Belästigungen, Kriminalität, Drogenkonsum, Verwahrlosung sind Themen

Ein Jahr Sonderstab „Ordnung und Stadtleben“: Polizei und Stadt sehen erste Erfolge in der City

Eine temporäre Anmietung der Fläche gegenüber des Drogenkonsumraums soll zur Entlastung für der Öffentlichkeit dienen, bis weitere Lokalitäten gefunden werden. Foto: Anja Cord für Nordstadtblogger.de

Belästigungen, Kriminalität, Drogenkonsum, Verwahrlosung: Seit geraumer Zeit stellt die Dortmunder Innenstadt für viele Menschen keinen behaglichen Ort mehr dar. Der im Sommer 2023 von der Stadt und Polizei Dortmund ins Leben gerufene Sonderstab stellt sich der Herausforderung. Polizei und Stadt ziehen nach einem Jahr eine Zwischenbilanz.

Das polizeiliche Vorgehen: „Wir sind auf dem richtigen Weg“

Der steigende Konsum von Crack stellt die Problemlösungskompetenz der Stadt Dortmund auf die Probe. Deutlich wird die dahinter stehende Problematik durch die unkalkulierbaren Konsummengen und entzugsbedingten Ausschreitungen auf den Dortmunder Straßen. Umso mehr setzte die Polizei Dortmund im Rahmen des Sonderstabs alle Maßnahmen der Entgegenwirkung in Kraft, die zur Verfügung standen, berichtet der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange.

Polizeipräsident Gregor Lange und OB Thomas Westphal berichten über den Sonderstab „Ordnung und Stadtleben“ nach einem Jahr im Einsatz. Foto: Anja Cord für Nordstadtblogger.de

Seit der Etablierung des Sonderstabs im letzten Jahr hat die Polizei 26.000 Personalstunden abgeleistet. „Das sind so viele Stunden wie noch nie zuvor“, berichtet Lange.

Die Einsatzorte fokussieren sich dabei auf die Dortmunder Nord- und Innenstadt. Der gestiegene Kontrolldruck seitens der Polizei lässt ebenfalls eine Reduzierung der öffentlichen Raubüberfälle feststellen.

Diese befinden sich in diesem Jahr im „niedrigen zweistelligen Bereich“ und lassen auf eine Senkung zum Vorjahr schließen, so Lange. Die verstärkte Konzentration auf die Bekämpfung der Kriminalität zog seit Juli 2023 etwa 1234 Strafanzeigen und 473 Freiheitsentziehungen seitens der Polizei nach sich.

Auslastung des Drogenkonsumraums zwingt zu neuen Maßnahmen

Die steigende Nutzung des Drogenkonsumraums in der Dortmunder Innenstadt bildet einen zentralen Erfolg in den Bemühungen des Sonderstabs ab. Der hygienisch-kontrollierte Raum mit notfallmedizinischen Mitarbeiter:innen soll einerseits die Gesundheitsgefahren der Konsument:innen reduzieren, beispielsweise durch die Bereitstellung von sterilen Konsumutensilien. Andererseits stellt er, neben der Minderung des Konsums im öffentlichen Raum, weiterführende Hilfsangebote zur Verfügung, die den Ausstieg erleichtern sollen.

Der Drogenkonsumraum in der Drogenhilfe-Einrichtung „Kick“ bietet Rat und Hilfe.

Trotz der Erweiterung der Öffnungszeiten ist die derzeitige Kapazitätsgrenze jedoch überschritten. Dies hat zur Folge, dass sich der Aufenthalt von wartenden Konsument:innen auf die Straßen vor dem Raum verlagert und vermehrt Beschwerden von Anwohner:innen, Geschäftsinhaber:innen und Passanten hervorruft.

Um dem entgegenzuwirken, erfolgt eine temporäre Anmietung der gegenüberliegenden begrünten Fläche. So soll der unkontrollierte Aufenthalt eingedämmt werden, bis langfristige Räumlichkeiten als Anlaufstelle für Konsument:innen zur Verfügung stehen.

Die Dringlichkeit weiterer Konsumräume unterstreicht Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal. Die Erweiterung neuer Lokalitäten soll unter anderem zur Spaltung der Drogenszene dienen. Besonders in Anbetracht des steigenden Konsums von Crack, dessen Entzugserscheinungen eine hohe Aggressivität auslösen können, steht eine Teilung zugunsten der Suchthilfe im Vordergrund, erklärt Westphal.

Konzeptausarbeitungen des Sonderstabs in Planung

Die Konzeptausarbeitungen des Sonderstabs laufen weiterhin auf Hochtouren, so Westphal. In Planung steht unter anderem die Ausarbeitung eines Präventionskonzepts für Schulen, um dem Drogenmissbrauch vorzubeugen.

Robert Litschke, Leiter des Kommunalen Lagezentrums, ist Ansprechpartner und Koordinator im Sonderstab. Foto: Anja Cord für Nordstadtblogger.de

Des Weiteren steht die Konzipierung eines Nachtcafés in der Innenstadt auf der Agenda. Dies soll eine Anlaufstelle für Obdachlose und Süchtige darstellen, die sich normalerweise nachts auf den Straßen aufhalten, erklärt Robert Litschke, tätig in der Organisation des Sonderstabs.

Einen Bedarf an Lösungsansätzen hat auch der Standort des Dortmunder Hauptbahnhofs, der einen bemerkenswerten Brennpunkt für Obdachlose und Süchtige darstellt.

Die Idee sei, ein Übernachtungsangebot sicherzustellen, das gezielt an die nächtigen Personen am Hauptbahnhof gerichtet ist. Der Zeitraum der Realisierung der Ideen steht bislang jedoch nicht fest.


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  1. Präsenzkonzept der Polizei: 401 Personen überprüft und 101 Platzverweise ausgesprochen (PM POL-DO)

    Mit starker Unterstützung der nordrhein-westfälischen Bereitschaftspolizei war die Dortmunder Polizei auch in den vergangenen Tagen vorrangig in der Dortmunder Innenstadt im Einsatz, um den illegalen Handel mit Rauschgift zu unterbinden, Ermittlungen gegen Tatverdächtige aufzunehmen, Haftbefehle zu vollstrecken und Platzverweise auszusprechen. Mit dem „Präsenzkonzept Fokus“ ist die Dortmunder Polizei seit dem Sommer 2023 im Einsatz, um Straftaten zu verhindern und für Sicherheit zu sorgen.

    In sieben Einsätzen zwischen dem 9. und dem 17. Oktober überprüfte die Polizei 401 Personen und 113 Fahrzeuge. Die Kontrollen führten zu 101 Platzverweisen, 27 Strafanzeigen und 7 Festnahmen. Dabei vollstreckte die Polizei auch Haftbefehle. Die verdeckt arbeitenden Zivilkräfte und die uniformierten Teams waren tagsüber sowie in den Abend- und Nachstunden an mehreren Orten im Einsatz.

    Im Fokus stand dabei u.a. das Umfeld des Drogenkonsumraums an der Martinstraße in der Innenstadt. Dort erkannte die Polizei bei früheren Kontrollen bereits aufgefallene Personen. Sie erhielten wie in den vergangenen Wochen und Monaten konsequent Platzverweise. Anwohner und Einzelhändler fühlen sich durch diesen Personenkreis belästigt.

    Am 13. Oktober erhielt die Polizei Hinweis auf zwei junge Männer und einen Jugendlichen, die auf der Kampstraße mit Drogen handelten. In Drogen-„Bunkern“ entdeckte die Polizei mehrere Mobiltelefone und Bargeld (485 Euro), das vermutlich aus dem Verkauf von Drogen stammte. Die Gegenstände wurden sichergestellt. Strafverfahren sind eingeleitet.

    Am 15. Oktober fiel in der Klosterstraße ein Auto auf. Die drei Insassen waren der Polizei bereits als Drogenhändler bekannt. Für den Fahrer lag ein Verbot für das Mitführen von Messer vor. Die Männer erhielten Platzverweise für die Innenstadt. An diesem Einsatztag flüchtete am Platz von Amiens ein Jugendlicher vor der Polizei. Die Flucht führte jedoch nur bis zur Museumsgasse, wo die Einsatzkräfte ihn stoppten. Der Grund für die Flucht war schnell klar: Der 17-Jährige führte eine Feinwaage und Drogen mit sich. Seine Eltern holten ihn nach Abschluss der ersten Ermittlungen ab. Die Kriminalpolizei ermittelt weiter gegen den Jugendlichen.

    Dass der hohe Kontroll- und Strafverfolgungsdruck in der Innenstadt wirkt, zeigte am 17. Oktober auch das Verhalten eines Passanten: Der Mann erblickte einen Streifenwagen – und rannte davon. Der Grund: Gegen ihn lag ein Haftbefehl vor. Die nächste Fahrt führte in eine Justizvollzugsanstalt, wo der verurteilte Straftäter jetzt eine Haftstrafe verbüßt.

    Die Polizei kontrollierte in den vergangenen Tagen u.a. am Drogenkonsumraum (Café Kick), im Umfeld der Thier-Galerie, in der Wißstraße, im Stadtgarten, im Klinikviertel, an der Möllerbrücke, am Evinger Platz, am Parkhaus Barop, am Hauptbahnhof und am Hörder Bahnhof, in der Schützenstraße, im Park am Dietrich-Keuning-Haus, in der Braunschweiger Straße und in der Erwinstraße. Nicht an allen Orten waren Verdächtige zu beobachten.

    Eigene Erkenntnisse und Hinweise von Bürgerinnen und Bürgern führen regelmäßig zu Identitätsfeststellungen, Platzverweisen, Festnahmen und Strafanzeigen. Die Polizei setzt die Kontrollen deshalb weiter fort.

    Siehe auch: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/4971/5879801

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