Zum Gedenktag an die Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki im Jahr 1945 gab es in Dortmund am 6. August 2024 eine Kundgebung und Demonstration. Die Teilnehmenden setzten ein Zeichen für Frieden und gegen nukleare Aufrüstung. Die Deutsch-Japanische Gesellschaft Dortmund und die Regionalgruppe Dortmund des Vereins Internationaler Ärzt:innen für die Verhütung des Atomkriegs, kurz IPPNW, haben zu der Kundgebung aufgerufen.
Auftakt der Kundgebung am Platz von Hiroshima in der Innenstadt
Die Kundgebung fand gegen 16 Uhr am Platz von Hiroshima statt. Zwei der Teilnehmenden stellten sich mit einem großen roten Banner mit der Aufschrift „Atomwaffen sind verboten“ neben die Skulptur „Mutter Hiroshima“. Die Redner:innen und Teilnehmenden versammelten sich in einem Kreis um das Banner. Die Dortmunder Bürgermeisterin Barbara Brunsing ergriff das Wort mit dem ersten Redebeitrag der Kundgebung. „Wir erinnern an das unvorstellbare Leid und die unzähligen Opfer, die durch den Einsatz von Atomwaffen verursacht wurden,“ sagt Brunsing mit bedrückter Stimme.
Am 6. und 9. August 1945 wurden über Hiroshima und Nagasaki die ersten und bisher einzigen Atombomben abgeworfen. In Hiroshima starben etwa 80.000 Menschen direkt nach der Explosion. Circa 130.000 weitere Menschen starben bis zum Jahresende an den Folgeschäden. ___STEADY_PAYWALL___
Die Bürgermeisterin verdeutlicht, dass sich die Stadt Dortmund gegen die Beteiligung Deutschlands an der nuklearen Teilhabe einsetze und teilt die Unterstützung der Stadt für den Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen mit. „Wir müssen weiter für eine Welt kämpfen, in der Konflikte friedlich gelöst werden und in der das Leben aller Menschen respektiert und geschützt wird“, betont Brunsing und erhält Applaus.
Emotionale Momente bei der Rede von Yoko Schlütermann
Auch Yoko Schlütermann von der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Dortmund verdeutlichte in ihrer Rede, wie wichtig der Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen sei. Dieser wurde bisher von 93 Staaten unterzeichnet. Die deutsche Bundesregierung setzt jedoch weiterhin auf nukleare Teilhabe. Auf dem Militärflugplatz Büchel in Rheinland-Pfalz werden etwa 20 Atomwaffen der Vereinigten Staaten gelagert. Die sollen derzeit in „flexibel einsetzbare“ Waffen umgerüstet werden.
Die Stimmung bei der Kundgebung wird bedrückter, als Schlütermann Berichte von Überlebenden der Atomwaffenabwürfe auf Hiroshima vorliest. Sie hält Bilder zu den Erzählungen hoch, die von Schüler:innen gemalt wurden. Ein Bild zeigt den Lichtblitz, der nach dem Abwurf über Hiroshima zu sehen war. Auf einem anderen Bild sieht man, wie Menschen versuchen über den Fluss voller Leichen vor den Flammen zu fliehen.
Auf dem Platz von Hiroshima findet Volker Wippermann vom IPPNW abschließende Worte für den ersten Teil der Kundgebung. Er geht darauf ein, wieso ausgerechnet Hiroshima Opfer der Atombombe wurde. „Es war eine Stadt, die bislang von Luftangriffen verschont war“, so Wippermann. „Die Amerikaner wollten sehen, wie groß die Zerstörungskraft ist.“
Es gibt weltweit rund 13.000 Atomwaffen, die sich auf Russland, die USA, China, Frankreich, Großbritannien, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea verteilen. Seit den 70er Jahren besteht die mögliche Gefahr des Overkills. „Das ist die Möglichkeit, dass sich die Welt aufgrund der bevorrateten Atomwaffen im Ernstfall mehrfach selbst vernichtet“, so Wippermann. „Atomwaffen müssen abgeschafft und verboten werden“, beendet Wippermann seine Rede mit anschließendem Applaus.
Musik und weitere Redebeiträge am Ginkgo-Baum im Stadtgarten
Nach der ersten Kundgebung gab es einen Demonstrationszug vom Platz von Hiroshima zum Ginkgo-Baum am Stadtgarten. Der wurde 1988 zum Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe gepflanzt. Ginkgo-Bäume waren die einzigen Pflanzen, die von den Atombomben unversehrt blieben. Direkt unter dem Ginkgo-Baum wurden die Demonstrant:innen von der Japanischen Trommlergruppe Senryoku Taiko empfangen. Die Gruppe spielte auf den Trommeln in traditioneller Kleidung typisch japanische Klänge.
Nach dem musikalischen Auftakt folgte ein Redebeitrag von Hanne Toelke vom Friedensforum Dortmund. Sie hat mehrfach an der Friedenskonferenz gegen Atombomben und Wasserstoffbomben in Hiroshima und Nagasaki teilgenommen. „Wir müssen uns mit aller Kraft dafür einsetzen, dass Atomwaffen abgeschafft werden“, so Toelke.
„Doch die gegenwärtige Situation stellt uns als Friedensbewegung vor große Herausforderungen“, findet Hanne Toelke. Durch den Krieg in der Ukraine sei die atomare Bedrohung größer geworden. Die Zahl einsatzbereiter Atomwaffen soll zudem laut Friedensforscher:innen ansteigen. „Wir setzen uns für eine friedliche Welt, für Abrüstung und Verhandlungen ein“, betont Toelke mit überzeugter Stimme. Sie fordert für das Jahr 2025 zum 80. Jahrestag der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki eine große Kampagne für die Abschaffung von Atomwaffen.
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Film zum Antikriegstag: „Die Brücke“
Eine weitere Veranstaltung zur Mahnung gegen Krieg gibt es am 30. August 2024 um 18 Uhr im Taranta Babu in Dortmund. Dort wird der Antikriegsfilm „Die Brücke“ gezeigt. Anlass ist der Antikriegstag. In dem Film geht es um Kindersoldaten, die kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs eine Brücke in ihrer Heimatstadt bewachen sollen. Mehr Informationen auf dem Flyer:
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Stadt Dortmund zeigt Flagge gegen Atomwaffen und setzt sich für friedvolles Miteinander ein
Reader Comments
Ein Mahner
Es ist immer wieder erstaunlich, dass über diese Atombombenabwürfe berichtet wird ohne (höchstens in einer kleinen Randnotiz) zu erwähnen, wer denn die Abwerfer waren. Die gleichen (unsere Freunde) USA, die auch Agent Orange abgeworfen haben.
Nur, damit das mal gesagt wird und zur Kenntnis genommen werden kann. Zum drüber Nachdenken!
Veranstaltung: „Atomwaffentests – das Leid der Betroffenen als Warnung!“ (PM DFG-VK)
Reisebericht und Diskussion mit Yannick Kiesel
Referent für Friedenspolitik der DFG-VK
Do. 14. November, 19:00 Uhr
Taranta Babu, Humboldtstr. 44, Dortmund
Von 1945 bis in die 90er Jahre fanden 2100 Atomwaffentests statt, davon 25% oberirdisch. Dies bedeutete eine immense Strahlenbelastung der näheren Umgebung aber auch weltweit. Wissenschaftler schätzen, dass mehrere hunderttausende Krebstote auf diese Strahlenbelastung zurückzuführen sind.
85 % aller Atomwaffentests wurden durch die USA und die Sowjetunion durchgeführt, Haupttestgelände waren die Wüste Nevada (USA) und Semipalatinsk (Kasachstan/UdSSR)
Im Mai 2024 führte die „Internationale Kampagne für ein Atomwaffenverbot (ICAN) eine Bildungsreise nach Kasachstan, genauer gesagt nach Semei (früher Semipalatinsk) im Osten des Landes, durch. Die Reise führte zu den ehemaligen sowjetischen Atomtestgebieten, wo die Teilnehmer:innen die erschütternden Schicksale der Betroffenen hautnah erlebt haben.
Im Rahmen des Vortrags berichtet Yannik Kiesel, der für die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) an der Reise teilnahm, über die Auswirkungen der Atomwaffentests auf die lokale Bevölkerung und die Umwelt. Darüber hinaus beleuchtet er die Frage der nuklearen Abrüstung und wie Kasachstan, mit einer einzigartigen nuklearen Geschichte, sich plötzlich als Friedensmacht der Region positionieren konnte.
Im Zusammenhang damit wirft er auch einen Blick auf die aktuelle Aufrüstungsdebatte und die geplante Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland, die die Gefahr eines neuen atomaren Wettrüstens und einer Kriseneskalation bedeuten.
Eine Veranstaltung der DFG-VK Landesverband NRW – Ortsgruppe Dortmund