käthe Kaufhold immer der Martinsumzug in ihrer eigenen Pfarrgemeinde, bei dem zugleich das Patronatsfest gefeiert wird. Bis zu 700 Teilnehmer begleiten heute den Umzug, der als einer der wenigen in Dortmund von einem St. Martin auf einem Pferd, der Polizei und einem Blasorchester begleitet wird.
Jedes Jahr werden eigens zu diesem Anlass im Kindergarten neue Martinslaternen gebastelt, Symbole des Teilens von Licht und Wärme in der Dunkelheit. Die Wegstrecke des mehrere hundert Meter langen Martinszuges führt vorbei am Seniorenheim durch die nördliche Gartenstadt. Im Atrium gibt es, wie damals bei Käthe Kaufhold, für die Kinder Martinsbrezel, nachdem St. Martin auf der Turmwiese seinen Mantel mit dem Bettler geteilt hat.
Danach stärken sich alle bei warmen Getränken und Bratwürsten und genießen die wundervolle Stimmung im Atrium, das vom Lichtermeer der Laternen erleuchtet wird. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums soll in den nächsten Monaten eine Martinsstele entstehen, die an den Beginn der Martinszüge und an die mutige Verfechterin Käthe Kaufhold erinnern soll.
Umzug im Westfalenpark ist ausverkauft
Für den größten Dortmunder Laternenumzug im Westfalenpark am Samstag, den 9. November, sind die begrenzten Tickets bereist vergriffen. Es wird keine Abendkasse geben. Mit Laternen, musikalischen Klängen und leuchtenden Fackeln erwartet die Gäste ein Abend voller Tradition und Gemeinschaft für die ganze Familie.
Kinder sind herzlich dazu eingeladen, ihre selbstgebastelten Laternen mitzubringen und beim Umzug zu präsentieren. Gemeinsam mit St. Martin auf seinem Pferd führt der Weg zur Seebühne zur traditionellen Aufführung der St. Martinslegende. Bratwürstchen, süße Brezeln und warme Getränke werden angeboten. Die wichtigsten Informationen auf einen Blick:
- Treffpunkt: 16:45 Uhr am Eingang Ruhrallee
- Beginn des Umzugs: ca. 17:15 Uhr
- Veranstaltungsende: ca. 19 Uhr
Schwarzgelber Martinszug in der Nordstadt
Am Montag, den 11. November 2024, startet um 18 Uhr der schwarzgelbe Zug mit Martin hoch zu Ross und Musik vom Hoeschmuseum (Eberhardstraße) zum Hoeschpark und weiter zur BVB-Gründerkirche.
Vor allem der durch Fackeln und Lichter illuminierte Hoeschpark wird ein Highlight sein und natürlich dürfen auch Emma und die Martinsbrezel nicht fehlen. Organisiert wird der schwarzgelbe Martinszug vom Runden Tisch BVB und Borsigplatz e.V..
Martinsmarkt in St. Michael in Lanstrop
Vom 8. bis zum 10. November 2024 findet der durch viele ehrenamtliche Helfer:innen der Kirchengemeinde St. Michael organisierte und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte, Martinsmarkt statt. Am 8. November um 18 Uhr wird der Martinsmarkt eröffnet. Durch viele verschiedene kunsthandwerkliche Angebote und kulinarische Köstlichkeiten lädt er die Besucher:innen zum Staunen, Stöbern, Genießen und Verweilen ein.
Ein abwechslungsreiches Programm erwartet die Besucher:innen sowohl auf, als auch neben der Bühne. Am Freitagabend nehmen die „Empty Barrels“ die Gäste mit ihrem Irish Fresh Folk mit nach Irland. Am Samstag öffnet der Martinsmarkt ab 15 Uhr und lädt die Besucher:innen zusätzlich zu den vielen Holzhütten mit einem Basar im Pfarrheim und der Spielzeugbörse in der Kita St. Michael zum Bummeln ein.
Ein besonderes Highlight ist der große Martinsumzug durch die Straßen von Dortmund-Lanstrop und am Abend bringen die „Streetkings“- die mobilste Party- und Coverband der Welt, den Kirchplatz in Stimmung. Am Sonntag startet der Martinsmarkt um 12 Uhr mit einem Open Air-Gottesdienst auf dem Kirchplatz.
Auf der Bühne sorgen der Auftritt von Sänger Simon Rostek, das Platzkonzert der Blasmusik Preußen und der Chor „greVocal“ für Abwechslung. Die große Tombola und ein buntes Kinderprogramm machen den Tag zu einem Erlebnis- für Groß und Klein.
Der Reinerlös kommt wie immer caritativen Projekten in Rumänien, Brasilien und Peru, sowie der Kinder- und Jugendarbeit in Dortmund- Lanstrop zu Gute. Weitere Informationen finden Interessierte hier.
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Martinszug mit Reiter in der Innenstadt-Ost (PM)
Die katholische Kirchengemeinde St. Franziskus, die evangelische Kirchengemeinde St. Reinoldi Dortmund sowie das Stadtbezirksmarketing Innenstadt-Ost laden zum ökumenischen Martinszug ein. Der Zug startet Freitag, 15. November, um 17.00 Uhr an der Melanchthon-Kirche. Anschließend folgt der Martinszug über den Ostfriedhof zum Gemeindegarten der Franziskus-Kirche an der Franziskanerstraße. Dort gibt es ein Martinsspiel, Brezel, Würstchen und Getränke. Die Veranstaltung wird musikalisch begleitet vom Bläser-Chor der Melanchthon-Gemeinde.