Am ersten Jahrestag des terroristischen Massakers der Hamas auf Israel wurde gestern (7. Oktober 2024) an der Dortmunder Reinoldikirche den Opfern und Geiseln gedacht. Das „Netzwerk zur Bekämpfung von Antisemitismus“ in Dortmund hatte die Kundgebung veranstaltet. Es gab verschiedenen Redebeiträge, Rap-Musik eines jüdischen Dortmunders und die Schilderungen von zwei Überlebenden, die extra aus Israel nach Dortmund angereist sind.
Friedliches Gedenken an die Opfer des 7. Oktobers am Montagabend in Dortmund
Islamistische Kämpfer der terroristischen Hamas überfielen im Morgengrauen des 7. Oktobers 2023 das israelische Nova-Festival, mehrere Kibbuze und Stellungen des israelischen Militärs. Sie ermorden, vergewaltigen und verschleppen Israelis in den Gaza-Streifen.
Es war das größte Massaker an Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust der Nationalsozialisten. Seitdem ist der Nahostkonflikt erneut entfacht, die Region ist an mehreren Fronten im sich auszubreiten drohenden Kriegszustand.
Mit einer Schweigeminute für die brutal ermordeten Israelis und für die immer noch in Gefangenschaft der terroristischen Hamas festgehaltenen Geiseln eröffnete Jacob Liedtke von der Faninitiative „ballspiel.vereint!“ die gestrige Gedenkveranstaltung in der Dortmunder City am Montagabend.
Der „virulente Antisemitismus“ in Deutschland als wiederkehrendes Thema
„Sollte es zu Störungen kommen, lassen sie sich bitte nicht provozieren. Die Polizei hat uns zugesagt die Veranstaltung zu schützen. Wenn irgendetwas ungewöhnlich oder bedrohlich erscheint, wenden Sie sich an die Ordner oder an die Polizei“, erklärte Liedtke den Teilnehmenden gleich zu Beginn der Veranstaltung.
Er verdeutlichte damit die aktuelle Situation für in Deutschland lebende Jüdinnen und Juden und für alle, die sich mit ihnen solidarisieren.
Beinahe zwei Stunden lang horchten die Teilnehmenden den Redebeiträgen, u.a. von Micha Neumann, Leiter der Fachberatungsstelle bei Antisemitismus und Rassismus (Adira), der Antisemitismus-Beauftragten des Landes NRW, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Paul Mentz von der Dortmunder Beratungsstelle bei Rechtsextremismus „U-Turn“. Ein immer wiederkehrendes Thema war der „virulente Antisemitismus“ in Deutschland.
Zahlreiche Redebeiträge thematisierten die Auswirkungen des Massakers
Extra angereist für die Gedenkveranstaltung waren zwei Israelische Überlebende des 7. Oktobers. Ihr Zuhause, das Kibbuz Nachal Oz, war auch überfallen worden. „Es war 10 Uhr morgens und wir haben begriffen, dass die Hamas-Terroristen bald an unserem Haus ankommen würden und niemand da sein würde, um uns zu retten. Wir hätten an diesem Tag für ein entspanntes Wochenende und einen Feiertag aufwachen sollen. Stattdessen sind wir um 6:28 Uhr vom Geräusch von Sirenen und der terroristischen Angriffe wach geworden“, sagten sie auf der Bühne.
Auch Zwi Rappoport, Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde Dortmund, sprach auf der Bühne. „Heute vor einem Jahr überfielen die Hamas, der islamische Dschihad und andere Terrorgruppen Israel und massakrierten mehr als 1200 unschuldige Menschen.
Jung und alt wurden wahllos erschossen, gefoltert, vergewaltigt und verbrannt. In ihren Häusern, auf einem Musikfestival, auf einem Morgenspaziergang oder auf der Flucht ihrer Verfolger“, begann Rappoport seine Rede.
Verstärkt worden seien die Gräueltaten durch den Einsatz von Bodycams, Livestreams und einer „wahren Flut von menschenverachtenden Videos und Selfies“, teilweise unter Nutzung der Handys ihrer Opfer, so Rappoport. Er ist sich sicher, dass die grauenhaften Bilder die eindeutige Botschaft „Wir werden nicht innehalten, bis alle Juden ermordet sind“ vermitteln sollen.
Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde Dortmund thematisierte fehlende Empathie
Rappoport bemängelte vor allem das ausbleibende Mitgefühl für Jüdinnen und Juden seit dem 7. Oktober. Anfangs habe es noch spärliche Empathie für Israel und Jüdinnen und Juden gegeben, die jedoch in dem Moment verschwunden sei, als Israel anfing, sich zu wehren.
Er setzte dem deutschen Verständnis von „Nie wieder Krieg“ entgegen: „Wir Juden haben aus Auschwitz eine andere Lehre gezogen, ,Nie wieder Opfer‘. Die Gründung des jüdischen Staates Israel 1948 war die logische Konsequenz dieser Lehre. Nie wieder sollten Juden wehrlos zur Schlachtbank geführt werden.“
Rappoport zeigte sich schockiert über die aktuelle Situation in Deutschland, die „äußerst bedrohlich für die jüdische Gemeinschaft“ sei und ihn ratlos mache.
Hoffnung schöpfe er aus dem interreligiösen Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen in Dortmund, dessen Gesprächsfaden trotz der brisanten Lage nie abgerissen sei, so Rappoport. Er sagte: „Uns ist allen bewusst, letztendlich werden dort keine Meinung und keine Demonstrationen in Deutschland den Nahostkonflikt lösen. Vielmehr geht es doch um unser Zusammenleben hier vor Ort. Und das ist nur möglich mit gegenseitiger Empathie, Respekt und Toleranz. Deshalb, trotz aller Widrigkeiten und Widersprüchen, wir alle sind Dortmund.“
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