Kiosk, Bude oder Trinkhalle – die kleinen Läden gelten als wichtige Orte für das lokale Miteinander und gelingende Integration über Milieugrenzen hinaus: Etwa drei Viertel der Besitzer:innen und viele der Gäste sind Migrant:innen, was die Bude zu einem wichtigen interkulturellen Treffpunkt machen kann. Unter welchen Bedingungen die Dortmunder Kioske zur sozialen Interaktion in der Stadt beitragen, untersucht derzeit ein interdisziplinäres Projekt der TU Dortmund mit dem Titel „Bude Inklusiv“.
Der Kiosk als integrativer Treffpunkt für Eingewanderte
Die Trinkhallenkultur gilt als wesentlicher Bestandteil des Ruhrgebiets –deswegen ist sie seit 2020 sogar immaterielles Kulturerbe des Landes NRW. Die kleinen Läden bieten nicht nur eine niedrigschwellige Möglichkeit zur Selbstständigkeit für Migrant:innen, sondern dienen Zugezogenen oft auch als Ankunftsort, wo sie Produkte und Sprachen ihrer Heimat finden.
Dabei bekommen Trinkhallen aus wissenschaftlicher Perspektive oft wenig Aufmerksamkeit – das soll das Projekt „Bude Inklusiv“ ändern: Ein Team um Dr. Alexander Röhm aus der Fakultät Rehabilitationswissenschaften untersucht seit April, welche Bedingungen Kioskkultur benötigt und inwiefern sie zur Integration beiträgt.
„Wir erforschen das Potenzial von Buden als Ankunfts- und Begegnungsort. Dafür führen wir Interviews zum Arbeitsalltag in der Trinkhalle und zur Lebenssituation der Besitzerinnen und Besitzer. Vor allem wollen wir herausfinden, unter welchen Bedingungen Kioske zu integrativen Treffpunkten für Eingewanderte werden“ erläutert Röhm das Projekt.
„Wir schauen zum Beispiel, welche geschriebene Sprache oder welche Landesflaggen von außen am Kiosk sichtbar sind, ob das Sortiment Waren aus dem Ausland enthält, die Supermärkte nicht anbieten, und ob es Stammkundschaft gibt.“
Vernetzung und Austausch sowie Kooperationen mit Ordnungsamt und Stadtverwaltung
Verschiedene Herausforderungen bedrohen das Bestehen von Kiosken und damit ihr Potenzial als Ankunftsort: Steigende Betriebskosten durch Strom und Miete, Konkurrenz durch verlängerte Öffnungszeiten von Supermärkten sowie eine geringere Nachfrage nach Tabakwaren und Zeitungen sind nur einige Faktoren, die Budenbesitzer:innen derzeit verstärkt unter Druck setzen.
Daher soll das Projekt auch dazu beitragen, Inhaber:innen miteinander zu vernetzen, sodass diese sich über Schwierigkeiten austauschen können und die Bude als sozialen Integrationsort nicht nur bewahren, sondern auch stärken können. Auch die Kooperation mit kommunalen Akteur:innen wie dem Ordnungsamt oder der Stadtverwaltung ist geplant.
Neben Dr. Alexander Röhm gehören Dr. Jonas Carvalho e Silva und Dr. Yi-Jhen Wu von der TU Dortmund sowie Dr. Paul Eisewicht von der Universität Münster zu den Initiator:innen. Die Forscher:innen kooperieren weiterhin mit dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung Dortmund, der Planerladen gGmbH und dem 1. Kioskclub 06 e.V. Dortmund.
Projekt wird für zwei Jahre mit 20.000 Euro gefördert
Das Projekt entstand aus der Arbeitsgruppe „Glokale Verflechtungen im Ruhrgebiet“ der Global Young Faculty, die das Mercator Research Center Ruhr und die Stiftung Mercator von 2021 bis 2023 förderten.
„Bude Inklusiv“ erhält eine finanzielle Unterstützung für zwei Jahre in Höhe von 20.000 Euro von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Im Rahmen des Programms „150 Projekte für das Ruhrgebiet“ fördert die Stiftung Initiativen, die sich für die Region und deren Bewohner:innen einsetzen.
Mehr Informationen zu „Bude Inklusiv: Integration von Migrant:innen durch kleinunternehmerisches Handeln im Ruhrgebiet“ finden Interessierte hier.