Die Auswirkungen und die Solidaritätsveranstaltungen im Überblick

SERIE „Ein Jahr nach dem 7. Oktober“: Der Überfall der terroristischen Hamas auf den Staat Israel

Rund 400 Menschen erklärten sich nach den Angriffen der Hamas solidarisch mit Israel.
Unter dem Motto „Gegen Antisemitismus und Terror – Bring them home now“ wird Montag in Dortmund demonstriert. Foto: Karsten Wickern

Am kommenden Montag (7. Oktober 2024) jährt sich der Überfall der terroristischen Hamas auf den Staat Israel zum ersten Mal. Seither befindet sich die Region an mehreren Fronten im Kriegszustand, der sich immer weiter auszubreiten droht. Und die Ereignisse betreffen auch Menschen in Deutschland: Die Zahlen antisemitischer Straftaten steigen immer weiter, Jüdinnen und Juden ziehen sich ins Private zurück und auch der antimuslimische Rassismus nimmt massiv zu.

Der 7. Oktober als Zäsur und die Angst vor einer Eskalation im Nahen Osten

Morgengrauen des 7. Oktober 2023. Islamistische Kämpfer der terroristischen Hamas überfallen das israelische Nova-Festival, mehrere Kibbuze und Stellungen des israelischen Militärs. Sie ermorden, vergewaltigen willkürlich und verschleppen Israelis in den Gaza-Streifen. Es ist das größte Massaker an Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust der Nationalsozialisten.

Foto: Paulina Bermúdez für nordstadtblogger.de

Seitdem ist der Krieg im Nahen Osten erneut entfacht. Israel bekämpft die terroristische Hamas mit allen Mitteln. Tag für Tag sterben dabei zahlreiche Zivilist:innen im Gaza-Streifen. Die humanitäre Lage dort ist katastrophal.

Die Hamas nutzt die Menschen in Gaza als Schutzschilde, führt gleichzeitig einen Informationskrieg in den sozialen Netzwerken. Und auch ihre islamistischen Verbündeten greifen Israel an: Seit dem 8. Oktober 2023 attackiert die islamistische Hisbollah nahezu täglich aus dem Libanon den Staat. Sporadisch kommt es auch zu Attacken durch die Huthi-Rebellen aus dem Jemen. Alles dirigiert vom Iran.

Vor allem die Palästinenser:innen nehmen Israel als Aggressor und Kriegstreiber war und demonstrieren gegen das Sterben in Gaza. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Gleichzeitig demonstrieren in Israel immer wieder Menschenmassen gegen das rechtsextreme Netanyahu-Regime. Sie fordern die Freilassung der Geiseln. „Free Gaza from Hamas, Free us from BiBi“, steht auf Plakaten.

Seit mehr als einer Woche droht eine weitere Eskalation: Israel greift die Hisbollah-Miliz im Libanon an, tötet ihren Chef. Darauf reagiert Dienstagabend das iranische Mullah-Regime und feuert mehr als 150 Raketen auf Israel. Die Sorge vor der Ausweitung des Krieges ist groß.

Serie „Ein Jahr nach dem 7. Oktober“ will tiefergehend berichten

Und als wenn die Situation nicht schon schlimm genug für die unmittelbar betroffenen Menschen in der Region wäre, so hat sie auch Auswirkungen auf Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt. Antisemitische Vorfälle nehmen rasant zu, jüdisches Leben in Deutschland scheint vor Angst erstarrt zu sein.

Palästinensischer Protest gegen die Angriffe Israels auf die Hamas in Gaza, die zehntausenden Zivilist:innen das Leben kosteten. Foto: Paulina Bermúdez

Auf den Straßen Berlins feierten Menschen das Massaker des 7. Oktobers, Dienstagabend wurde öffentlich gefeiert, als Israel aus Iran bombardiert wurde.

Zeitgleich steigt auch der antimuslimische Rassismus in Deutschland. Die AfD geht als eindeutige Gewinnerin aus den Landtagswahlen im Osten hervor. Ihr selbsterklärtes Feindbild: Muslime. Die Fronten, alle Fronten, so scheint es, verhärten sich weiter. Die Komplexität und Vielschichtigkeit der aktuellen Ereignisse überfordern – so unser Eindruck.

Aus dem Grund haben wir als Nordstadtblogger:innen entschieden, anlässlich des ersten Jahrestags des 7. Oktobers tiefergehend zu berichten. Wir möchten sowohl Raum für persönliche Perspektiven geben, als auch für Fakten und historisches Wissen, um zum Nachdenken und Austausch anzuregen.

Mehrere Veranstaltungen am ersten Jahrestag in Dortmund

Am Montag ruft das „Netzwerk zur Bekämpfung von Antisemitismus in Dortmund“ zu einer Solidaritätskundgebung unter dem Motto „Gegen Antisemitismus und Terror – Bring them home now“ auf. Mit der Kundgebung will das Netzwerk in der Öffentlichkeit für die Ereignisse und Folgen des 7. Oktober 2023 sensibilisieren und Dortmunder:innen die Möglichkeit bieten, gegen Antisemitismus aufzustehen und Solidarität mit den Betroffenen zu zeigen. Die Veranstaltung findet um 17 Uhr an der Reinoldikirche statt.

Israelbezogener Antisemitismus wird immer sichtbarer – auch in Dortmund. Foto: Alexander Völkel

Ab 5:29 Uhr deutscher Zeit – also zum exakten Zeitpunkt des Überfalls um 6:29 Uhr Ortszeit – findet an der Steinstraße 50 eine Mahnwache mit dem Titel „Never forget October 7th“ statt. Die Mahnwache in Dortmund ist Teil einer internationalen Kampagne der „Marsch des Lebens“- Bewegung, bei der zeitgleich weltweit in vielen Ländern Mahnwachen mit demselben Titel abgehalten werden.

Am vergangenen Sonntag (29. September) hatte in der Dortmunder Innenstadt eine pro-palästinensiche Demonstration mit etwa 2.000 Teilnehmer:innen stattgefunden. Das Motto lautete „Frieden für alle“. Die Polizei wertete die Versammlung als friedlich, gab aber bekannt, dass es gegen Ende zu volksverhetzenden Aussagen durch ehemalige Demo-Teilnehmer:innen gekommen war. Die Polizei leitete insgesamt drei Ermittlungsverfahren ein.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind für die kommende Woche noch keine pro-palästinensischen Versammlungen angemeldet, erklärt die Polizei auf Anfrage. Zudem gab und gibt es mehrere Vortragsveranstaltungen, die im Kontext des Jahrestages stehen.


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Reaktionen

  1. Veranstaltungen der Auslandsgesellschaft in Kooperation mit anderen Partnern zum Thema (PM)

    Gegen Antisemitismus und Terror! – bring them home now!
    Kundgebung zur Erinnerung an die Opfer des antisemitischen Terrorangriffs in Israel

    Mo 07.10.24, 17:00 Uhr
    Ort: Reinoldikirche, Ostenhellweg 2, 44135 Dortmund

    Die terroristischen Angriffe vom 7. Oktober jähren sich zum ersten Mal. Hunderte Kämpfer der Hamas und des islamischen Dschihad drangen damals durch den zerstörten Grenzzaun in israelisches Gebiet ein um dort zu morden, zu quälen, zu vergewaltigen und zu rauben. Blind wütete die antisemitische Gewalt unter allen, die den Angreifern in die Hände fielen. Es war der schwerste antisemitische Gewaltakt nach 1945 und eine Zäsur in der Geschichte des Terrors gegen Israel. Doch noch während das ganze Ausmaß des Grauens – von den Tätern selbst ausführlich dokumentiert – der Weltöffentlichkeit bekannt wurde, setzte bereits kurz darauf das Verdrängen, Verleugnen und Relativieren ein. Wo Empathie, Mitleid und Solidarität gefordert gewesen wären, erlebten Israelis, Jüdinnen und Juden viel zu oft Kälte, Desinteresse und Anfeindungen. Obwohl der 7. Oktober nun ein Jahr her ist, ist er keineswegs vorbei. Noch immer wird das Leben der Menschen in Israel von der Hamas und ihrer Verbündeten bedroht. Noch immer befinden sich über einhundert Geiseln in den Händen der Hamas. Wie viele von ihnen noch am Leben sind und wie es ihnen geht, ist ungewiss. Es lässt sich bloß erahnen, welch furchtbare Dinge sie in der Gewalt ihrer Entführer durchleben müssen.

    Vorbei ist der 7. Oktober auch deshalb nicht, weil der Tag und seine Folgen eine bis heute ungebrochene Welle des Antisemitismus losgetreten haben und als Gelegenheitsstruktur von verschiedenen antisemitischen Akteur*innen genutzt wird. Die Zahlen der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) belegen einen massiven Anstieg antisemitischer Äußerungen und Handlungen. In Bildungseinrichtungen, in den sozialen Medien und auf der Straße wird der Krieg gegen die Hamas in Gaza zum Anlass dafür genommen, Israel zu dämonisieren und das Existenzrecht abzusprechen. Dazu ereigneten sich eine Vielzahl von Angriffen und Anfeindungen gegen Jüdinnen und Juden.
    Auch in Dortmund haben wir eine enorme Zunahme von antisemitischen Vorfällen erleben müssen, die sich auf Demonstrationen, in Form von Schmierereien im öffentlichen Raum, aber auch in alltäglichen Beleidigungen gegen Jüdinnen und Juden ereigneten. Damit wird ein Klima der Einschüchterung und Bedrohung erzeugt, welches dazu führt, dass jüdisches Leben gefährdet wird. Dieser Zustand ist für uns unhaltbar!

    Gemeinsam möchten wir als Netzwerk zur Bekämpfung von Antisemitismus in Dortmund mit einer Kundgebung am Jahrestag des 7. Oktobers innehalten und der Menschen gedenken, die Opfer der terroristischen Angriffe wurden. Wir solidarisieren uns mit den verbliebenden Geiseln, ihren Angehörigen und Freund*innen und fordern: Bring them home now! Wir wünschen uns, dass die Menschen in Israel und Gaza friedlich leben können und nicht mehr unter der Gewaltherrschaft der Hamas und den Folgen ihres Terrors leiden müssen.

    Wir rufen dazu auf, gegen jede Form des Antisemitismus einzutreten und stehen solidarisch an der Seite der Betroffenen.
    Das Netzwerk zur Bekämpfung von Antisemitismus in Dortmund ist ein Zusammenschluss von über 20 zivilgesellschaftlichen Organisationen und städtischen Institutionen, der sich 2018 gegründet hat. Ziel des Netzwerks ist es seither, gegen Antisemitismus in Dortmund vorzugehen und durch Prävention und Intervention wirksam zu bekämpfen.

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    Konstellationen nach dem 7. Oktober – Israels Verteidigung und der Antisemitismus der iranischen Achse
    Referent: Stephan Grigat
    Di 8.10.24, 18 Uhr, Eintritt frei
    Ort: Auslandsgesellschaft.de e.V., Steinstraße 48, 44147 Dortmund
    Achtung: Teilnahme nur nach Anmeldung möglich! Ausweiskontrolle

    Das Massaker der Hamas in Südisrael war nur durch Unterstützung aus Teheran möglich, und die Politik des iranischen Regimes und seiner Verbündeten sind nur zu verstehen, wenn man den antisemitischen Kern der Ideologie der iranischen Machthaber und der Terrorarmeen an den Grenzen Israels in das Zentrum der Analyse rückt.

    Der Vortrag wird die Bedrohungssituation Israels nach dem 7. Oktober skizzieren und verdeutlichen, inwiefern die konsequente Bekämpfung des iranischen Regimes und seiner Verbündeten Hamas und Hisbollah die Voraussetzung für jegliche Verbesserung der Situation im Nahen und Mittleren Osten ist. Zudem soll gefragt werden, inwiefern die Bündnispolitik Israels im Rahmen der Abraham Accords ein Gegengewicht zur iranischen Achse des antisemitischen Terrors schaffen kann.

    Stephan Grigat ist Professor für Theorien und Kritik des Antisemitismus an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen und Leiter des Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS) in Aachen. Er ist Research Fellow an der Universität Haifa und am London Center for the Study of Contemporary Antisemitism und Autor von „Die Einsamkeit Israels: Zionismus, die israelische Linke und die iranische Bedrohung“ (2014), Herausgeber von „Kritik des Antisemitismus in der Gegenwart: Erscheinungsformen – Theorien – Bekämpfung“ (2023).

    Zur Teilnahme ist eine namentliche Anmeldung per Mail unter vielfalt@stadtdo.de notwendig, welche vor Ort durch die Vorlage eines Ausweisdokuments überprüft wird.

    Eine Veranstaltung der Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie der Stadt Dortmund in Kooperation mit dem Netzwerk zur Bekämpfung von Antisemitismus in Dortmund.

    Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind sowie in dieser Weise die Veranstaltung stören, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.

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    PERSPEKTIVENWECHSEL – Erinnern in einer diversen Gesellschaft
    Zu Gast: Achim Doerfer (Autor und Jurist)
    Do 10.10.24, 18:00 Uhr
    Ort: Rathaus Dortmund, Am Friedensplatz 1, 44135 Dortmund

    Wie muss zeitgenössisches Gedenken in einer diversen Gesellschaft aussehen? Wie schaffen wir eine Erinnerungskultur, die Jugendliche resilient gegen extremistische Gewalt macht? Brauchen wir völlig neue Formen des Gedenkens?

    Achim Doerfer, Autor und Jurist, liest dazu aus seinem Buch „Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen“ und freut sich auf eine spannende Diskussion mit Ihnen. Seine Großmutter und Mutter gehören zu den wenigen, die den Holocaust in Deutschland überlebten und nach 1945 in Deutschland blieben. Anmeldung erbeten unter: r.erdmann@awo-dortmund.de

    Veranstalter: AWO Unterbezirk Dortmund, ADIRA, Auslandsgesellschaft.de, Bündnis der alevitischen Jugendlichen in NRW e.V., Integrationsagenturen NRW, Stadt Dortmund, Taranta Babu, Quartiersdemokraten, Bündnis Tag der Solidarität und Vielfalt. Toleranz. Demokratie

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