Das gemeinsame Ziel lautet: „Koloniale Kontinuitäten überwinden“

Der Verein „Welthaus Dortmund“ startet am Freitag mit einer aufklärenden Projektreihe

Julia Mohr (links) und Anna Engelhardt (rechts) befinden sich mitten in den Vorbereitungen für die anstehende Ausstellung von Serge Palasie, die in der zukünftigen Lokalität des Welthauses stattfinden wird. Foto: Darya Moalim für Nordstadtblogger.de

Eine Zeit des angestrebten Imperialismus, geprägt von Versklavung, Ausbeutung und Klassifizierung – der Kolonialismus. Ein Thema, das vielen Menschen bekannt ist. Dennoch ist die gegenwärtige Präsenz seiner Auswirkungen für viele oft nicht greifbar. Das Welthaus Dortmund lädt in den kommenden Wochen zu der Projektreihe „Koloniale Kontinuitäten überwinden“ ein, um genau diese fortlaufenden Einflüsse in der Gesellschaft aufzugreifen. Den Auftakt der Reihe bildet am 11. Oktober 2024 die Ausstellung „Sichert(e) sich auch unser Land einen Platz an der Sonne? – Der lange Schatten der deutschen Kolonialzeit“ unter der Leitung von Serge Palasie.

Eine Projektreihe, die jeden ansprechen soll

„Es war uns wichtig, dass wir Veranstaltungen für verschiedene Zielgruppen haben. (…) Es soll an alle gerichtet sein, die Lust haben, sich mit dem Thema Kolonialisierung auseinanderzusetzen – auch gerne die, die ganz neu im Thema sind und vielleicht noch nicht genau wissen, was da eigentlich passiert ist“, erzählt Anna Engelhardt.  Am Freitag, den 11. Oktober, startet das Welthaus Dortmund in Zusammenarbeit mit dem AWO-Unterbezirk Dortmund die Projektreihe „Koloniale Kontinuitäten überwinden“, die sich bis zum 8. November erstreckt.

Die Ausstellungsstücke von Serge Palasie liefern, in Form von Kunstwerken oder visualisierten Fakten, Hintergrundinformationen, die Palasie über den Abend hinweg aufgreifen wird. Foto: Darya Moalim für Nordstadtblogger.de

Serge Palasie, Fachpromotor für entwicklungspolitische Bildungsarbeit mit Fokus auf Afrika, wird die Besucher:innen durch seine Ausstellung „Sichert(e) sich auch unser Land einen Platz an der Sonne? – Der lange Schatten der deutschen Kolonialzeit“ von 18 bis 20 Uhr im Rosental 1 begleiten.

Mithilfe von Ausstellungsstücken, die in Form von Kunstwerken oder Fakten Hintergrundinformationen übermitteln, beleuchtet Palasie verschiedene Perspektiven und Themen rund um die Relevanz der Kolonialgeschichte. (Mehr Informationen zum Programm am Ende des Artikels)

Neben der Ausstellung ermöglichen die Workshops „Connecting the Dots: Koloniale Spuren erkennen, reflektieren und verändern“  und „Namibia – Deutschlands (Post-)Koloniales Erbe“  eine interaktive Auseinandersetzung, die zur Reflexion kolonialer Haltungen beitragen soll.

Zudem ist das Theaterstück „Questions“, das in Zusammenarbeit mit Jugendlichen aus Ghana und einer Theatergruppe aus Münster entsteht, ein weiterer Bestandteil der Sensibilisierung und Aufklärung des Projekts. Durch die künstlerische Aufarbeitung kann es besonders die jüngere Zuschauerschaft anziehen.

Eine Lokalität zur Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele

Das Welthaus Dortmund ist ein engagierter Verein, der als Dachorganisation für zahlreiche lokale Initiativen fungiert. Im Zentrum stehen dabei Themen wie Nachhaltigkeit und globale Gerechtigkeit, gemäß den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Zugleich soll das Welthaus ein zugänglicher Ort sein, der sowohl externen Interessent:innen als auch den 22 Mitgliedsvereinen eine Plattform bietet, um Projekte zu verwirklichen, die Zusammenkunft von Menschen zu fördern und den Diskurs zu unterstützen.

Ab dem 01. November wird im der neue Standort des Welthauses, im Rosental 1, vollständig bezogen. Foto: Darya Moalim für Nordstadtblogger.de

Eine neue Lokalität ist dafür bereits in Aussicht: Ab dem 01. November wird das Welthaus eine neue Räumlichkeit in der Dortmunder Innenstadt, genauer im Rosental 1, beziehen.

Für die anstehende Ausstellungsreihe wird jedoch eine frühzeitige Nutzung der Örtlichkeit möglich sein, sodass die Ausstellung von Serge Palasie und der Namibia-Workshop dort stattfinden können. Das Theaterstück wird hingegen im Fritz-Henßler-Haus aufgeführt, während der Workshop „Connecting the Dots“ in den Räumlichkeiten des Muslimischen Jugendwerks in der Kleppingstraße 8 stattfindet.

Kolonialismus – Noch immer ein gegenwärtiges Problem

Aufhänger der Projektreihe ist das von der LWL-Kulturstiftung mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ins Leben gerufene Themenjahr „POWR! Postkoloniales Westfalen-Lippe“. Die Kulturprojekte in der Region Westfalen-Lippe greifen auf verschiedene Weisen die koloniale Vergangenheit und deren Relevanz in der heutigen Gesellschaft auf.

Das Welthaus Dortmund hat  22 Mitgliedsvereine und etwa 20 weitere Mitglieder, die keine Vereine sind. Es besteht auch die Möglichkeit, als Einzelperson Mitglied zu werden. Dies erfolgt häufig in Form einer Fördermitgliedschaft.

Zwar gehören expansionsbestrebte Invasionen der Kolonialisierung, die in Unterdrückung und Menschenhandel mündeten, nicht mehr zum alltäglichen Vorgehen in Europa. Dennoch hinterlässt dieses jahrhundertelange Kapitel Spuren in der Gesellschaft, die sich bis heute manifestieren – oft unwissentlich für viele. Genau hier möchte das Welthaus anknüpfen, um für Aufklärung und Reflexion zu sorgen.

„Viele Menschen nehmen fälschlicherweise an, Rassismus sei zuerst entstanden und habe dann zur Kolonialisierung geführt. Tatsächlich begann dieser Prozess mit der Kolonialisierung: Die Rassenkonzepte wurden so entwickelt, dass Menschen so weit entmenschlicht wurden, dass man mit ihnen das tun konnte, was geschehen ist. Wenn ich dies als Grundlage betrachte und erkenne, dass Rassismus nach wie vor viele Menschen im Alltag, auch hier in Dortmund, betrifft, dann ist das für mich allgegenwärtig“, erklärt Engelhardt.

 

Die Wichtigkeit der Bewusstseinsschaffung

Bewusstseinsschaffung und eine aktive Auseinandersetzung: Das strebt das Welthaus mit der Projektreihe letzten Endes an. Besonders als Thema, dem im Alltag von vielen Menschen wenig Relevanz zugesprochen wird, sollten die Aktualität und der Einfluss auf kreative und interaktive Weise vor Augen geführt werden.

Dass die Projektreihe damit erfolgreich sein wird, ist Engelhardt überzeugt: „Ich glaube, wer den Mut aufbringt, das Thema genauer zu betrachten, wird feststellen, dass es spannend ist und nicht trocken. Es geht nicht darum, einfach die Fakten und Jahreszahlen des Kolonialismus zu lernen, sondern vielmehr darum zu verstehen, wie die Kolonialzeit noch heute Auswirkungen hat und warum diese Themen nicht abgeschlossen sind.“

Weiterführende Informationen zum Programm gibt es hier:

Koloniale Kontinuitäten überwinden


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